Sauna, Schach und sinkenden Meeresspiegel: Woche 4

Am Samstag machen wir uns auch mal bei den Teekkari nützlich: Village Cleanup. Das gute dabei: Danach gibts Essen, Snacks und Bier sowie am allerwichtigsten: Sauna in der Rantasauna. Die ist ausstatungsmäßig mit einem Schwimmbad vergleichbar. Umkleiden, Duschen zwei große Saunen und ein Jacuzzi. Schon ganz Nobel. Kann man sich schon gönnen.

An einem anderen Abend ging es drunter und drüber: Wir haben O‘ sole mio am Schlagzeug zum Besten gegeben, außerdem ein Gasthaus betrieben, Ralleyautos mehr gerade aus wie um Kurven gefahren und die Spielemechanik von Street Fighter nicht vollumfänglich verstanden. Wo? Bei Polygamers. Die haben mehr oder weniger eine Retro-Spielehalle wo man hin und wieder so vorbeischauen darf.

Zwischendruch haben wir uns wieder ein bischen Kultur gegönnt: Also ging es am Sonntag ab nach Turku. (Wobei ich regelmäßig Turuk dazu sage). Nettes Städtchen aber nicht so recht viel besonderes.

Der evangelische Dom ist ganz sehenswert. Zwar hat man uns wegen eines Gottesdienstes zunächst rausgeschmissen, wir geben aber nicht auf und kommen wieder. Nur ist immer noch Gottesdienst. Diesmal in Schwedisch. Da dieser aber so gut wie vorbei ist, dürfen wir bleiben und uns die Kirche ansehen. Dabei bekommen wir auch noch mit, wie einer der größeren Seitenaltäre zu einem Gemeinschaftsbereich umgebaut ist. Die anderen Seitenaltäre sind zu kleineren Ausstellungen für Pilger, Kinderspielzonen und ähnlichem umgebaut. Eigentlich ganz nice.

Die Brug soll auch ganz schön sein. Einem Techniker fallen bei der ganzen Assymmetrie, den verschobenen Ebenen und versetzten Fenstern, aber eher die Haare aus.

Wie kann man nur? Auf der anderen Seite hats der Turm nichtmal in die Mitte der Seitenflügel geschafft. Trotzdem haben wir uns die Burg von innen angesehen und waren echt positiv vom Museum überrascht. Innen ist die Burg schön ausgebaut, gut im Schuss und die Kings- und Queens-Hall werden sogar für Events genützt.

Und man mag es zwar nicht glauben, aber die Turku-Festung wurde wie Suomenlinna als Seefestung aufgebaut.

Durch geschmolzene Gletscher sank der Druck auf die darunterliegenden Landmassen und daher stieg das Gebiet im Vergleich zum Meeresspiegel um mehrere Meter. Das mit der Seefestung hat sich damit eher erledigt. Aber vermutlich besser so wie umgekehrt – hust Atlantis.

Uni macht richtig Spaß. In Machine Learning dürfen wir ein selbstgewähltes Projekt umsetzen. Ich glaube zwar, wir schießen schon wieder komplett über das Ziel hinaus, aber die Motivation ist auf jeden Fall vorhanden. Wenn jemand vom Bild erraten kann um was es geht: Respekt. Wird sicher noch aufgelöst – bin aber gerad ein bisschen zu sehr im Machine Learning Hype um es unerwähnt zu lassen – auch wenns eigentlich nur fancy Mathe is.

Ein echt besonderes Erlebnis, oder wie ein Kollege meinte „magical experience“, fand bei einer der Sauna-Sitzungen statt. Wir sind von der Sauna ein paar Meter zu einem Steg gelaufen. Dem halb zugewachsenen Steg, der wirklich viel zur Abenteuer-Stimmung beitrug, sind wir Richtung Meer gefolgt. Währenddessen haben wir noch den Refrain eines Saune-Liedes gesungen, der mehr oder weniger so ging: „Oh oh oh ohhh – what a hell of a way to die!“. Schlussendlich sind wir, alle noch rot angelaufen von der Sauna, ins Meer gesprungen. Happy Times!

