Die letzte Zeit genießen

Die Zeit vergeht wie im Fluge. Kaum erst mit dem Flieger hier gelandet ist auch schon der Flug zurück in Sichtweite. Aber die letzten Wochen sind eigentlich Uni-Frei (bis halt aus so eine einzige nervig Prüfung) und dahingehend kann man nochmal viel Unternehmen.

Zum Beispiel ein weiterer Besuch beim Birdwatchtower bei (fast) wolkenlosen Wetter. Oder eine Fackel-Parade durch die Stadt am finnischen Unabhängigkeitstag.

Weiteres Highlight war das Orienteering. Aber es wären nicht wir, wenn wir beim Orienteering nicht wenigstens ein bisschen straucheln. Wir haben schon gewusst, dass der Christmas-Termin eine Sonderausführung ist. Zum einen gibt es eine Trinkstation (bei der es unter Umständen kein Wasser gibt), die ungewöhnlich oft passiert wird, zum anderen hat die Karte oft ein Gimick. Ist nicht so schlimm denken wir uns, denn das Training findet in Otaniemi statt und da kennen wir uns ja (wenigstens ein bisschen) aus. Wir gewitzten Kerlchen kommen auch recht schnell drauf, dass seit neustem links rechts ist – also die Karte gespiegelt. Zu dem Zeitpunkt sind wir schon recht stolz auf uns und unsere Orientierungskenntnisse. Doch auf der Suche nach Checkpoint fünf gehen wir komplett verloren. Die lieben Damen und Herren Kartensetzer haben sich gedacht, sie sind besonders witzig und nehmen einen Teil der Karte und schieben ihn an einen anderen Platz. Ahaha. So witzig. Wir stehen da so rum, wie der Ochs vorm Berg, und versuchen irgendeinen Anhaltspunkt in der Karte zu finden. Taj war halt nicht möglich. Wer zum heiligen Pumuckl kann denn sowas erwarten. Nachdem wir beschließen einfach für jede der Controlls in diesem Bereich einen Fehler zu kassieren, geht es aber eigentlich recht zügig weiter. Nach wieder einmal mehr als der doppelten Siegerzeit schaffen wir es dann doch ins Ziel.

War in gesamten schon eine echt tolle Zeit bei den Teeksu (Teekkarisuunnistajat). Für jedes Event wurden neben den Vorbereitungen auch immer Essen, Getränke und Snacks organisiert – typisch finnisch gabs danach immer noch eine Sauna. Außerdem haben sie uns phasenweise tollpatschigen Anfängern (zwar nicht durch einfache Karten, aber) mit Leihkompasse, Lampen und allerhand Tipps unterstützt. Vermutlich der einzige Ort, an dem ich wirklich viel mit Finnen zu tun hatte.

Als letzten Ausflug fahren wir ein zweites Mal nach Tallinn. Wie es Österreichern einfach im Blut liegt: mit der Fähre. Der Plan: Gemütlich nachholen, was wir noch nicht gesehen haben. Dabei geht es in den Wasserflugzeug-Hangar mit Uboot und jeder Menge Flak-Geschützen, ein kleiner Spaziergang auf der Mauer und abschließend noch auf den Weihnachtsmarkt. Um dem ganzen noch den traditionellen Studenten-Touch zu verleihen, stoppen wir vor der Rückfahrt noch bei einem Alkoholladen. Mal schaun, wie Jaloviina und Koskenkorva daheim ankommen.

Pre-christmas parties all the way

Tja nachdem ich von Lappland zurückgekommen bin, war ich erst einmal eher angeschlagen. Es gab auch genügend Arbeit für die Uni aufzuholen. Nichtsdestotrotz geht es am Mittwoch zu einem der letzten großen Fuksi-Events. Fuksis von ganz Aalto durften in dieser Wappu-Simulation (großes Fest der Teekari in dem Fuksis offiziel zu Teekari werden) einige witzige Events durchspielen. Dabei haben wir ein eigenes Mini-Sitsit inklusive kaltem Essen, großartigen Songmeistern und noch besserem Gesang organisiert. Eine weiter große Wappu-Tradition ist Jäyna. Dabei geht es darum, einen (für alle witzigen) Community-Prank auszuführen und zu dokumentieren. An Wappu wird dann die beste Idee gewählt und es gibt vorallem viel Alkhohol zu gewinnen. Ein weitere witzige Station war die Podcast-Station. Es geht darum kontroverse Themen möglichst subjektiv zu diskutieren. Und auch wenn wir nicht wirklich live waren, glaube ich dass unsere Meinung über Burger-King als Date-Location und Mayoneise auf Pizza schon auch die Allgemeinheit begeistert hätte. Am Ende gibt es dann noch „alternative“ Teekari-Hats und eine Afterparty in der Rantasauna. Da ich verkühlt bin, gehe ich nur mit, weil es auch Essen und Karaoke gibt. Soweit der Plan.

Die Umsetzung hat dann in Singsauna, Schneeballschlachten, Jacuzzi und Eisbaden geendet. Nicht spezifisch in dieser Reihenfolge. Resümee: Die Mission ist erfolgreich fehlgeschlagen. Am nächsten Tag ist es mir eigentlich ganz gut gegangen – ich wage jedoch an der Korrelation zu zweifeln.

Ansonsten eine recht gemütliche Woche. Wen es schneit oder Schnee liegt, ist meine Stimmung prinzipiell einmal Richtung euphorisch geshiftet – von dem her bin i ganz gut drauf. Zwischen Uni und Pre-Christmas-Events gabs noch Eislaufen, Helsinki-Christkindlmarkt und ein Teekkari-Capture-the-Flag auf ganz Otaniemi. Für letzteres brauchte man trotz solide zweistelliger Minusgrade nicht unbedingt eine dicke Jacke.

Flashbacks gabs beim Besuch des Tonstudios in der Oodi-Bibliothek. Der analoge Synthesizer ist schon ein echt nices Stück Elektrotechnik, das aus rein analogen Spannungssignalen Musik erzeugt. Und wenn man sich damit auskennt (Hust thx Francesco) kann man damit Töne erzeugen, die man sich, wenn man an die ursprüngliche Sinuswelle denkt, garnicht vorstellen kann. Am Synthesizer mit Kabel herumzustecken hat schon Erinnerungen an die guten alten Elektrotechnik-Labor-Zeiten geweckt.

Lappland Adventures

Wuhuu. Jetzt wird eine Woche Urlaub im Land der Lappen gemacht. Dafür geht es weit in den Norden. Als Referenz: Helsinki ist ca. 1400km nördlich von Innsbruck. Kilpisjärvi ist nochmal stolze 1000km nördlich von Helsinki. Dementsprechend lange ist auch die Busfahrt.

Am ersten Tag stehen dann Stopps in Rovaniemi und dann dem „official“ Santa Village an. Das Ganze ist nett gemacht und glücklicherweise noch nicht komplett überrannt, jedoch kann man es vom „official“ schon denken: Ein bisschen Überkommerzialisiert. Wirklich charmant ist das Santa Clause-Postoffice. Es gibt eine gigantische Auswahl an weihnachtlichen Postkarten und Postkästen, die passend vor Weihnachten geleert und versandt werden. Zudem findet man nette Theme-Elemente wie eine Sammlung der bisher für dieses Jahr erhalten Weihnachtswünsche.

Ein weiteres Highlight ist die Husky-Safari. Wir fahren zu einer Huskyfarm mit ca. 200 Alaska Huskys (nicht so flauschig wie die sibirischen Huskys, die man sich so als Standard Husky vorstellt, aber bessere Arbeitstiere). Dort werden Huskys für Polar-Safaris, Huskyrennen und natürlich auch kurze bis mehrtägige Safaris für Touristen trainiert. Wir haben eine ca 5km lange Runde gedreht mit je zwei Personen pro Team, durften also sowohl als Passagier als auch als Musher (Fahrer des Schlittens) die Fahrt genießen. Wobei das ganze wirklich ein Erlebnis ist. Jedes Team besteht aus 6 Hunden und ist wirklich begierig darauf loszulaufen. Durch die vollkommen ruhige Natur mit einem Team motivierter Hunde zu gleiten wird mir auf jedem Fall in Erinnerung bleiben. Danach durften wir noch durch die Farm streifen, die Hunde in ihren Gehegen oder Kreisen besuchen und zum Abschluss in einer warmen Cottage einiges über die Farm erfahren. Gehört schon einiges dazu, vorallem dafür zu sorgen, dass a. die Hunde in einem Team sich mögen und nicht gegenseitig anspringen und b. die ganze Zeit Mänchen und Weibchen strikt getrennt sind (wiso den bloß xD). Beim Schneeschuhwandern am Abend gibt es dann noch eines der Zitate des Urlaubs: „We should have called an uber“.

Am nächsten Tag geht es zum nördlichsten Punkt, an dem ich je war und (mit hoher Wahrscheinlichkeit) je sein werde. Die norwegische Stadt Tromsø. Die Busfahrt dorthin macht auch schon gleich den größten Unterschied in der Landschaft klar: Im Gegensatz zu Finnland gibt es Berge. Außerdem sind wir zu dem Zeitpunkt so nördlich, dass man im Tal schon in der polaren Nacht ist. Das Tageslicht, das man bekommt, ist dafür begleitet von einem mehrstündigen orangen Schimmern am Horizont. Hat auch was. Die Stadt ist ganz schön anzuschauen, aber am schönsten sind die Ausblicke auf die stark beleuchteten Siedlungen an den Ufern. Zu den Attraktionen gehört eine ganze Liste an nördlichsten Dingen: Burger King, Golfkurs, >50k Einwohner-Stadt, Symphonie-Orchester, Fußballstadion, Ampel, Kathedrale, Botanischer Garten…..

Am Abend geht es bei ausreichend gutem Wetter auf Nordlichterjagt. Ein gutes Stück vom Dorf führen wir Auroratänze auf und legen am gefrorenen See Eisslides frei, um warm zu bleiben. Die Bemühungen werden mit einigen schönen Auroren belohnt.

Am folgenden Tag haben wir frei – daher wird erst mal ausgeschlafen, die Nordlichtjagd hat dann doch ein bisschen länger gedauert. Dann geht es mit Plastikbobs auf eine Wanderung. Die Bobs und regelmäßigen Schneegefechte halten den Fortschritt zwar in Grenzen, aber Schneeballschlachten machen einfach zu viel Spaß. Am Abend fahren wir nochmals nach Norwegen ans Meer zu einer Sauna. Ist schon ein Erlebnis für den Kreislauf. Die erste Minute im Meer glaubt man immer man stirbt. Glücklicherweise bin ich dank grazer Training letztes Jahr schlimmeres gewohnt.

Am Ende geht es noch nach Levi. So gebirgig, wies in Finnland halt geht. Kann einem als Tiroler jetzt nicht direkt beeindrucken, aber das Dorf ist ganz nett. Es besteht aus vielen kleinen Resorts und nur wenigen Hotelpalästen und hat dadurch trotzdem überwiegenden Touristenfokus noch einen gewissen Wintersportdorf-Charme. Der Schnee ist ein reiner Traum: Höchsttemperaturen um die -10°C sorgen für puren Pulver wie er im Buche steht. Cross-country-skiing war auch eine witzige Angelegenheit. Stellt sich heraus: Ist nicht ganz so leicht, wenn man noch nie Ski an den Füßen hatte. Nachdem der Haufen nach endlich in Fahrt war, stellt sich dem Zug ein Problem entgegen, wenn jemand weit vorne stürzt. Die bevorzugte Bremsmethode ist einfach selbst zu stürzen. Schon recht witzig, die Karambolagen zu beobachten. Den normalen Klassikstil hatten wir recht schnell raus und machten die Aktion dann auch sportlich interessant. Beim Überholen mit Grätschschritt habe ich kurz etwas im Schnee glitzern gesehen. Stellt sich heraus der Grätschschritt funktioniert nicht wirklich wie mit normalen Ski.

