Man möchte meinen von Graz nach Stockholm zu kommen ist nicht so schwer. Und ist es eigentlich auch nicht. Mit dem Railjet gemütlich von Graz Hauptbahnhof zum Flughafen Wien und dann mit dem verboten billigen Ryanair-Flug (25€) nach Stockholm. So die Theorie.
Der Zeitplan sieht vor, um 5 Uhr aufzustehen, 90 Minuten vor Abflug am Flughafen zu sein und dann um ca 13 Uhr in Stockholm anzukommen. Zuerst einmal läuft alles großartig. Die Stimmung ist aufgedreht und euphorisch und bis zum Hauptbahnhof Wien läuft alles wie am Schnürchen. Dort hat das Desaster seinen Anfang. Ein anderer Railjet der ÖBB hat technische Probleme und steht an den Gleisen. Optimistisch wie ich bin, bekommt Eva noch ein Bild: „ÖBB at it again“.

Damit fallen tollerweise auch alle anderen Railjets und die S7 Richtung Flughafen aus. Alternativen: Flughafenbus oder Zug-Shuttle, die beide nicht im Klimaticket inbegriffen sind. Auch egal. Nützt eh nichts und ab zum Flughafen. Dieses kleine Desaster alleine hat schon für eine Verspätung von ca 30 Minuten gesorgt. Naja renn ich halt am Flughafen ein bisschen – Kofferabgabe ist bis 40min vor Abflug – sollt sich schon ausgehen. Tatsächlich bin ich ca. 55 min vorher im Terminal bei den Bagage-Drop-Schaltern. Problem nur. Die Polizei sperrt gerade alles ab und alle müssen den unmittelbaren Bereich verlassen. Von Polizisten erfahre ich, dass der Bereich wegen eines verlassenen Koffers gesperrt wurde und dieser nun gesichert wird. Er meinte, es dauert 10 min und mein Flug geht sich noch leicht aus.

Nachdem der Spezialist 15 Minuten lange den Koffer seziert hatte und ich derweil schon dreimal narrisch gewordene bin, wird der Bereich wieder freigegeben und ich sprinte zur Gepäckabgabe. Ich glaube, es war 10:15 auf die Minute, auf jeden Fall wird mein Gebäck abgelehnt. Ich springe wie am Bildschirm beschrieben zum Ryanair Servicedesk, wo ich nach einer kurzen Schlange erfahre, dass das Gebäck abgelehnt wurde, weil ich zu spät war und ich doch einfach mit dem Aufgabegebäck zum Gate rennen solle. Danke. Also versuche ich das. Bei der Security in Wien kommt man eh schnell durch – wenn man nicht Deo oder irgendwelche größeren Flüssigkeiten mitführt. Tue ich im Handgepäck ja eh nicht – mein großer Rucksack wird aber netterweise eingezogen. Ganz entspannt packe ich vor der Security Duschgel, Deo und Zahnpasta aus, was alles kurzerhand im Müll landet. Noch einiges entspannter nimmt die Security mit einem Teststreifen Proben vom Inneren meines Rucksacks und der Toilettentasche. Dass ich im Stress bin ist dieser Person nicht aufgefallen, oder hat sie einfach nicht beeindruckt. Naja, nach der ganzen Show, und mittlerweile schon ein bisschen panisch, sprinte ich zum Gate.
Nach einem Slalom durch die netterweise nicht umgehbaren Duty-Free-Läden und einem 500m Sprint mit Rucksack komme ich um 10:36 am Gate an. Zu dieser Zeit ist alles schon geschlossen – das Flugzeug damit ohne mich weg. Wtf. Die Maschine sollte doch erst um 10:55 starten. Aus Interesse schaue ich mir am nächsten Tag die Boardingtimings an: *17:45 Abflug. 17:05 Boarding startet, *17:15: Man steht nicht nur im Gang zum Flugzeug, sondern darf an Bord. *17:37: Boarding complete – Gate closed. Um Fair zu sein der Flug hatte ein Delay von ca. 10 Minuten aber trotzdem war das Gate am Samstag ungewöhnlich früh geschlossen. Mist. Scheibenkleister. Des darf jetzt nicht wahr sein.
Stimmung am Boden, Eva versetzt, 100€ ärmer für einen Flug am nächsten Abend und gestrandet in Wien.
Glücklicherweise habe ich eine Schwester (die ich selten so gern gehabt hab <3), die in Wien wohnt und meinen Scherbenhaufen vom Stimmung gehts schon wieder besser. Zufälligerweise sind auch Simon, Magdalena und Nora in Wien und wir verabreden uns (nach einer guten Idee meiner Schwester – ja sowas gibts auch xD) beim Volkstheater, wo wir uns mit billigen U30-Last-Minute-Karten die Oper „Die lustige Witwe“ anschauen. War eigentlich echt ganz lustig und sehr viel näher an einem Musical als gedacht. Die französischen Akzente und ein Wiener Detektiv mit Lampenschirm haben uns schon a bisschen zum Lachen gebracht.

Nach einer Nacht im gastfreundlichen Tirolerheim und ein bisschen Sport und Uni gehts auf ein zweites Mal zum Flughafen – diesmal mit genug Zeitpuffer.
Nachdem dieses Mal alles gut geht, komme ich auch tatsächlich in Schweden an. Vom Flughafen nach Stockholm gibt es wieder Shuttelzüge und naja, Transportunternehmen mögen mich gerade nicht so, deswegen kommt der erste Shuttle erst einmal garnicht. Der zweite 15 min später wird abgesagt und nochmals 15 Minuten später der hat Verspätung. Das kann man sich unmöglich ausdenken. Um viertel nach neun bin ich schlussendlich am Hauptbahnhof, wo ich von Eva abgeholt werde.
Ende gut, alles gut <3