Als wir uns zum Uni-Schach-Wettbewerb angemeldet haben, wussten wir schon, dass wir nicht zu den Königinnen und Königen des Spiels zählen würden. Aber wenigstens als Läufer hätten wir uns schon gesehen. Stellt sich heraus: Wir sind eher Bauern. Trotzdem hatten wir Spaß. Drei Stunden kämpften wir uns durch Eröffnungen, nur um dann im Middlegame ohnehin mit einer unhaltbaren Position konfrontiert zu sein. Aber unter dem Motto „Never Surrender“ haben wir uns doch ganz gut gehalten. Und dank des raffinierten Turniermodus kamen gegen Ende des Turnieres immer ausgeglichenere Spiele zustande und jeder konnte auch einen Sieg mitnehmen.

Über kryptische Vorlesungen und die Helsinki-Invasion

Am Wochenende geht es nach einem Mittagessen in der Aalto-Kantine (jap, die hat auch an Wochenenden zu Studienpreisen geöffnet) nochmals auf Suomenlinna. Und natürlich darf bei einer jungen, übermotivierten Gruppe das Schwimmen im Meer nicht fehlen.

Wir sind nicht die einzige Erasmustruppe mit dieser Idee. So treffen wir eine weitere Exchange-Gruppe von der Helsingin-yliopisto (Universität Helsinki). Und man wird es kaum glauben, denn ich kann sowas höchst selten aus eigener Erfahrung behaupten, aber: Die Welt ist klein! Liebe Grüße an der Stelle. Und nachdem das Wasser garnicht so kalt ist, wird das Gespräch direkt darauf gelenkt, wie viel kälter doch Tiroler Bergseen im Vergleich zur Ostsee sind. Im Endeffekt wars dann doch ein bissi kalt und ganz vielleicht war ich dann beim Abduschen des Salzes nicht mehr unter den Gründlichsten.

Mit der Universität gehts am Montag direkt um 0800 in der Früh los. Oder auch doch nicht, denn wie es sich für eine gute Uni gehört, fällt erst einmal die erste Vorlesung aus.

Computer-Science Gebäude

Die darauffolgende Kryptographie-Vorlesung wird im ersten Studienabschnitt (Hälfte des Semesters) online abgehalten. Naja. Dafür bin ich nicht nach Finnland gekommen, aber wenn die Vorlesung exklusiv online ist, wird sie schon gut produziert sein. Dachte ich. Die Qualität war so gut, dass man meinen könnte, es wurde vom letzten in Finnland produzierten Nokia Handy aufgenommen. Intelligenterweise gibts dann auch noch keine Folien und der Typ schreibt auf der Tafel. Gut, dass man das so leicht lesen kann. Tja, in irgendeinem Sinne ist das ja eh auch Kryptografie. Weil im Kameraausschnitt nicht die ganze Tafel Platz hat, verschiebt der Vortragende regelmäßig die Kamera und es hört sich tatsächlich nach einer in Büchern eingeklemmten Handykamera an. Also da wünsche ich mir die Eichlseder zurück (Grazer Krypto-Professorin).

Nachdem ich mich so viel aufgeregt habe, muss ich aber auch die besseren Vorlesungen loben: In Competitive programming wird zwar viel verlangt, ist aber echt fun. Jede Woche findet neben der normalen Vorlesung eine Competition statt und nach der Ersten wurde direkt eifrig diskutiert, wie viele Probleme man doch mit zwei Minuten mehr Zeit noch lösen hätte können. Cloud Systems ist der Vortragende empathisch und witzig. Bei solchen Vorlesungen setz ich mich gern in den Hörsaal. Ein anderes Thema ist Software testing: Erstes Assignment: Ein Essay. Dum dum duuuuum. Da bin ich nur froh, dass ich einen super Joker habe, der mit EV beginnt und mit A aufhört. Für ein zwei Seiten Essay gabs eine Seite Verbesserungsvorschläge <3.