Abschließendes Resümee: Absolut nicer Ausflug. Kann man nur empfehlen. Einziges Problem: Distanzen sind riesig und man sitzt wirklich verdammt viel im Bus. Allgemein war der Ausflug auch recht teuer und mit einem privaten Auto hätte man mehr gesehen und unternehmen können. Dafür war der Gruppenspirit gut. Im Winter, glaube ich, habe ich Lappland jetzt gesehen. Aber der Sommer in zB Trömsø ist sicher auch einen Besuch Wert. Wandern bei angenehmen Temperaturen in den norwegischen Bergen mit einer Abkühlung im arktischen Ozean am Abend klingt schon verlockend…

Amos Rex und raus aus den Gebäuden

So gut wie alle Musen in Helsinki haben ca. ein mal pro halben Jahr einen Tag mit freiem Eintritt. Und wären wir gute Studenten, wenn wir das nicht ausnützen würden? Nach dem Motto waren wir zB. schon im naturhistorischen Museum, aber diese Woche war das Amos Rex dran. Jetzt wird sich jeder denken: Rene und Kunstmuseen? Tja gut Frage und ich würde in den meisten Fällen auch ein wissenschaftliches Museum bevorzugen, aber das Amos Rex ist bekannt für „immersive audiovisuelle“ Ausstellungen. Also im Endeffekt CGI-Art und der kann ich dann doch recht viel abgewinnen. Außerdem war auch das Thema hochinteressant: Datenvisualisierung. Zuerst einmal wird beim Betreten der großen Halle mit den Leinwänden zwar gecheckt, ob man eh nicht an Epilepsie leidet. Wenn man das und die Auditonspur mit (ja wir haben nachgemessen) 17kHz Fiepen einmal gewöhnt ist, dann ist die Ausstellung echt beeindruckend anzusehen. Es ist einfach elegant und modern Animiert, der Still ist minimal, essenziell und technisch gehalten und allgemein ist alles einfach verdammt gut gemacht. (Leider habe ich keine Videos, da wirkt es noch besser) Als zusätzliches interaktives Element (ps. immer gut) haben wir noch mitgeraten, was gerade visualisiert wird.

[wpvideo = zeitraffer]

Dann solls diese Woche mal wieder ums Laufen gehen. Mittlerweile habe ich einige ganz nette Runden rund um Otaniemi entdeckt. Wobei eigentlich sind es keine Runden. Denn der undenkbare Geistesblitz, dass man für den Rückweg die U-Bahn nutzen kann, erhöht die Reichweite und erreichbaren Orte massiv.

Damit wir nicht nur irgendwo rumhocken haben wir uns dieses Wochenende wieder eine Wanderrunde im Nuuksio-Nationalpark rausgesucht. Vom letzten Mal haben wir gelernt: Die Grillplätze dort sind cool, also nehmen wir uns dieses mal Snacks und Marshmallows mit. Ein Problem gibt es jedoch: Holz ist vorhanden, aber keiner von uns Experten hat ein Feuerzeug oder irgendwas zum Anzünden mit. Zu unserem Glück finden wir aber Finnen, die dem Gebäck nach bei den zapfigen -5°C sogar Zelten wollen und schon ein Feuer gestartet haben.

Sitsits, Mariokart und Hackathon

Eine eher ruhigere Woche ist auch mal eine angenehme Abwechslung. In dem Sinne passt das Sitsit auch perfekt: Das Moomins-Sitsit des Grandma-Clubs war ein kleines, gemütliches Sitsit. Nach Sitsit-Tradition war das Essen zwar kalt, ansonsten war die Qualität des Essens und das Ambiente jedoch sehr passend. Ansonsten haben wir uns noch ein bisschen in Mario-Kart gechallanged – wobei mir ins nie in a Computerspiel einisteigern taten…

Am Wochenende stand dann noch der Junction Hackathon an. Eine Veranstaltung an dem zu Beginn diverse Challenges von Partnern (Firmen, Universität, Kommunen) gestellt werden und innerhalb von 48 Stunden Lösungen (oder zumindest Prototypen / Ideen) zusammengehackt werden. Leider haben wir den ersten Tage eine etwas zu ambitioniert Idee verfolgt, bei der die Fortschritte überschaubar – wobei eher garnicht erst vorhanden – waren. Dann haben wir auf ein einfacheres Projekt umgeschwenkt. Huawei wollte zB. Ideen, wie man die jüngeren Generationen mit Huawei-Apps und Wearables zu mehr Bewegung motivieren könnte. Unsere Idee: Eine Kombination aus Duolingo-Challanges, Strava-Highscores und der klassischen Gesundheitsdaten Huawei-Healt App. Und davon haben wir eine kleine Demo gebaut – Grafik- & User-Interface-Design – auch mal was Neues. Die Location war nice in Hackathon-Style dekoriert: Kein Tageslicht und Neonröhren – genau wie man sich Hacker vorstellt. Außerdem hat es kostenlose Snacks gegeben. In Sachen KitKat-Konsum hab ich geschätzt mal ein gutes Jahrespensum abgedeckt. Gut, dass das nicht öfter vorkommt.

Zum (vermutlichen) Ende meiner Sitsit-Kariere gab es nochmals eine echt noble Veranstaltung. Inklusive Cocktailparty vorher, diverser Acts wie ein Chor, Tänze… und einer Afterparty mit Liveband. Muss schon sagen: Irgendwie sind mir die Sitsits ein bisschen ans Herzen gewachsen – wobei ich die international Sitsits schon doch bevorzuge (ca 75% der Songs englisch). Zum Abschluss nochmals eine kleine Sammlung von Songbüchern und den ikonischeren Liedern, wobei ich manchmal (sicher nicht alkoholbedingt) vergessen habe, die Bücher mitzunehmen. (ps. das mit den Liedern und möglicherweise auch die Ursache der Vergesslichkeit sind subjektive Meinungen)

Pirates of the baltic sea

Damit auch der Sport nicht zu kurz kommt, waren wir diese Woche wieder bei der Orienteering Association beim Saunaabend mit von der Partie. Und die erste Map ist wirklich gut „gelaufen“. In der Stadt gibt es halt einfach viel mehr Merkmale, um sich zu orientieren. Bzw. dachten wir das halt, bis wir bei der Karte des zweiten Abschnittes nur mehr mit offenem Mund dagestanden sind. Das war keine Karte, sondern einfach nur Zitat „complete dogshit“. Man konnte versuchen, vom Startpunkt (Dreieck rechts oben, auch als Marker in Google Maps markiert) aus mithilfe der Himmelsrichtung und der Distanz zum nächsten Checkpoint zu kommen. Nur funktioniert das leider nicht so wie man sich das vorstellt, da man in einer Stadt mit dieser Luftlinien-Methode recht bald gegen eine Mauer läuft. Tja und zu diesem Zeitpunkt hat auch unser Rennen geendet, denn mit Zick-Zack war es nicht absehbar, dass wir auch nur den ersten Kontrollpunkt finden. Zu unserer Erleichterung hat aber auch keiner der Profis alle Checkpoints gefunden.

Apropos Sport: Die Tietokilta (kurz TiK) bietet mit den AthletTiKs eine eigene Sportassoziation, die einmal die Woche eine kostenlose Sporteinheit hostet. Mit wechselnder Sportart ist das vor allem in der letzten Zeit, wenn es draußen nicht mehr so einladend ist, eine tolle Abwechslung.

Aber kommen wir jetzt zum eigentlichen Highlight der Woche. Die ESN Pirates of the baltic sea cruise. Mit Exchange-Studenten von Estland, Lettland, Litauen und ganz Finnland (ca 1500 Studenten) auf einer Fähre/Kreuzfahrtschiff nach Stockholm. Am Anfang war ich mir bei der Sache nicht so ganz sicher, da von unserer Kerngruppe keiner mit dabei war. Hat sich aber schnell erledigt, denn von den Aalto Exchange-Studenten waren dann doch einige bekannte Gesichter dabei. Und die Cruise war echt gut organisiert. Es gab viel Programm mit Rock’N‘ Roll Danceworkshop, Ship Crawl, Karaoke, Nachtclub, Siljaline Show und dann noch einer Live-Band. War sicher eine der besten Partys im Auslandssemester. Ich glaube, ich werde mich für immer an den Steuerbort – Backbord Vibe auf der Tanzfläche (passend zum Schaukeln des Schiffs) erinnern.

In der Früh shippern wir Stundenlang durch das malerische Archipelago von Stockholm bevor wir in den Hafen einlaufen. Gesamt fühlt sich Stockholm wie eine ältere (ist sie ja auch Mr Sherlock) und gleichzeitig wärmere Stadt an, während Helsinki moderner, aber dafür kühler wirkt. Den Hauptunterschied macht sicher die Altstadt mit ihren schmalen, sich windenden Gassen und den bunten Häusern. Aber auch in den neueren Stadtteilen war die Fußgängerzone (trotz Arbeitstag) sehr belebt und einladend.

Die zweite Party-Nacht ist meiner Meinung nach ein bisschen eskaliert. Es hat zwar gut mit einem Pubquiz begonnen, in dem wir es in die Top3 geschafft haben. Anschließend gab es wieder eine Show und Live-Musik. In der Zwischenzeit hat die Eskalation in den Gängen und den Kabinen schon begonnen – den Höhepunkt erreicht sie als um 0300 der Nachtclub schließt. Durch die Gänge konnte man nur mehr mit Luftanhalten gehen. Zu allem Überfluss hat sich dann noch einer meiner Zimmerkollegen überlegt, er muss brechen, während ein anderer aus demselben Grund gerade das Klo blockiert. Klasse. Die erste Nacht war einfach zu gut (vl auch weil sie eine Stunde länger war). Bis auf die zweite Nacht war die Pirates of the Baltic Sea Cruise jedoch eine echt tolle Sache. 9.2/10 – would recommend.

Uni, Hämenlinna und darkness is coming

Machine Learning ist mit Term 1 abgeschlossen und damit auch unser tolles Side-Channel-Projekt. Grundsätzlich durfte man im Kurs Machine Learning auf ein beliebiges Thema anwenden und musste dazu einen Bericht verfassen. Als Thema haben wir uns ein wirklich spannendes Problem ausgesucht: Beim Tippen auf dem Smartphone bewegt man das Handy leicht mit. Unsere Angriff-Idee: Aus den beim Smartphone-Tippen aufgezeichneten Bewegungsdaten die getippten Zeichen/Nummern rekonstruieren. Das Angriffsszenario ist wie folgt: Eine infizierte App läuft im Hintergrund und nimmt Bewegungsdaten auf. Im Vordergrund gibt der Benutzer ein Passwort oder Online-Banking Daten ein. Wie ein Keylogger kann die App im Hintergrund die Passwörter abhören und an den Angreifer senden. Auch wenn das Projekt in Sachen ML recht basic ist, hat es echt Spaß gemacht und auch akzeptable Ergebnisse geliefert. Für alle technisch interessierten, hier der komplette Report.