Und was war sonst noch los: Es gab ein Aalto-Day-One Event. Langsam könnte man meinen alle Associations, Klubs und Vereine haben sich vorgestellt aber nein: Bei diesem von der Uni organisiertem Event gabs eine Vorstellung aller Uni-Clubs. Schach inklusive :-).

Der Hype für die darauf folgende Afterparty war groß: Irgendein bekannter finnischer Musiker sollte auftreten. Der DJ und die Vorband wussten auch uns Erasmus Studenten zu begeistern, mit der finnischen Rap-Musik des Hauptacts konnten wir jedoch alle nicht so recht was anfangen. War den Hype nicht so unbeding wert.

Dann gabs natürlich noch Tietokilta-Social Events und mit allen Teekkari wurde Helsinki unsicher gemacht. In Österreich würde man bei einer Versammlung von so vielen in bunte Overalls gekleideten Studenten wohl von einer Sekte ausgehen.

Aalto here we go

Zuerst gehts in das neue Zimmer. Die Begeisterung hält sich in Grenzen. Es ist ein ehemaliges Kinderzimmer mit geteiltem Bad und Hilfsküche. So kann man Leben, gemütlicher wie ein Zelt, aber besser gehts sicher auch. Ich halte auf jeden Fall die Augen am möbeliertem Wohnungsmarkt offen.

Doch dann ruft schon die Uni. Neben einem Frühstück gibt es eine Einführung der Exchange-Koordinatoren. Danach gab es noch eher Aalto-Brainwash der noch dazu recht langweilig war. Fanden auch die paar Studenten die eingeschlafen sind. Und ich würde Wetten dass es nicht am Jetlag lag.

Danach gabs eine Campustour. Schon ganz nice. Angefangen mit der direkt im Campus liegenden U-Bahn Station mit Supermärkten, unzähligen Kantinen mit 3€ Menüs und vielem mehr.

Dann gings mit Uni und Onlinesystem Vorstellungen weiter. Natürlich gibt es auch Zeit für Gruppenaktivitäten und wir haben direkt ein Spiel ausgesucht dass man so in Österreich sicher nicht findet:

Im Grunde so ähnlich wie Werwolf – nur besser. Und es kam wie es kommen musste: Der einzige Deutssprachige (ich) bekam direkt in der ersten Runde die namesgebende Rolle. Kam ganz gelegen, denn nachdem ich ein bischen von der Rechtslage in Österreich erzählt habe hielt mich keiner mehr für verdächtig.

Abschließend ging es noch zu OK20 – einem Gemeinschaftsgebäude im Student-Village (kurzes 🙁 ). Echt nice. Karaoke, Sauna und Karaokesauna. Oder Saunakaraoke? War auf jeden fall echt witzig – blöd nur dass ich keine Badesachen mithatte. Ab jetzt Standardausrüstung. Auch noch interessant: 1. Im Groß der europäischen Länder scheinen 0.33 Dosen Standard zu sein. 2. Die Tietokilta hat ein sehr gut organisertes Bier-Trafficking-Netzwerk. Bier gitbs um einen selbst für österreich billigen Preis von einem Euro. Nice.

Apropos Tietokilta – das sind die coolen Typen mit schwarzen Overalls, die die ganzen inoffiziellen Teile organisieren. Dabei gibt es viel zu tun: Kennenlernen, Campustour, Essenstipps, Sport & exotischere Aktionen wie Grandma (stricken), Sitsits (singen) und natürlich Sauna.

Die Associations von Otaniemi (Region der Uni, aber eigentlich alles Studentenorganisationen) haben sich natürlich auch vorgestellt: Hier geht das ganze noch weiter: Von „Techniker gegen Technik“ über Orientiering, Slackline, Retrogaming, Chöre, DJs, Grillen… gibt es wirklich alles. Und passenderweise haben viele der Associations Patches für die Overalls – und vorallem die kostenlosen wurden gnadenlos abgestaubt.