Nachdem ich es mit Eva nicht geschafft habe, sind wir dieses Wochenende den letzten der „prominenten“ Tagestrips von Helsinki aus angetreten. Das Ziel: Die Festungsstadt Hämenlinna mit angrenzenden Aulanko National-Park. Die Burg ist recht beeindruckend und wurde in einer Zeit gebaut, in der es abseits der Küsten in Finnland so gut wie nichts gab. Später wurde eine angrenzende Stadt gegründet. Das Burg-Museum ist nicht so toll aufbereitet wie in Turku, dafür ist sie schöner anzusehen.

Danach sehen wir uns den Nationalpark an und dieser ist einerseits ein bisschen enttäuschend, da recht viele Häuser und Infrastruktur im Park verteilt sind, aber auf der anderen Seite auch die wunderschöne Seenlandschaft von Zentralfinnland zu bieten hat. Nach ein bisschen Spielen mit dem Eis – und ja, wir haben natürlich empirisch getestet, ob es tragfähig genug für Menschen ist – gelangen wir zum Highlight des Ausfluges: einen Aussichtsturm. Ach, ich und meine Aussichtstürme, aber die sind halt einfach super cool – bei sehr guter Weitsicht und ausnahmsweise einmal ohne strengen Wind konnten wir die Aussicht über die Wälder und Seen genießen.

Am Sonntag hat es noch ein Halloween Murder-Mystery-Event gegeben, bei dem man Szenen untersuchen und verdächtige Personen interviewen konnte. Für die richtige Stimmung hat dann auch der Sonnenuntergang um 16:30 gesorgt. Die Zeitumstellung hittet hart. Für die Rekonstruktion des Mordfalles war dann doch einiges an Fantasie notwendig und dementsprechend nahe an den tatsächlichen Ereignissen war unsere Version. War aber schon witzig.

Besuch aus Österreich <3

So, eigentlich ist diese Woche jetzt Prüfungswoche. Das heißt: Keine Vorlesungen und auch sonst ist nicht so viel los, damit man sich auf Prüfungen konzentrieren kann. Glücklicherweise gehen meine Kurse aber alle über zwei „Terme“ und ich habe komplett frei. Also die perfekte Woche für Ausflüge und Unternehmungen. Das ganze trifft sich wirklich gut und langweilig wird es sicher auch nicht, denn Eva kommt zu Besuch. Dass es in Finnland kalt sein kann ist uns schon aufgefallen, davon lassen wir uns aber nicht beeindrucken. Nach Tipps von Eva bin ich sogar zum Schluss gekommen, dass man Handschuhe nicht nur beim Skifahren trägt und los gehts.

Begonnen hat der ganze Spaß bei einem Trip zu einem Bird-Watching-Tower. Das war ein echter Geheimtipp. Zuerst einmal startet das ganze mit dem Aussteigen aus dem Bus mitten in der Pampa. Keine Karten, Infos oder Schilder. Vielleicht verunsichert uns das doch ein kleines bisschen, aber nach einem Spaziergang durch weitere Pampa sind wir nicht schlecht vom Turm überrascht. Da haben die Finnen einen richtig coolen Aussichtsturm hingezimmert. Mit ein paar Metern über den Bäumen kann man in Finnland weite Flächen und das Archipel richtig gut überblicken (und falls es bisher noch nicht aufgefallen ist, ich habe eine kleine Schwäche für Aussichtstürme). Schade nur, dass es bewölkt ist. Ein Sonnenuntergang hier wäre sicher romantisch ;).

Auch sonst haben wir viel unternommen. Besuche im Zoo und Freizeitpark, Wandern im Nationalpark und ein Ausflug in das für die Altstadt bekannte Porvoo. Eine weitere typisch Eva Story ergab sich am Montagabend, denn quasi als Hobby beweist sie immer wieder wie klein die Welt doch ist. Wir gehen auf ein ESN-Event, um auf einer Insel Marshmallows zu grillen. Bei einer kleinen Pause an einem Steg wird Eva von einer anderen Teilnehmerin auf ihre Mütze (nicht Kappe xD) angesprochen. Diese ist nämlich stolz getragener Merchandise der TU-Graz. Stellt sich heraus, Cornelia kommt auch von der TU-Graz, und nicht nur das, ihre Großeltern kommen vom gleichen Ort wie Eva und natürlich kennen die beiden Grazerinnen auch einige der selben Leute. Mit Marshmallows und einem Saunaabend geht die Woche dann zu Ende. Es war eine tolle Woche – vielen lieben Dank für den Besuch <3

Apartment Crawl und Umzug Nr 2

Am Wochenende hat die Tietokilta wieder zu einem Event geladen: Was soll man sagen – war schon wieder ein toller Abend. Das Konzept wird durch den Namen ganz gut beschrieben: ISO-apratment crawl. Dabei bereiten je zwei Tutoren eine Station vor. Nicht nur in Apartments, auch in Gemeinschaftsräumen und im Wald. Dabei gab es jede Menge witzige Dinge zu tun und wenn man in einer motivierten Gruppe ist dann macht das auf jeden Fall Spaß: Die Aufgaben reichten von Escape-Rooms über Don’t-drink-and-drive Mario Kart, Karaoke, Turm aus Spagetti und Marshmallows bauen, Activity-Style spiele…. Dann hats noch eine Crazy Station geben die uns fast umgebracht hat: Basically ein Trinkspiel- nur der Alkohol war garnicht das Problem. Das Problem war die Tabasco-Sauce. Bist du deppert das Zeug schallert richtig. Ich habe mich lang nicht mehr so an Wasser erfreut.

Es wär nicht ich, wenn das mit dem Housing hinaun würd. Ich bin jetzt ins Student-Village gezogen. Nice, weil ich jetzt 1/3 weniger Miete zahle und quasi neben der Uni wohne. Auf der anderen Seite: 1. Haben Menschen aus Pakistan eine grundverschiedene Definition von „möbliert“. Anscheinend ist ein Bett und ein Ikea Couch-Tisch „möbliert“. Tja was soll man machen – für die zwei Monate einfach alles auftreiben was billig irgendwo zu haben ist. 2. Ist die WG nasty. Dreckig und der Geruch ist brutal. Die ersten zwei Tage habe ich an der Wohnungs-Cinderella-Storie gearbeitet, bis das Handy die Fingerabdrücke nicht mehr registriert hat – doch ich glaube so langsam, dass das nur ein Filmtrick ist. Besserung ist in Sicht, aber das dauert. 3. Habe ich so eine WG Gemeinschaft noch nicht erlebt. Gesprächig ist keiner, in der Küche ist auch so gut wie nie jemand und außer Namen weiß ich recht wenig über die Beiden. Fürs Putzen der Gemeinschaftsräume fühlt sich keiner zuständig. Kommunaler Geist ist nicht vorhanden. Der Typ, von dem ich das Zimmer miete, hat keinen Staubsauger – also frage ich die anderen beiden und beide haben einen eigenen Staubsauger in ihren Zimmern. Auch Küchenausrüstung (Töpfe, Messer…) oder ähnliches wird nicht geteilt. Der Höhepunkt ist aber woanders: Am Klo gibt es Finnland-typisch auch Brausen und anscheinend verwenden beide Mitbewohner die Brause, denn Klopapier ist nicht vorhanden. Dachte ich. Bis ich gesehen habe, wie einen der beiden mit einer Rolle Klopapier auf Klo geht. Das schießt schon wieder mal den Kuckuck aus der Uhr.

Verwirrung mit Karten und Bäumen

Am Samstag steht ein Event an was, denke ich, für die meisten jetzt nicht allzu interessant klingt: NCPC: 5-Stunden Comptetitive-Coding-Contest. War echt witzig und Magnus, Ragul und ich haben uns auch echt gut geschlagen. Der Contest ist zeitgleich an allen nordischen Unis und die Veranstalter stellen Snacks und Getränke zur Verfügung. Für jedes gelöste Problem gibt einen Luftballon in einer anderen Farbe, so kann man beobachten, wie sich, die anderen so schlagen. Außerdem kann man immer zähneknirschen, wenn ein anderes Team einen Ballon erhält, den man selbst noch nicht hat. Die Mischung aus Mathematik, Logik und dem Programmieren von effizienten Algorithmen taugt mir. Danach gabs noch eine Siegerehrung, einen Livestream mit Besprechung der Probleme und die beste Pizza die ich bisher in Finnland hatte.

Für alle interessierten: Ein echt feines Beispiel vom Contest:

–> Factor-Full Tree
> 5
> 1 2
> 1 3
> 3 4
> 3 5
< 1 2 3 21 33

So dann mal los. PS. Wir waren verdammt knapp dran dies Problem im Contest zu lösen, haben aber eine Kleinigkeit übersehen und immer „Falsche Antwort“ als Fehler erhalten.

Also warum geht es eigentlich in diesem Beispiel? Es geht darum, eine Reihe an Zahlen zu generieren, die zu einem eindeutigen Baum (Tree) rekonstruiert werden können. Dabei wird immer mit der kleinsten Node als Root/Main-Node begonnen. Dann wird der Baum deterministisch aufgebaut, indem immer alle Nodes als „Children“ der zuvorkommenden Node hinzugefügt werden, wenn sie nur von den jeweiligen Parent-Nodes ohne Rest geteilt werden können.

Der Graph des Beispieles ergibt sich also so: zB. 33 kann durch 1 und 3 ohne Rest geteilt werden, also sind die beiden Nodes Prarents von 33 während dasselbe mit den Nodes 2 und 21 nicht möglich ist. Wählt man die Zahlen geschickt, so ist das Erstellen des Graph-Trees deterministisch/eindeutig möglich und der Graph aus der Angabe kann rekonstruiert werden. (ps don’t judge me aber i hab keinen Plan wie man Graph wirklich schreibt)

Wer sich ein paar Gedanken über Faktorisierung von Zahlen macht, kommt schnell drauf: Wenn die Multiplikationsfaktoren (auf den Ästen) immer unterschiedliche Primzahlen sind, bekommt man einen eindeutigen Baum. Die Angabe sagt auch: Es gibt maximal 60 Nodes. Also schnell 60 Primzahlen suchen und den Baum konstruieren. Sollte in einer Sekunde Rechenzeit leicht machbar sein. Haben wir auch so umgesetzt. Abgegeben – und „Falsche Antwort“. Und jetzt wirds wahrscheinlich für nicht Informatiker schwierig. Aber die Angabe sagt, dass alle Nodes kleiner 10^18 sein müssen. Daher haben wir garnicht lange über Datentypen nachgedacht, weil sich das Ganze mit uint64 ausgehen muss. Bei falschen Antworten ist es oft eine gute Idee ein einfaches Script zu schreiben das eigene Testcases generiert. Ein einfacher Testcase: Alle Nodes hängen in einer Reihe ohne je zu verzweigen. Und wir sehen uns das Ergebnis unseres Programms an. Ab ca den 15 Wert springen die Zahlen wild umher. Schnell kommen wir darauf: Das Ganze ist ein massiver Overflow. Kurze Überlegung ergibt: Wir sind dumm. Nehmen wir an, der Durchschnitt der ersten 60 Primzahlen ist 10 (grobe Unterschätzung). Dann kommt man bei dem Baum für die letzte Node auf einen Wert von 10^59. Ist nur ein kleines bisschen größer als 10^18. Wenigstens kennen wir jetzt das Problem.

Nach einiger Überlegung kommen wir drauf, dass man den Multiplikationsfaktor von der Parent Node für eine Child-Node wiederverwenden kann. Und siehe da: 2^59 = 5.76*10^17. Nice. Also: Vor dem Definieren der Faktoren ein Tree-Traversal und den Leaf-Nodes werden vom tiefsten bis zu dem flachsten Baum die Primzahlen in aufsteigender Reihenfolge zugewiesen, wobei immer die geringste Zahl der Parent Nodes weiterverwendet wird. Unsere eigenen Testcases funktionieren. Erneut abgeben und: „Falsche Antwort“. Auf diesem Stand bleibt die Aufgabe leider bis zum Ende des Wettbewerbs.

Danach in der Auflösung sehen wir das Problem. Unsere Definition von tiefster Baum. Stellen wir uns vor, es gibt einen Baum, der sich bei der Basis-Node einmal verzweigt und dann in zwei parallelen Reihen je 25 Nodes lang verläuft. An einem der beiden Stränge hängen an der 25. Node noch parallel alle restlichen 9 Nodes. Diese 9 Nodes haben unseren Algorithmus zufolge eine größere Tiefe als der einzlene 25 Nodes lange Strang. Daher bekommen die 9 Nodes die neun kleinsten Primzahlen. Die zehntkleinste Primzahl ist 29. Kurze Überschlagsrechnung für den anderen Strang: 29^24 ist wieder geringfügig größer als 10^18. Verdammt. So ein misst.

Lösung: Man hätte den Algorithmus so abändern müssen, dass, wenn einem Strang schon eine Primzahl zugewiesen wurde die Werte der Nodes vorberechnet werden. Anschließend wird die Tiefe einer Leaf-Node folgendermaßen berechnet: m sei die kleinste noch nicht genutzte Primzahl, xNode sei die nächste Node im Tree die schon einen Wert bekommen hat: Tiefe = m-Logarithmus des Wertes der xNode + Tiefe der Leaf-Node bis zur xNode. Das würde garantieren, dass der Tree ideal/kleinstmöglich aufgebaut wird. Im obigen Beispiel wird dem 25-Strang die 3 zugewiesen und das Erstellen aller Bäume unter den Bedingungen der Angabe ist möglich. Wäre mit einer Stunde mehr sicher lösbar gewesen. Aber allein die Länge dieses Betrags ist ein Testament dafür, wie gern ich mich mit solchen Dingen beschäftige. ps. Gratuliere an alle, die der Beschreibung bis jetzt gefolgt sind xD.

Am Sonntag geht es früh los, denn wir wollen nach Tampere. Ist eine recht schöne Stadt mit zig Kirchen, Parks und Backsteingebäuden . Am Morgen geht jedoch ein richtig zahniger Wind der uns ohne weiteres zu Museumsbesuchen überredet. Die Musen sind interaktiv und abwechslungsreich gestaltet – was uns recht gut gefällt. Wir sehen uns die textilindustrielle Geschichte, Posti, finnische Computerspielgeschichte (mit vielen Stationen zum Ausprobieren: mit Mario, Pac-Man, Donkey-Kong, Ping-Pong und vielem mehr), eine Hockeyausstellung mit Schusssimulator und schlussendlich auch die Ausstellung „Fantastinen Floppi“ an. Und diese ist in Anbetracht der Geschichte von Tampere sehr interessant: Hier wurde die wohl bekannteste Firma Finnlands gegründet, die in den letzten 15 Jahren von Weltmarktführer zu nicht mehr relevant gefloppt ist. Wer es bis jetzt nicht erraten hat: Nokia.

Dabei waren die Smartphones zu der Zeit schon genial. Meiner Meinung nach wurde mit der Fold & Swivel-Technologie der Höhepunkt der Smartphone-Formfaktoren erreicht. Ich meine, das Handy ist handlich und 17x robuster wie jedes dieser zarten Gorilla-Glass & Space-Grade-Alluminum Smartphones. Zudem hatte das Handy eine heute unglaubliche „all-week battery life“ und eine Zeiss-Optik mit 3-fachem optischen Zoom. Und dieses Paket 2007. Tja leider hats ohne Touch dann halt doch nicht geklappt und jetzt gibt es eine Flopp-Ausstellung.

Zum Sonnenuntergang sind wir dann noch zum Pyynikin-Watchtower spaziert, und haben bei besserem Wetter einen bewundernswerten Sonnenuntergang genossen. Als großer Ausblick-Fan hat mich auch die Sicht auf die zwischen Seen liegende Stadt begeistert. Also der Turm ist meinem Meinung nach die Top-Attraktion in der Stadt.

Tja – am Donnerstag sind wir wieder was Sportliches angegangen. Oder zumindest war das der ursprüngliche Plan. Die Orienteering Association bietet alle zwei Wochen ein Training an, bei dem eine Karte und Checkpoints vorbereitet werden die dann abgeklappert werden müsse. Wir werden wie Experten mit Kompass, Stirnlampe und Karte ausgestattet und schon wird losgerannt. Hat am Anfang auch recht gut geklappt, da wir uns ganz gut an den anderen Teilnehmern „orienteeren“ konnten. Problematisch wurde es bereits bei Checkpoint 5. Keine Menschenansammlung an einem Punkt. Und jetzt gehts daran: Finde in einem Wald mit einer Karte einen blauen & roten Streifen. Stellt sich heraus: Das ist wesentlich schwerer als von Punkt zu Punkt zu laufen und es geht weit mehr Zeit für das Suchen drauf. Holly smokes – das fühlt sich in so vielen Fällen unmöglich an. Mit Höhenlinien, Steinen, Wegen (wir haben vier Level von Wegen definiert: Primary, secondary and secondary-secondary should’t exist) soll man einen Punkt auf 10 Meter genau finden. Tut man das nicht ist die Suche nach dem Faden recht aussichtslos. Wirklich problematisch wurde es dann bei Checkpoint 10: Wir wollten nicht den direkten Weg nehmen, weil die Gegend unter Wasser gestanden ist, und dieser Umweg hat uns ein bisschen desorientiert. Wir haben den Checkpoint für Ewigkeiten gesucht und das Gelände einer Doktorarbeit würdig untersucht. Alle 5 Minuten haben wir beschlossen, diese Stelle ist jetzt sicher der richtige Ort. Doch statt Fäden finden wir nur Hasen. Irgendwann disqualifizieren wir uns selbst und überspringen den Checkpoint. Bei Checkpoint 25 schreiben uns die Organisatoren, sie werden nicht mehr im Ziel warten und wir sollen uns melden, wenn wir bei der Sauna sind, damit sie uns die Türe öffnen. Hat uns aber auch nicht unterkriegen können, denn glücklicherweise haben wir (Miquel und ich) uns von Anfang an entschieden den Lauf gemeinsam zu machen und die Motivation war stets hoch. Am Ende haben wir es dann doch noch zum letzten Checkpoint geschafft: Ideale Strecke: ca 7 km. Unsere Zeit: 2h 37min und dann noch disqualifiziert (obwohl wir sicher da waren und nur den Streifen nicht gefunden haben xD ). Die Sauna danach kam uns dann doch sehr gelegen. Alles in allem eine coole Erfahrung und wenn es sich zeitlich ausgeht, werden wir es sicher nochmals probieren.

Pilze, Patches – (Laptop-)Panne

Am Wochenende war wieder eine typische Teekkari Aktion: Der Ota Grand Prix. In drei Runden und mit je einer Station pro Runde treten die Kiltas gegeneinander an. Echt witzige Aktion. Leider war ich zu fleißig und hab das Event mehr oder weniger für eine Gruppenarbeit geopfert. Ärgert mich schon ein bisschen – mitmachen wär witzig gewesen. Die Stimmung bei den Tietokilta war unübertroffen. Dafür haben die Maschinenbauer-Kompetenzen zu wünschen übrig gelassen und die 10cm Rollen haben nach einer Runde Schotterstraße den Geist aufgegeben. Aber was macht man, wenn man zwei Fahrer und ca. 30 Leute hat, die zum Spaß mitlaufen? Richtig, die Seifenkiste einfach die nächsten zwei Runden tragen.

Hier mal ein andere Einblick: Laufstrecken in Finnland. Dass man in einer Stadt ist bemerkt man bei geschickter Streckenwahl fast nicht – und die Beleuchtung wird vorallem im Winter noch viel praktischer. Aber eines muss man auch festhalten: Höhenmeter sind wirklich nirgends zu finden.

Am Sonntag haben wir das Parks von Helsinki erkundet. Angefangen beim Central Park – ob das jetzt ein Park oder einfach ein Wald mit recht vielen Wegen ist lässt sich diskutieren.

Aufjedenfall haben wir dort den Rosengarten besucht – denn wo Rose draufsteht muss auch Rose drinnen sein – dachten sich die Techniker. Dass Rosen im Herbst vielleicht nicht mehr blühen, kam dann doch recht überraschend.

Damit wir nicht nachhause gehen müssen ohne Rosen gesehen zu haben, schummeln wir ein bisschen und besuchen den botanischen Garten.

Ok – jetzt zum eigentlichen Grund was wir im Wald getrieben haben: Finnland ist bekannt für die vielen Pilze und Beeren die man frei pflücken darf. Und davon gibts wirklich viele. Wir haben uns aber an Verwandte der Eierschwammerln gehalten. Kaum zu glauben, dass man Pilze auch in Steigungen kleiner 100% sammeln kann.

Am Abend habe. wir die Pfifferlinge dann gleich verkocht. Bzw. Miquel und Bernart haben gekocht – ich hab professionell zugeschaut. Auf jeden Fall hat es dann Pilzomlett gegeben (wobei die Meinungen über die Klassifizierung als Omlett auseinandergehen).

Die Woche startet problematisch: Aufeinmal lädt mein Laptop nicht mehr. Recht unpraktisch als Computer-Science-Student. Sitz da eh nur jeden Tag geschätzte 10 Stunden davor. Also kein Problem…. Aber wie es der glückliche Zufall will, kommt mir das Recyclingcenter mit einem baugleichen Ladegerät zur Hilfe und das ganze Problem hat sich so schnell aufgelöst wie es gekommen ist. An der Stelle Respekt an die finnische Recyclingkultur. Da findet sich alles Mögliche was beim Müll als brauchbar abgegeben wird. Anschließend werden die Recycling-Produkte in mehreren Geschäften und einem Online-Store wieder verkauft. Ziemlich nices und großes Angebot mit meist noch recht gutem Zustand. Auf der anderen Seite haben die Finnen einen einzigen Müll. Nicht mal ne Biotonne. Und seit letztem Jahr ein Atomkraftwerk mehr. Die Atomkraftwerke decken die Grundlast so stark ab, dass in der Nacht Regelkapazitäten fehlen und wenn noch ein bisschen der Wind geht, gibt es jeden dritten Tag in den Nachtstunden negative Strompreise. Kann nicht wirklich ökologisch sein.

Außerdem gehts ans Patches annähen. Naja braucht noch ein bisschen Übung. Aber ist schon auch ganz witzig, wenn die ganze Zeit Fluchworte in irgendwelchen Sprachen durch den Raum geworfen werden. Bei gebogene Nadeln, gerissene Fäden oder verkehrt angenähte Patches: Keiner bleibt verschont. Ein kleines Highlight habe ich dabei selbst abgeliefert, indem ich nach einer guten halben Stunde eine Patch mehr und eine Tasche weniger hatte. Einfach traumhaft xD.