Und natürlich kommen bei den Teekkari, wie auch bei allen anderen Studentenorganisationen, Partys nicht zu kurz. An den letzten beiden Tagen haben dank Otasuunnistus (Sommerfest der Region) und Otafest (Abschlussfest der Orientierungswoche) vermutlich nur wenige Leute im Studentvillage viel Schlaf bekommen. 🙂

Also die Orientierungswoche war definitiv fun. Aber die Sommerferien sind dieses Jahr kurz und daher heißt es schon nächste Woche schuften für die Uni.

2 Tiroler – Die Stadt ist nicht genug

Nachdem wir Helsinki mittlerweile recht gut kennen, brechen wir zu neuen Ufern auf: In diesen Fall Tallinn.

Hoffentlich weit vorbei am Umweltschutzministerium laufen wir nach Richtung Estland aus.

Dort angekommen sehen wir uns zunächst die Altstadt an. Diese ist von einer ehemals 2.35km langen Mauer und mit 45 Aussichtstürmen ausgestatteten Befestigungsanlage geschützt. Irgendwas gefiel den Leuten an der Ostsee wohl am Festungsbauen.

Der Rest der Altstadt war zunächst trostlos und verlassen, lag aber auch daran, dass wir den belebten Teil sauber verfehlt haben. Nachdem wir dieses Defizit behoben haben ist die Stadt dann schon ganz schön.

Was uns dann schon auch noch beschäftigt hat ist die Linnahalla. Eine für die Segelevents der moskauer Olympischen Spiele 1980 errichtete Mehrzweckhalle. Krass. Nicht ubedeningt das best erhaltene 40 Jahre alte Bauwerk. Die Dimensionen des klassisch rechteckigen Betonbaus sind einfach nur – sowjetisch – eskaliert. Wir hoffen, einen Blick auf den mittlerweile gesperrten Hauptsaal werfen zu können. Daher gehen wir zunächst an dubioserweise offenen Absperrungen vorbei – mit dem Gedanken: „Nit legal aber wos soll schu passiern“. Wir landen in einem verfallenen, unbeleuchteten Eingangsbereich wo Tickets für eine Ausstellung verkauft werden? Unerwartet. Zur Besichtigung bekommt man Taschenlampe und Schutzhelm. Es klärt sich aber auf dass der Hauptsaal sowie der große Rest der so gut wie Ruine nicht zugänglich ist. Also ich glaube der Ansturm auf die Ausstellung ist überschaubar. Vieleicht würde es Helfen auch nur ein einziges Hinweisschild anzubringen. Oder man will einfach eine limitierte Kunstausstellung für die Lost-Place Szene sein.

Was fehlt jetzt noch? Finnische Natur. Wir brechen zum Nuuksio Nationalpark auf – wobei das Aufbrechen in diesem Fall etwas länger gedauert hat. Dort gibt es eine vielzahl kleinerer Seen die frei zum Kampieren und Saunieren zugänglich sind. Ein bischen Fehlen tun halt die Berge.

Nach einer kurzen Runde renne ich schon wieder Richtung Bus. Denn heute ist mit dem „Headstart“ Event die erste Veranstaltung der Kilta. Kilta / Guild -en sind am ehesten mit österreichischen Studienvertretungen zu vergleichen, aber ein bischen overachiever. Mal schauen was da noch alles passiert :-). Jedenfalls gabs Ansprachen, ein paar witzige Spiele – eg. “ Who is scared about the Fuksi captians“ ( fuksi = freshman).

Am letzten Tag hats sichs schlussendlich doch nochmal eingeregnet – hätte man in Finnland fast nicht erwartet. Wir gehn das ganze ruhig an und besuchen erst einmal für Ewigkeiten die so gut wie leere Hotel-Sauna. Da wird dann auch gleich fürs nächste Unterkühlungsbedürfniss trainiert. Danach gehts nochmals in die Stadt zu Linnanmäki – ein finnischer Freizeitpark und ins SeaLife. Dort sehen wir uns unter anderem ein evolutionstechnisches Malheur an: Seepferdchen. Können nicht schwimmen, chillen im Seegras und wenn eine Welle kommt sind sie weg und werden gfressen. Unpraktisch.