Sauna-Stories und Teekkari-Fashion-Week

Überspitzt würde ich titeln: Otaniemi-Weicheiern wird in Sompasauna eingeheizt – sagt schon recht viel über die Erlebnisse dort aus. Ich mag Otaniemi. Es die international, weltoffene inklusive Halbinsel, auf der die Uni liegt und wo auch das Studentlife stattfindet. Das erklärte Ziel ist es, ein Umfeld zu schaffen, in dem jede/jeder sich wohlfühlen kann. Das gilt auch für die Saunen. Geräumig, sauber, hell, Duschen, beheizte & gemütliche Gemeinschaftsräume, Toiletten und Badebekleidungspflicht. Stellen wir uns nun eine Sauna vor, die sich in all diesen Dingen von der Rantasauna unterscheidet und voila: Ich präsentiere die Sompasauna. Zuersteinmal liegt die Sauna mitten in der urbanen Pampa. Durch Baustellen und Industriegebäude kommt man zu einem Platz am Meer, auf dem Kleiderständer im Freien und drei Wohnwagen- bis Container-große Holzsaunen herumstehen. Dazu gibt es nichts. Keine Dusche, Umkleide, Klo oder sonst irgendwas. Nur die drei Saunen mit unterschiedlichen Temperaturen und langen Schlangen. Der Prozess geht also so: In die Sauna, heraus, kurz ins Meer und wieder anstellen (und hoffen, dass einem dabei nicht zu sehr abklappert). Und die Saunen – ja was soll ich sagen. Wer es nicht schon von den Schlangen vermutet hat: Drinnen ist es sehr – a Tiroler würden sagen – gleima. Der wenige Platz wird effektiv genutzt. Von den Vorurteilen, Finnen legen viel Wert auf persönlichen Raum, ist nichts mehr übrig. Zudem gibt es eine ohnehin recht hohe, aber mit der Dunkelheit rapide steigenden Freikörperszene. Gute Kombination. Nächstes Thema: Holy smokes. Ich glaube die wollten uns umbringen. Die Hitze dort ist nicht normal. Man kann nur durch vorgehaltene Hände atmen und wenn aufgegossen wird, dann brennt die Haut überall. Wenn man von draußen auf die vier Meter hohen Kamine schaut, kann man ganz oben eine Flamme herauszischen sehen, nicht flackernd wie in einem Kachelofen, mehr eine laminare sauerstoffarme Flamme wie bei einem Bunsenbrenner. War aber schon ein Erlebnis und vielleicht geben wir uns die Challenge der heißen Saunas auch noch ein zweites Mal. Zu den Vorteilen zählt sicher, dass die Sauna von Freiwilligen betrieben wird und quasi immer kostenlos geöffnet ist. Aber zum Entspannen werde ich die Sompasauna wohl nicht empfehlen.

Da ich Statistiken mag und ohnehin zu wenig über Geld geredet wird hier mal meine 2Cent: In der Übersicht die bereinigten Ausgaben in Finnland. Dinge wie die Miete in Graz und Anschaffungen etc. wurden entfernt (–> Lebenserhaltungs- + Freizeitkosten). Gesamt kommt man so auf Ausgaben von 925€ in 31 Tagen. Zum Vergleich: In Österreich sind es geschätzt 700€ im Monat. (Für Österreich habe ich leider keine solche Kostenwahrheit). Vorallem in Anbetracht der Tatsache, dass ich im Vergleich zu Graz recht viel am Weg bin und die Hälfte des Unterschiedes durch den Mietpreis erklärbar ist, finde ich das ganz in Ordnung. Unbedingt am Sparen bin ich ja auch nicht. Eingekauft habe ich zB. großteils bei Alepa (ca. Spar-Niveau würde ich sagen) da ein solcher am Campus ist – mit Lidl könnt man schon noch einiges sparen. Andererseits sind in diesem Monat noch keine größeren Ausflüge dabei und ich habe an 29/31 Tagen in der Kantine gegessen – also von der Seite her recht ausgereizt.
ps. Funfact: Wo wir gerade von Otaniemi und Geld reden: Otaniemi ist offiziell der ärmste Stadtteil (Postleitzahl) Finnlands.

An der Stelle mal ein Rant über Designer. Immense geistige Anstrengung in einem agilen, iterativen User-Centered-Designflow haben zu einer genialen Idee geführt: „Was ein Hörsaal wirklich braucht, ist eine nahtlose Anbindung und Integration in das Lernzentrum/ die Bibliothek.“ Und da bei den Designern logisches Denken und praktische Betrachtungen anscheinend erst nach revolutionären Ideen und „Move fast and break things“ kommt, wurde die Idee in die Praxis umgesetzt. Also bei manchen Leuten tscheperts schon. Ich kann mir nicht vorstellen, dass viele Studenten an anderthalb Stunden „Design spaces“ interessiert sind. Nichtsdestotrotz bekommt der Vortragende ein Mikro in die Hand, und trägt so begeistert vor, als hätte er gerade das Geheimnis für den Weltfrieden entdeckt. In Graz war ich noch der Meinung, die BWLer sind die nutzloseste, überbezahlte Studentengattung, aber hier in Finnland machen die Designer gute Konkurrenz.

Auch die Computer-Science-Guild hat diese Woche wieder zu einem Event geladen: Tekkari Trenditulva – oder so ähnlich – Modenschau der Teekkari. Was gibt es da zu sehen? Fesche Mädels – und Jungs 😉 – mit einzigartigen Tanzmoves und natürlich die Overalls. Jedes Exemplar wurde kurz mit dazugehöriger Guild vorgestellt. Das ist teilweise schon echt nicht so leicht. Neben gefühlt sieben Rot/Violett-Tönen gibt es Reinweiß, Cremeweiß und Altweiß. Den größten Beifall hat natürlich die glanzschwarze Variante bekommen die die TiK repräsentiert.

Nachdem wir – auf einem fast unerträglichen Cringe-Level – auf die Tietokilta eingeschworen wurden, haben auch wir Fuksis nun endlich unsere Overalls bekommen. Heißt für erste Mal: Kleidungsauswahl für Events ist ab jetzt super simple. Andererseits heißt es aber auch: Lasst das Nähen beginne.

EXTRA: Memeing through finnish culture

–> Finnland Memes
–> Finnische Sprache

An diesem Punkt ist auch mal ein Rant über die finnische Sprache angebracht: Was für ein Sauhaufen. Duoling hat in der Praxis so gut wie nichts gebracht. Die schwedischen Übersetzungen sind nützlicher wie jedes Finnisch das ich je beherrschen werde. So ein Schmarrn. Bescheidene 15 Fälle, plus Variationen zwischen Schrift und Sprache – und dabei sind Zusammensetzungen mit anderen Wörtern, für die es Sonderregel gibt, noch nicht inbegriffen.

  • istua ‚to sit down‘ (istun ‚I sit down‘)
  • istahtaa ‚to sit down for a while‘
  • istahdan ‚I’ll sit down for a while‘
  • istahtaisin ‚I would sit down for a while‘
  • istahtaisinko ’should I sit down for a while?‘
  • istahtaisinkohan ‚I wonder if I should sit down for a while‘
  • istahtaisinkohankaan ‚I wonder if I should sit down for a while after all‘
https://en.wikipedia.org/wiki/Finnish_language

Jedes nicht moderne Wort sieht aus wie aus einem Zufallsgenerator. Doppelbuchstaben waren wohl kostenlos im Paket enthalten. Nach dem Motto du bekommst einen, du einen – und jeder bekommt einen. Wuhu. Großartig. Aber eines heben die Finnen immer heraus: Jeder kennt schon ein finnisches Wort: Sauna. Zudem wird Finnisch grundsätzlich ausgesprochen wie es geschrieben wird – was zumindest für alle deutschsprachigen Lerner von Vorteil ist.

Einkaufen mit Google Lense: „Are these results useful?“

Von laufen, Kamelen und finnischen Dinnerparties

Aalto sponsert den Rantamaraton (Strand-Marathon) daher dürfen Studenten kostenlos bei den 5 und 10km Distanzen mitlaufen. Stellt sich heraus: Kostenlose Angebote werden sehr gut angenommen. 1500 Starter allein für den 10k. Beim Massenstart war das Ganze dann schon ein bischen chaotisch- und es kommt zum guten alten, vom Skifahren bekannten „Leitln-Slalom“. Sportlich tolles Event – viele motivierte Läufer auf der ganzen Strecke. Das obligatorische Duell mit einer random Person auf den letzten zwei Kilometern darf dabei natürlich auch nicht fehlen. Geendet hat der Zweikampf mit einem All-In-Schlusssprint und einem Einschlagen danach. Sportler @ Heart.

Am Sonntag hat der Grandma Club seinem Namen alle Ehre gemacht. Dir Bilder habens jetzt schon gespoilert, aber was wär der süßeste und knuffigste Ausflug den man sich so vorstellen kann? Richtig. Ein Ausflug zu einer Alpacafarm. Sind schon echt kuschelige Tiere die auch gern mal rennen und in einem Agility-Kurs zeigen Sie (und wir) was wir können.

Das Memepotential: Auf jeden fall vorhanden.

„Do you love me?“ – auf voller Lautstärke im Hörsaal – „… Now that i can dance“. Wir haben mal die Grenzen von Aalto-Spaces ausgereizt – eine App mit der man Räume in der Universität mieten kann. Es gibt zwar keine Kategorie dafür, aber wir haben eine Liste der größten Räume zusammengestellt. Und oho. Die Uni vertraut uns einfach so einen 140 Sitze Hörsaal an. Da sagen wir nicht nein.

Hab ich eigentlich schon mal über das Pendeln erzählt? Eigentlich klingt das ganze gut: Vier Metrostationen, also 10 Minuten Öffis und die Metro-Station ist in einem der Hauptgebäude der Uni. Das Ding ist nur: Von der Wohnung zur Metrostation sind es knapp zwei Kilometer zu Fuß. Auf der positiven Seite gibts Leihräder der Stadt um 6€ pro Monat. Das ist ganz nützlich, denn Stationen sind alle paar hundert Meter und bei gutem Wetter muss ich dann nicht mehr ganz so weit gehen. Gibt aber auch weniger praktische Momente: Wenn man Stress hat ist garantiert kein Rad da.

Großes Event diese Woche war das Fuksisitsit. Nach den Bällen der Gilden das nobelste Sitsit des Jahres. Doch was sind Sitsits überhaupt. Freunde der Sonne, holt euch einen Kaffee und macht es euch gemütlich, denn das muss jetzt erklärt werden (©maiLab). Sitsits sind traditionelle finnische Dinnerpartys. Es gibt sie von noblen Mahlzeiten bis zu kurioseren Angelegenheiten mit Settings wie Hogwarts oder Strand. Doch um was geht es eigentlich? Ein gemeinschaftliches Essen mit reichlich Gesang und Alkohol. Dabei gibt es einen Gong. Wird dieser geläutet wird alles still, essen und trinken wird pausiert und einer der Songmaster erhebt sich. Dann wird eine Geschichte oder Witz erzählt (dummerweise oft in Finnisch). Diese Geschichten enden immer mit „und das erinnert mich an ein Lied und das geht ungefähr so“. Hier eines der wenigen englischen Beispiele: „Last year me and my friends plant a trip to Stockholm. We obviously planed on having some fun on the ships. But unfortunately I got a lot of work to do. Yeah, being a teekkari student is a lifestyle. So I took my laptop with me and on the deck started to code. The evening was progressing and my friends got themselves some drinks. I wasn’t getting close to solving the problem. At some point, my patience ended and I threw the laptop overboard. This marked the end of my adventures of programming in C at sea. And this reminds me of a song that goes something like that: <The syntax might seem much sweeter, where objects and subtypes play… link >. Und dann wird gesungen. Meisten auf Finnisch. Dabei gibt es Eigenkreationen, Neuinterpretationen von zb. Pipi-Langstrumpf oder Indiana Jones, aber auch bekanntere, englische Memesongs. Dabei liebe ich auch das Motto: „Teekkari sing rather than well“. Für die meisten Getränke – und davon gibt es viele – gibt es Eröffnungslieder. Bevor diese nicht gesungen wurden, sind diese sozusagen gesperrt. Außerdem gibt es bei manchen Reden Zwischenacts. Zum Beispiel Tanzeinlagen, Chöre und Sketches. Auch noch wichtig zu erwähnen: „Mellan sup“ (ca. meine Kehle ist trocken) kann während Reden von jedem Teilnehmer ausgerufen werden und führt zu einem kollektiven Anstoßen. Dabei wird traditionell schwedisch mit „Skol“ geprostet.

War ein echt nicer Abend. War richtig schön zu sehen, wie sich die Exchange-Studenten herauskristallisiert haben, da keiner einen Anzug mithatte. Vielleicht ein bisschen viel Finnisch für meinen Geschmack aber da kann man nichts machen (bzw man könnte es lernen, doch bleiben wir realistisch: wird nicht passieren).

Sauna, Schach und sinkenden Meeresspiegel: Woche 4

Am Samstag machen wir uns auch mal bei den Teekkari nützlich: Village Cleanup. Das gute dabei: Danach gibts Essen, Snacks und Bier sowie am allerwichtigsten: Sauna in der Rantasauna. Die ist ausstatungsmäßig mit einem Schwimmbad vergleichbar. Umkleiden, Duschen zwei große Saunen und ein Jacuzzi. Schon ganz Nobel. Kann man sich schon gönnen.

An einem anderen Abend ging es drunter und drüber: Wir haben O‘ sole mio am Schlagzeug zum Besten gegeben, außerdem ein Gasthaus betrieben, Ralleyautos mehr gerade aus wie um Kurven gefahren und die Spielemechanik von Street Fighter nicht vollumfänglich verstanden. Wo? Bei Polygamers. Die haben mehr oder weniger eine Retro-Spielehalle wo man hin und wieder so vorbeischauen darf.

Zwischendruch haben wir uns wieder ein bischen Kultur gegönnt: Also ging es am Sonntag ab nach Turku. (Wobei ich regelmäßig Turuk dazu sage). Nettes Städtchen aber nicht so recht viel besonderes.

Der evangelische Dom ist ganz sehenswert. Zwar hat man uns wegen eines Gottesdienstes zunächst rausgeschmissen, wir geben aber nicht auf und kommen wieder. Nur ist immer noch Gottesdienst. Diesmal in Schwedisch. Da dieser aber so gut wie vorbei ist, dürfen wir bleiben und uns die Kirche ansehen. Dabei bekommen wir auch noch mit, wie einer der größeren Seitenaltäre zu einem Gemeinschaftsbereich umgebaut ist. Die anderen Seitenaltäre sind zu kleineren Ausstellungen für Pilger, Kinderspielzonen und ähnlichem umgebaut. Eigentlich ganz nice.

Die Brug soll auch ganz schön sein. Einem Techniker fallen bei der ganzen Assymmetrie, den verschobenen Ebenen und versetzten Fenstern, aber eher die Haare aus.

Wie kann man nur? Auf der anderen Seite hats der Turm nichtmal in die Mitte der Seitenflügel geschafft. Trotzdem haben wir uns die Burg von innen angesehen und waren echt positiv vom Museum überrascht. Innen ist die Burg schön ausgebaut, gut im Schuss und die Kings- und Queens-Hall werden sogar für Events genützt.

Und man mag es zwar nicht glauben, aber die Turku-Festung wurde wie Suomenlinna als Seefestung aufgebaut.

Durch geschmolzene Gletscher sank der Druck auf die darunterliegenden Landmassen und daher stieg das Gebiet im Vergleich zum Meeresspiegel um mehrere Meter. Das mit der Seefestung hat sich damit eher erledigt. Aber vermutlich besser so wie umgekehrt – hust Atlantis.

Uni macht richtig Spaß. In Machine Learning dürfen wir ein selbstgewähltes Projekt umsetzen. Ich glaube zwar, wir schießen schon wieder komplett über das Ziel hinaus, aber die Motivation ist auf jeden Fall vorhanden. Wenn jemand vom Bild erraten kann um was es geht: Respekt. Wird sicher noch aufgelöst – bin aber gerad ein bisschen zu sehr im Machine Learning Hype um es unerwähnt zu lassen – auch wenns eigentlich nur fancy Mathe is.

Ein echt besonderes Erlebnis, oder wie ein Kollege meinte „magical experience“, fand bei einer der Sauna-Sitzungen statt. Wir sind von der Sauna ein paar Meter zu einem Steg gelaufen. Dem halb zugewachsenen Steg, der wirklich viel zur Abenteuer-Stimmung beitrug, sind wir Richtung Meer gefolgt. Währenddessen haben wir noch den Refrain eines Saune-Liedes gesungen, der mehr oder weniger so ging: „Gory gory – what a hell of a way to die!“. Schlussendlich sind wir, alle noch rot angelaufen von der Sauna, ins Meer gesprungen. Happy Times!

Als wir uns zum Uni-Schach-Wettbewerb angemeldet haben, wussten wir schon, dass wir nicht zu den Königinnen und Königen des Spiels zählen würden. Aber wenigstens als Läufer hätten wir uns schon gesehen. Stellt sich heraus: Wir sind eher Bauern. Trotzdem hatten wir Spaß. Drei Stunden kämpften wir uns durch Eröffnungen, nur um dann im Middlegame ohnehin mit einer unhaltbaren Position konfrontiert zu sein. Aber unter dem Motto „Never Surrender“ haben wir uns doch ganz gut gehalten. Und dank des raffinierten Turniermodus kamen gegen Ende des Turnieres immer ausgeglichenere Spiele zustande und jeder konnte auch einen Sieg mitnehmen.

Über kryptische Vorlesungen und die Helsinki-Invasion

Am Wochenende geht es nach einem Mittagessen in der Aalto-Kantine (jap, die hat auch an Wochenenden zu Studienpreisen geöffnet) nochmals auf Suomenlinna. Und natürlich darf bei einer jungen, übermotivierten Gruppe das Schwimmen im Meer nicht fehlen.

Wir sind nicht die einzige Erasmustruppe mit dieser Idee. So treffen wir eine weitere Exchange-Gruppe von der Helsingin-yliopisto (Universität Helsinki). Und man wird es kaum glauben, denn ich kann sowas höchst selten aus eigener Erfahrung behaupten, aber: Die Welt ist klein! Liebe Grüße an der Stelle. Und nachdem das Wasser garnicht so kalt ist, wird das Gespräch direkt darauf gelenkt, wie viel kälter doch Tiroler Bergseen im Vergleich zur Ostsee sind. Im Endeffekt wars dann doch ein bissi kalt und ganz vielleicht war ich dann beim Abduschen des Salzes nicht mehr unter den Gründlichsten.

Mit der Universität gehts am Montag direkt um 0800 in der Früh los. Oder auch doch nicht, denn wie es sich für eine gute Uni gehört, fällt erst einmal die erste Vorlesung aus.

Computer-Science Gebäude

Die darauffolgende Kryptographie-Vorlesung wird im ersten Studienabschnitt (Hälfte des Semesters) online abgehalten. Naja. Dafür bin ich nicht nach Finnland gekommen, aber wenn die Vorlesung exklusiv online ist, wird sie schon gut produziert sein. Dachte ich. Die Qualität war so gut, dass man meinen könnte, es wurde vom letzten in Finnland produzierten Nokia Handy aufgenommen. Intelligenterweise gibts dann auch noch keine Folien und der Typ schreibt auf der Tafel. Gut, dass man das so leicht lesen kann. Tja, in irgendeinem Sinne ist das ja eh auch Kryptografie. Weil im Kameraausschnitt nicht die ganze Tafel Platz hat, verschiebt der Vortragende regelmäßig die Kamera und es hört sich tatsächlich nach einer in Büchern eingeklemmten Handykamera an. Also da wünsche ich mir die Eichlseder zurück (Grazer Krypto-Professorin).

Nachdem ich mich so viel aufgeregt habe, muss ich aber auch die besseren Vorlesungen loben: In Competitive programming wird zwar viel verlangt, ist aber echt fun. Jede Woche findet neben der normalen Vorlesung eine Competition statt und nach der Ersten wurde direkt eifrig diskutiert, wie viele Probleme man doch mit zwei Minuten mehr Zeit noch lösen hätte können. Cloud Systems ist der Vortragende empathisch und witzig. Bei solchen Vorlesungen setz ich mich gern in den Hörsaal. Ein anderes Thema ist Software testing: Erstes Assignment: Ein Essay. Dum dum duuuuum. Da bin ich nur froh, dass ich einen super Joker habe, der mit EV beginnt und mit A aufhört. Für ein zwei Seiten Essay gabs eine Seite Verbesserungsvorschläge <3.

Und was war sonst noch los: Es gab ein Aalto-Day-One Event. Langsam könnte man meinen alle Associations, Klubs und Vereine haben sich vorgestellt aber nein: Bei diesem von der Uni organisiertem Event gabs eine Vorstellung aller Uni-Clubs. Schach inklusive :-).

Der Hype für die darauf folgende Afterparty war groß: Irgendein bekannter finnischer Musiker sollte auftreten. Der DJ und die Vorband wussten auch uns Erasmus Studenten zu begeistern, mit der finnischen Rap-Musik des Hauptacts konnten wir jedoch alle nicht so recht was anfangen. War den Hype nicht so unbeding wert.

Dann gabs natürlich noch Tietokilta-Social Events und mit allen Teekkari wurde Helsinki unsicher gemacht. In Österreich würde man bei einer Versammlung von so vielen in bunte Overalls gekleideten Studenten wohl von einer Sekte ausgehen.

Aalto here we go

Zuerst gehts in das neue Zimmer. Die Begeisterung hält sich in Grenzen. Es ist ein ehemaliges Kinderzimmer mit geteiltem Bad und Hilfsküche. So kann man Leben, gemütlicher wie ein Zelt, aber besser gehts sicher auch. Ich halte auf jeden Fall die Augen am möbeliertem Wohnungsmarkt offen.

Doch dann ruft schon die Uni. Neben einem Frühstück gibt es eine Einführung der Exchange-Koordinatoren. Danach gab es noch eher Aalto-Brainwash der noch dazu recht langweilig war. Fanden auch die paar Studenten die eingeschlafen sind. Und ich würde Wetten dass es nicht am Jetlag lag.

Danach gabs eine Campustour. Schon ganz nice. Angefangen mit der direkt im Campus liegenden U-Bahn Station mit Supermärkten, unzähligen Kantinen mit 3€ Menüs und vielem mehr.

Dann gings mit Uni und Onlinesystem Vorstellungen weiter. Natürlich gibt es auch Zeit für Gruppenaktivitäten und wir haben direkt ein Spiel ausgesucht dass man so in Österreich sicher nicht findet:

Im Grunde so ähnlich wie Werwolf – nur besser. Und es kam wie es kommen musste: Der einzige Deutssprachige (ich) bekam direkt in der ersten Runde die namesgebende Rolle. Kam ganz gelegen, denn nachdem ich ein bischen von der Rechtslage in Österreich erzählt habe hielt mich keiner mehr für verdächtig.