Morgen gehts für Ingrid heim und für mich in mein Zimmer und an die Uni. Wird auf jeden fall spannend aber mit meinem neuen Glücksbringer kann ja nichts schlimmes passieren. ps. Danke dafür nochmals 😉

Northbound 🛩

Es startet wie es starten muss: Ich spende Kopfhörer, ein Ladekabel und eine Trinkflasche an den Flixbus. Hab ich aber ganz gut geplant weil ich ein zweites paar Kopfhörer, noch ein Ladekabel und eine weitere Trinkflasche mithabe. Somit ist der Verlust fürs erste verkraftbar.

Und dann kommt auch schon der Flug. Es zaubert mir jedes Mal ein Lächeln ins Gesicht wenn man den Schub der Triebwerke spürt und das Wunderwerk der Technik von der Startbahn abhebt. Dabei im Cockpit zu sein wär schon ein Ding – vielleicht dann in der Midlife-Crisis.

  • Suurkirkko

Am nächsten Tag folgen Touristenaktivitäten. Durch Zufall finden wir heraus, dass es in der Fels-Tempel-Kirche ein klassisches Konzert einer Musik-Exchange-Organisation gibt. Das hat sich gelohnt – die Atmosphäre ist eindrucksvoll. Von klassischer Musik verstehe ich jedoch nicht genug, um mehr dazu sagen zu können – aber so ganz unter uns hatte so manches Klavierstück schon einen sehr langen Atem.

Der Mittwoch wird der finnischen Geschichte und den Festungsinseln im Helsinki-Archipel gewidmet. Das heutige Weltkulturerbe wurde im 18. Jahrhundert von den Schweden errichtet und Sveaborg (heißt soviel wie Schwedenburg) genannt. Anschließend wurde Helsinki im russland-schweden Krieg 1808 eingenommen und die Festungsinsel kampflos übergeben. 1917 erklärte sich das damals zu Russland gehörende Finnland für unabhängig und benannte dementsprechend die Inseln kurzerhand um: So kommt es zum jetzigen Namen: Suomenlinna (Finnenburg). Das passt den Schweden jedoch nicht so ganz und daher bleibt es im Schwedischen beim Namen Sveaborg. Ja und heute kann man sich die Festungsanlage ansehen und so manche Tunnel erkunden.

Außerdem gibt es auf der Insel noch ein deutsches U-Boot und einen alten Saab-Jet-Flugsimulator in den man sich hineinsetzen darf. Schon ziemlich beeindruckend was da alles abgeht. Nicht dass man das wüsste, aber es sind schon verdammt viele Bedienelemente aller Art in dem Cockpit. Und aja: Alle auf der Insel sind doch nicht so friedfertig: Eine Möwe wollte kurzerhand Ingrids Apfel annektieren, war damit jedoch genauso wenig erfolgreich wie wir bei der Jagd auf den Sonnenuntergang. Vielleicht klappt’s ja nächstes Mal – also mit dem Sonnenuntergang.

Nachdem es noch unzählige weitere Museen gibt, beschließen wir einige von ihnen abzuklappern. Dabei sehen wir viel Kunst, teilweise schön und interessant. Vereinzelt stellen wir aber auch fest, dass das beste des Museums der Ausblick aus dem fünften Stock ist – zumindest unserer Meinung nach (hust museum of contemporary art hust).

Auch historische, finnische Gebäude und Kirchen mit fragwürdigen Kerzenständern kommen nicht zu kurz.

Am Abend treffen wir per Zufall auf einen Demonstrationszug durch die Stadt. Es ist 24. August, ukrainischer Unabhängigkeitstag. Eine freundliche Frau spricht uns an, schenkt uns Sonnenblumen und lädt uns ein mitzugehen. Nach einer kurzen Strecke durch die Stadt kommen wir auf den Senat-Platz direkt vor der Helsinki Kathedrale. Dort wartet bereits ein mehrere hundert Frauen und Männer starker Chor und singt (vermutlich) ukrainische Volkslieder. Berührende Momente.