Abschließend ging es noch zu OK20 – einem Gemeinschaftsgebäude im Student-Village (kurzes 🙁 ). Echt nice. Karaoke, Sauna und Karaokesauna. Oder Saunakaraoke? War auf jeden fall echt witzig – blöd nur dass ich keine Badesachen mithatte. Ab jetzt Standardausrüstung. Auch noch interessant: 1. Im Groß der europäischen Länder scheinen 0.33 Dosen Standard zu sein. 2. Die Tietokilta hat ein sehr gut organisertes Bier-Trafficking-Netzwerk. Bier gitbs um einen selbst für österreich billigen Preis von einem Euro. Nice.

Apropos Tietokilta – das sind die coolen Typen mit schwarzen Overalls, die die ganzen inoffiziellen Teile organisieren. Dabei gibt es viel zu tun: Kennenlernen, Campustour, Essenstipps, Sport & exotischere Aktionen wie Grandma (stricken), Sitsits (singen) und natürlich Sauna.

Die Associations von Otaniemi (Region der Uni, aber eigentlich alles Studentenorganisationen) haben sich natürlich auch vorgestellt: Hier geht das ganze noch weiter: Von „Techniker gegen Technik“ über Orientiering, Slackline, Retrogaming, Chöre, DJs, Grillen… gibt es wirklich alles. Und passenderweise haben viele der Associations Patches für die Overalls – und vorallem die kostenlosen wurden gnadenlos abgestaubt.

Und natürlich kommen bei den Teekkari, wie auch bei allen anderen Studentenorganisationen, Partys nicht zu kurz. An den letzten beiden Tagen haben dank Otasuunnistus (Sommerfest der Region) und Otafest (Abschlussfest der Orientierungswoche) vermutlich nur wenige Leute im Studentvillage viel Schlaf bekommen. 🙂

Also die Orientierungswoche war definitiv fun. Aber die Sommerferien sind dieses Jahr kurz und daher heißt es schon nächste Woche schuften für die Uni.

2 Tiroler – Die Stadt ist nicht genug

Nachdem wir Helsinki mittlerweile recht gut kennen, brechen wir zu neuen Ufern auf: In diesen Fall Tallinn.

Hoffentlich weit vorbei am Umweltschutzministerium laufen wir nach Richtung Estland aus.

Dort angekommen sehen wir uns zunächst die Altstadt an. Diese ist von einer ehemals 2.35km langen Mauer und mit 45 Aussichtstürmen ausgestatteten Befestigungsanlage geschützt. Irgendwas gefiel den Leuten an der Ostsee wohl am Festungsbauen.

Der Rest der Altstadt war zunächst trostlos und verlassen, lag aber auch daran, dass wir den belebten Teil sauber verfehlt haben. Nachdem wir dieses Defizit behoben haben ist die Stadt dann schon ganz schön.

Was uns dann schon auch noch beschäftigt hat ist die Linnahalla. Eine für die Segelevents der moskauer Olympischen Spiele 1980 errichtete Mehrzweckhalle. Krass. Nicht ubedeningt das best erhaltene 40 Jahre alte Bauwerk. Die Dimensionen des klassisch rechteckigen Betonbaus sind einfach nur – sowjetisch – eskaliert. Wir hoffen, einen Blick auf den mittlerweile gesperrten Hauptsaal werfen zu können. Daher gehen wir zunächst an dubioserweise offenen Absperrungen vorbei – mit dem Gedanken: „Nit legal aber wos soll schu passiern“. Wir landen in einem verfallenen, unbeleuchteten Eingangsbereich wo Tickets für eine Ausstellung verkauft werden? Unerwartet. Zur Besichtigung bekommt man Taschenlampe und Schutzhelm. Es klärt sich aber auf dass der Hauptsaal sowie der große Rest der so gut wie Ruine nicht zugänglich ist. Also ich glaube der Ansturm auf die Ausstellung ist überschaubar. Vieleicht würde es Helfen auch nur ein einziges Hinweisschild anzubringen. Oder man will einfach eine limitierte Kunstausstellung für die Lost-Place Szene sein.

Was fehlt jetzt noch? Finnische Natur. Wir brechen zum Nuuksio Nationalpark auf – wobei das Aufbrechen in diesem Fall etwas länger gedauert hat. Dort gibt es eine vielzahl kleinerer Seen die frei zum Kampieren und Saunieren zugänglich sind. Ein bischen Fehlen tun halt die Berge.

Nach einer kurzen Runde renne ich schon wieder Richtung Bus. Denn heute ist mit dem „Headstart“ Event die erste Veranstaltung der Kilta. Kilta / Guild -en sind am ehesten mit österreichischen Studienvertretungen zu vergleichen, aber ein bischen overachiever. Mal schauen was da noch alles passiert :-). Jedenfalls gabs Ansprachen, ein paar witzige Spiele – eg. “ Who is scared about the Fuksi captians“ ( fuksi = freshman).

Am letzten Tag hats sichs schlussendlich doch nochmal eingeregnet – hätte man in Finnland fast nicht erwartet. Wir gehn das ganze ruhig an und besuchen erst einmal für Ewigkeiten die so gut wie leere Hotel-Sauna. Da wird dann auch gleich fürs nächste Unterkühlungsbedürfniss trainiert. Danach gehts nochmals in die Stadt zu Linnanmäki – ein finnischer Freizeitpark und ins SeaLife. Dort sehen wir uns unter anderem ein evolutionstechnisches Malheur an: Seepferdchen. Können nicht schwimmen, chillen im Seegras und wenn eine Welle kommt sind sie weg und werden gfressen. Unpraktisch.

Morgen gehts für Ingrid heim und für mich in mein Zimmer und an die Uni. Wird auf jeden fall spannend aber mit meinem neuen Glücksbringer kann ja nichts schlimmes passieren. ps. Danke dafür nochmals 😉

Northbound 🛩

Es startet wie es starten muss: Ich spende Kopfhörer, ein Ladekabel und eine Trinkflasche an den Flixbus. Hab ich aber ganz gut geplant weil ich ein zweites paar Kopfhörer, noch ein Ladekabel und eine weitere Trinkflasche mithabe. Somit ist der Verlust fürs erste verkraftbar.

Und dann kommt auch schon der Flug. Es zaubert mir jedes Mal ein Lächeln ins Gesicht wenn man den Schub der Triebwerke spürt und das Wunderwerk der Technik von der Startbahn abhebt. Dabei im Cockpit zu sein wär schon ein Ding – vielleicht dann in der Midlife-Crisis.

  • Suurkirkko

Am nächsten Tag folgen Touristenaktivitäten. Durch Zufall finden wir heraus, dass es in der Fels-Tempel-Kirche ein klassisches Konzert einer Musik-Exchange-Organisation gibt. Das hat sich gelohnt – die Atmosphäre ist eindrucksvoll. Von klassischer Musik verstehe ich jedoch nicht genug, um mehr dazu sagen zu können – aber so ganz unter uns hatte so manches Klavierstück schon einen sehr langen Atem.

Der Mittwoch wird der finnischen Geschichte und den Festungsinseln im Helsinki-Archipel gewidmet. Das heutige Weltkulturerbe wurde im 18. Jahrhundert von den Schweden errichtet und Sveaborg (heißt soviel wie Schwedenburg) genannt. Anschließend wurde Helsinki im russland-schweden Krieg 1808 eingenommen und die Festungsinsel kampflos übergeben. 1917 erklärte sich das damals zu Russland gehörende Finnland für unabhängig und benannte dementsprechend die Inseln kurzerhand um: So kommt es zum jetzigen Namen: Suomenlinna (Finnenburg). Das passt den Schweden jedoch nicht so ganz und daher bleibt es im Schwedischen beim Namen Sveaborg. Ja und heute kann man sich die Festungsanlage ansehen und so manche Tunnel erkunden.

Außerdem gibt es auf der Insel noch ein deutsches U-Boot und einen alten Saab-Jet-Flugsimulator in den man sich hineinsetzen darf. Schon ziemlich beeindruckend was da alles abgeht. Nicht dass man das wüsste, aber es sind schon verdammt viele Bedienelemente aller Art in dem Cockpit. Und aja: Alle auf der Insel sind doch nicht so friedfertig: Eine Möwe wollte kurzerhand Ingrids Apfel annektieren, war damit jedoch genauso wenig erfolgreich wie wir bei der Jagd auf den Sonnenuntergang. Vielleicht klappt’s ja nächstes Mal – also mit dem Sonnenuntergang.

Nachdem es noch unzählige weitere Museen gibt, beschließen wir einige von ihnen abzuklappern. Dabei sehen wir viel Kunst, teilweise schön und interessant. Vereinzelt stellen wir aber auch fest, dass das beste des Museums der Ausblick aus dem fünften Stock ist – zumindest unserer Meinung nach (hust museum of contemporary art hust).

Auch historische, finnische Gebäude und Kirchen mit fragwürdigen Kerzenständern kommen nicht zu kurz.

Am Abend treffen wir per Zufall auf einen Demonstrationszug durch die Stadt. Es ist 24. August, ukrainischer Unabhängigkeitstag. Eine freundliche Frau spricht uns an, schenkt uns Sonnenblumen und lädt uns ein mitzugehen. Nach einer kurzen Strecke durch die Stadt kommen wir auf den Senat-Platz direkt vor der Helsinki Kathedrale. Dort wartet bereits ein mehrere hundert Frauen und Männer starker Chor und singt (vermutlich) ukrainische Volkslieder. Berührende Momente.

Prolog – Überhaupt nicht stressful…

Nachdem im Vorhinein von allen Seiten (Familie, Freunde, Arbeit) ein Auslandssemester empfohlen wurde, dachte ich mir: „Tja meld i mi halt amol für a Auslandssemester un – isch ja nit viel dabei.“ So zumindest die Gedanken. Es stellt sich jedoch heraus: Ein gewisses Commitment ist schon vor dem Start notwendig – aber anders wärs ja auch langweilig.

Da Auslandssemester nicht einfach so aus dem Nichts auftauchen, gibt es ein recht umfangreiches Aufnahmeverfahren – war mir nur nicht so recht bewusst. Glücklicherweise hat Eva hartnäckig nachgefragt, wie es um meine Erasmus-Bewerbung steht. Dadurch habe ich wenigstens eine Woche vor der Deadline – und nicht am Tag der Deadline – mit dem Bewerbungsprozess begonnen. War auch gut so, denn man braucht einen Sprachnachweis und das hat erst einmal einen Schock ausgelöst. Schließlich tauchen die soweit ich weiß auch nicht aus dem Nichts auf. Glücklicherweise habe ich motivierte Freunde und Julia hat mich einmal überredet die LV „Englisch für TechnikerInnen“ zu besuchen – damit war das Thema glücklicherweise gegessen – Entspannung.

Es folgt die Annahme an der Aalto Universität in Finnland – Helsinki (genau genommen Espoo, aber die Städte sind zusammengewachsen) und eine Reihe an Vorbereitungs- und Organisationsmeetings. Interessant wird es allerdings wieder nachdem ich von beiden großen Student-Housing Organisationen abgelehnt wurde. Das wars dann wohl mit billigen, möblierten Studentenzimmern. Und das ganze knappe 20 Tage vor Abflug. Ich musste mich erst mal hinsetzen – zu behaupten ich hätte die nächsten Tage gut geschlafen wäre eine Lüge.

https://www.youtube.com/watch?v=apTeck3Bwog

Aber „Deadline Mode“ aktiviert und her we go: Auf Webseiten war nicht wirklich etwas Studenten-geeignetes zu finden. Weitergesucht wurde nach Tipps der Koordinatoren in diversen Telegram-Gruppen und Facebook – ja ich habe nur für diesen Zweck einen Account erstellt. Doch auch dort gab es wesentlich mehr #lookingfor als #offering Beiträge. Ungünstig. Mit einem Blank-Account habe ich dann mit folgender (mit gewisser GPT Assistenz verfassten) Bewerbung versucht ein Zimmer zu finden:

Hello Helsinki/Espoodwellers! 🌸
I’m Rene, an enthusiastic electrical engineering/informatics student comingfrom Austria, and I’m excited be a student atAalto University this coming autumnsemester. 🎓
I’m on the lookout for a welcoming room to call home from the end of August until Christmas. I’m ideally looking for a furnished room eg. a sublease or any room in a shared apartment.
A little about me:
🔌Passionate student ready to conquer new challenges
 🧳Exchange student eager to explore Finnish culture.
🎈Friendly and easygoing,
 🌍Neat and organized, I promise to treat your space with respect.
Feel free to shoot me a message😊

Es folgen Social-Media intensiven Tagen, ein paar Scams… und ein kurzer Herzinfarkt. Als ich bei einer Ampel in Graz kurz einen Facebook-Chat herzeigen wollte wurde ich von einer Konto-Sperre und den Facebook-Community-Guidelines begrüßt- wer hat da bei Meta schon wieder was geraucht. Schließlich habe ich doch noch ein Angebot bekommen und dieses sofort angenommen – mir fiel ein Stein von Herzen. Wenn auch nicht ideal ist es besser als Plan B: Mit Zelt und Schlafsack vor Helsinki zu campen wäre mit der Zeit sicher anstrengend geworden.

Schlussendlich steht dem Abenteuer nichts mehr im Weg. Nach einem gebührenden Abschied aus Österreich geht es am 21.08. mit meiner Mutter los Richtung Finnland, welches wir in der ersten Woche als Touristen genießen dürfen.

Ich hoffe der Blog kommt heiter und interresant an. Ich würde mich über Feedback und Rückmeldungen privat, oder in den Kommentaren freuen. 😅

Tour de south-alps

Nachdem Anja und Rene beide erst am Vorabend der Radtour zu Hause auftauchen, herrscht am Abend noch geschäftiges Treiben. Taschen werden montiert und mit Florians und Elisabeths Hilfe die Fahrräder bereitgemacht. Wer hat bloß diesen Zeitplan entworfen? Alle waren auf jedem Fall nicht damit zufrieden.

Beim Packen des Werkzeuges kommt es bereits zum ersten Meltdown, nachdem Anja feststellt, wie klein und praktisch Rene’s Radpumpe ist. Nicht ganz zeitig wird schlafen gegangen, denn die Pläne sind ambitioniert. Gestartet wird nach einem morgendlichen Taxidienst vom Brenner Richtung Süden. Dann biegt die Route ins Pustertal ab und führt bis nach Lienz. Dort hoffen wir, eine geeignete Unterkunft zu finden. Am zweiten Tag folgen wir der Drau bis nach Klagenfurt, wobei wir am Weg noch den ein oder anderen Abstecher an den Kärnten Seen beabsichtigen – soweit zumindest der Plan.

Wir starten mit voller Motivation, Rene vielleicht sogar mit ein bisschen zu viel. Ohne Rücksicht auf Verluste geht es zunächst den Brenner hinab – auf dem Radweg, der der alten Bahntrasse folgt – nicht am schnellsten, aber schön und entspannt zu radeln. Zumindest war das bis zur ersten Kehre der Fall. Dort schießt Anja erst mal voll übers Ziel hinaus und stellt fest, dass ihre Vorderbremse wohl nicht so recht funktioniert (klassisches testing in production xD). Nach einer kurzen Reparaturaktion ist das Problem zwar nicht behoben, aber eine ausreichend sichere Weiterfahrt möglich.

Doch bei einem kleinen Trinkstopp in Sterzing stellen wir gleich die nächste Panne fest: Anja hat es tatsächlich geschafft, jetzt schon einen Patschen zu haben. Nach einem kurzen „des kunn decht nit sein di ganze zeit isch der scheiß roafen hin“-Meltdown und einer weiteren Werkzeugzurschaustellung sind wir aber wieder am Weg.

Als Nächstes bleiben wir in Sterzing bei Franzensfeste stehen. Dort gefällt es uns echt gut – vorallem da die Eisack viel smaragdgrünes Wasser führt. Natürlich wollen wir uns die Festung dann auch gleich anschauen – müssen aber enttäuscht feststellen, dass alle Festungen in Südtirol montags nicht für Besucher geöffnet sind – und mit Radschuhen klettern hat uns auch nicht direkt angesehen.

Tja also doch weiter. Es folgt das liebe Pustertal – und eine ganze Litanei an Sumsen und Fluchen von Rene. Denn bis zur angesagten Mittagspause in Bruneck und der Unterkunft-buch-Pause in Toblach geht es nicht nur „down the rio“. Vielmehr geht es Flussaufwärts mit einer ganzen Menge sehr unnötiger Steigungen. Und während Anja immer vordüst und oben wartet, schwört Rene wiederholt, dass er ab jetzt nur mehr Radtouren an großen Flussradwegen wie zB Inn-Donau fahren wird.

Doch ab Toblach steigt die Stimmung wieder. Hauptsächlich weil in Lienz eine Pizza wartet, möglicherweise aber auch weil es in den letzten 30km des Tags knappe 700 Höhenmeter nach unten geht – rollt schon bedeutend besser.

Nach einer Runde durch Lienz und einer Pizza für Anja, obwohl sie keine wollte, fahren wir noch zur Unterkunft, wo wir nicht mehr viel anstellen. Wobei uns schon noch gewundert hat, warum mitten im Zimmer ein Teppich auf einem Teppichboden liegt. Aber nach kurzer Überlegung beschließen wir, dass uns die Ursachenforschung wahrscheinlich nicht viel glücklicher macht und lassen es sein.

Am nächsten Tag geht es früh weiter – wir wollen ja schließlich – nachdem der Italien-Urlaub keine zehn Stunden gedauert hat – die Seen in Kärnten ein bisschen länger genießen. Doch schon bald macht sich Rene’s Knie ungut bemerkbar. Auch Pausen scheinen nicht zu helfen. Im Gegenteil: Nach jedem Mal stehenbleiben ist es, bis man wieder eingefahren ist, besonders problematisch. Mit vielen Pausen und langsamer als geplant schaffen wir es dann doch zum Millstätter See, wo wir erst einmal eine Badepause machen. Der See liegt echt schön und kann uns natürlich sofort begeistern – wir kommen jedoch nicht umhin, festzustellen, dass die Stege unter Wasser sind.

Danach beschließen wir einen change of plan: Anja zieht die Runde durch und Rene fährt mit der Bahn nach Klagenfurt, wo wir uns am Wörthersee nochmals zum Schwimmen treffen. Nach einer schnellen Klagenfurt Tour und einem kurzen Abstecher im botanischen Garten treffen wir uns wieder beim überfluten Strandbad, gönnen uns ein Eis und springen nochmals ins Wasser. Dann geht es für uns zum Bus nach Graz, was das Ende des Trips markiert.

Als Resümee wird festgehalten: Eigentlich scho echt nice gwesen – nur der Rene miasat halt a bissi fitter sein.

Wandern ala Denifl

Nachdem die Gesellschaft aus dem Unterdorf nicht aus dem Bett zu bekommen war, startet die Planung der Wanderung erst spät. Mit einer obligatorischen Verspätung starten wir erst um 12 Uhr. Direkt wird das Gespräch auf die Chaffeurskills von Anja gelenkt. Nach so manchen geputzten Zähnen und einer ausführlichen Diskussion über deutsche Personenkraftwagenlenker (welche wir bei gemütlichen 30 in der 80er Zone studieren konnten), hat sich Anja überlegt, sie könnte die Idealroute umfahren, um uns die Fahrkünste des deutschen SUVs für weitere fünf Minuten zu erhalten.

Schlussendlich auf der Zufahrtsstraße angekommen, stoßen wir auf dezente Probleme. Vom Unwetter des Vorjahres ist immer noch die Straße gesperrt, was für uns bedeutet: Die Wanderung ist kurzerhand 1h länger in jede Richtung. Da wir früh dran sind, lassen wir uns von solchen Unanmehmlichkeiten nicht beeindrucken. Mit vollen Elan (und auf Janniks Seite einer ganzen 0.7L Wasserflasche) geht es den Berg hinauf.

Neben toten Fischen, die, haben wir gelernt, nicht immer obenauf schwimmen, haben wir mehrere Rehe und sogar ein Rehkitz beobachten können. Bei der Franz-Senn Hütte angekommen, offenbart Jannik direkt seine Herkunft, indem er sich mit dem Dreifachen der nötigen Menge Sonnencreme im Gesicht einen Almdudler um 6€ gönnt, nachdem er zu diesen Zeitpunkt bereits seinen gesamten Flüssigkeitsvorrat aufgebraucht hat.

Doch dann sind wir auch schon beim ersten Klettersteig des Tages angekommen. Er nennt sich Höllenrachen und führt durch eine ca. 100m lange Klamm. Das ursprünglich Coole daran: Gute Teile des Klettersteiges führten unterirdisch durch Höhlen, nahe am kräftig tosendem Gletscherwasser entlang. Doch wie bereits erwähnt, gab es im letzten Jahr ein Unwetter, welche auch diesen Teil des Klettersteiges verschütteten. Das ist natürlich Schade, jedoch wusste der Klettersteig trotzdem zu begeistern.

Der zweite Klettersteig folgte direkt darauf. Diesmal waren sogar Kletterkönnen und die Sicherung notwendig. Die Wand mit tollen Tritten und Griffen war definitiv der sportliche Höhepunkt des Tages. Zumal wir zu diesem Zeitpunkt auch endlich der Mittagshitze entkommen waren.

Quasi-Fixpunkt einer Denifl-Wanderung ist am Ende ein wahrhaft erfrischender Kälteschock – diesmal in der Rinnensee-Edition. Doch auch nach hartnäckigen Überredeversuchen blieb der Flachländler der Truppe dem Wasser fern – wie eine Katze, die nicht schwimmen kann.

Als wir dann mit dem Abstieg beginnen, ist es bereits halb sechs. Alles kein Problem- ist ja lange hell meint Anja doch Rene hat sich eignetlich um 8 Uhr mit Freunden beim Blasmusikkonzert verabredet. Kurze überschlagsmäßige Zeitrechnung ergibt: Nur mit Hubschrauber machbar – blöd nur, dass diese Szenario auch nicht sonderlich realistisch ist.

Nach nur ein bisschen Hetzen von einem leicht genervtem Rene, beschließt dieser für die Rückfahrt das Autofahren zu übernehmen. Der Fahrerwechsel hat zweifelsohne zu einer Steigerung der Kurvengeschwindigkeit geführt, was Jannik leicht gestresst feststellt, nach dem er in unserem Gokart keinen Haltegriff über der Tür vorfindet. Mit über stündlicher Verspätung beginnt Rene dann auf dem Platzkonzert die verbrannten Kalorien mit Bier wieder aufzufüllen, währen Jannik und Anja dafür „zu müde“ sind. Auch kein Problem: Kann Rene wenigstens ungestört Gossip verbreiten….