Prolog – Überhaupt nicht stressful…

Nachdem im Vorhinein von allen Seiten (Familie, Freunde, Arbeit) ein Auslandssemester empfohlen wurde, dachte ich mir: „Tja meld i mi halt amol für a Auslandssemester un – isch ja nit viel dabei.“ So zumindest die Gedanken. Es stellt sich jedoch heraus: Ein gewisses Commitment ist schon vor dem Start notwendig – aber anders wärs ja auch langweilig.

Da Auslandssemester nicht einfach so aus dem Nichts auftauchen, gibt es ein recht umfangreiches Aufnahmeverfahren – war mir nur nicht so recht bewusst. Glücklicherweise hat Eva hartnäckig nachgefragt, wie es um meine Erasmus-Bewerbung steht. Dadurch habe ich wenigstens eine Woche vor der Deadline – und nicht am Tag der Deadline – mit dem Bewerbungsprozess begonnen. War auch gut so, denn man braucht einen Sprachnachweis und das hat erst einmal einen Schock ausgelöst. Schließlich tauchen die soweit ich weiß auch nicht aus dem Nichts auf. Glücklicherweise habe ich motivierte Freunde und Julia hat mich einmal überredet die LV „Englisch für TechnikerInnen“ zu besuchen – damit war das Thema glücklicherweise gegessen – Entspannung.

Es folgt die Annahme an der Aalto Universität in Finnland – Helsinki (genau genommen Espoo, aber die Städte sind zusammengewachsen) und eine Reihe an Vorbereitungs- und Organisationsmeetings. Interessant wird es allerdings wieder nachdem ich von beiden großen Student-Housing Organisationen abgelehnt wurde. Das wars dann wohl mit billigen, möblierten Studentenzimmern. Und das ganze knappe 20 Tage vor Abflug. Ich musste mich erst mal hinsetzen – zu behaupten ich hätte die nächsten Tage gut geschlafen wäre eine Lüge.

https://www.youtube.com/watch?v=apTeck3Bwog

Aber „Deadline Mode“ aktiviert und her we go: Auf Webseiten war nicht wirklich etwas Studenten-geeignetes zu finden. Weitergesucht wurde nach Tipps der Koordinatoren in diversen Telegram-Gruppen und Facebook – ja ich habe nur für diesen Zweck einen Account erstellt. Doch auch dort gab es wesentlich mehr #lookingfor als #offering Beiträge. Ungünstig. Mit einem Blank-Account habe ich dann mit folgender (mit gewisser GPT Assistenz verfassten) Bewerbung versucht ein Zimmer zu finden:

Hello Helsinki/Espoodwellers! 🌸
I’m Rene, an enthusiastic electrical engineering/informatics student comingfrom Austria, and I’m excited be a student atAalto University this coming autumnsemester. 🎓
I’m on the lookout for a welcoming room to call home from the end of August until Christmas. I’m ideally looking for a furnished room eg. a sublease or any room in a shared apartment.
A little about me:
🔌Passionate student ready to conquer new challenges
 🧳Exchange student eager to explore Finnish culture.
🎈Friendly and easygoing,
 🌍Neat and organized, I promise to treat your space with respect.
Feel free to shoot me a message😊

Es folgen Social-Media intensiven Tagen, ein paar Scams… und ein kurzer Herzinfarkt. Als ich bei einer Ampel in Graz kurz einen Facebook-Chat herzeigen wollte wurde ich von einer Konto-Sperre und den Facebook-Community-Guidelines begrüßt- wer hat da bei Meta schon wieder was geraucht. Schließlich habe ich doch noch ein Angebot bekommen und dieses sofort angenommen – mir fiel ein Stein von Herzen. Wenn auch nicht ideal ist es besser als Plan B: Mit Zelt und Schlafsack vor Helsinki zu campen wäre mit der Zeit sicher anstrengend geworden.

Schlussendlich steht dem Abenteuer nichts mehr im Weg. Nach einem gebührenden Abschied aus Österreich geht es am 21.08. mit meiner Mutter los Richtung Finnland, welches wir in der ersten Woche als Touristen genießen dürfen.

Ich hoffe der Blog kommt heiter und interresant an. Ich würde mich über Feedback und Rückmeldungen privat, oder in den Kommentaren freuen. 😅