Touristisches Taiwan

Mit mehr Freizeit planen wir diese Woche den ersten Ausflug mit Übernachtung zu unternehmen und beschließen in die nächstgrößere südlichere Stadt Taichung zu fahren. Praktischerweise mit dem HSR nur eine knappe halbe Stunde entfernt, fühlt es sich gar nicht nach einem größeren Trip an. Erster Stopp ist, wie sollte es bei Informatik-Studenten mit zwei linken Händen anders sein, das National Museum of Fine Arts. Neben kostenlosen Eintritt wird dort gerade die nationale Kunstausstellung ausgestellt. Diese ist auch für Laien wie uns ganz interessant, da sortiert nach Kunstrichtungen wie Öl, Wasserfarben oder Stempel schnitzen (klingt banal, ist aber kunstvollste Schnitzen von komplizierten chinesischen Schriftzeichen auf kleinem Raum), Kalligrafie immer die Top 3 Werke des letzten Jahres plus ein paar zusätzlich sehenswerte Zeichnungen zu sehen sind.

Weiter geht’s dann, durch eine im Vergleich zu Hsinchu sehr viel lebendigere Innenstadt zu einem historischen Highlight. Auf dem Weg dorthin streifen wir noch die Animation-Ally, in der wir zwar eher hilflos nach bekannten Gesichtern suchen, ganz allgemein aber eine große Fülle von Anime-Charakteren an die Wände gemalt sind. (Zumindest Winnie Pooh und Super Mario etc erkennen wir). Nur ein paar Schritte weiter sind wir zwei Snacksüchtigen aber auch schon bei unserem Dealer, dem Geburtsplatz des Boba-Teas (Bubble Tea) angekommen. Dort wurde in den 1980er Jahren gekühlter schwarzer oder grüner Tee das erste Mal mit Milch, Sirup, und ganz wichtig, den namensgebenden Tapiokaperlen angeboten. Das können wir uns natürlich nicht entgehen lassen. Kleiner Funfact am Rande: „波霸, bō bà“ bedeutet wortwörtlich „große Brüste“. Mittlerweile hat sich die Bedeutung aber mehr hin zu Bubble Tea gewandelt.

Nach dem ersten süßen Snack beschließen wir, dass es vor dem zweiten Snack ruhig eine kleine Pause geben darf und gelangen in einen klassisch asiatischen Park mit See. Dort finden wir auch eine riesige Ziegenstatue. Statue? Nein, eine Laterne, besser gesagt die Hauptlaterne des chinesischen Neujahrsfestes, als das Jahr der Ziege begonnen hat. Der erste Snack ist dann doch recht schnell verdaut, also schauen wir zu Miyahara – einem noblen Eisgeschäft, das meistens mit Harry Potter verglichen wird. Mit gutem Eis und noch besseren Waffeln geht es zum Calligraphie-Greenway, einem länglichen Park mit zahlreichen Skulpturen. Am Abend geht es dann noch zum Fengchia Nightmarket, einem der belebtesten und größten des Landes. Das Angebot umfasst dabei neben Essen und Getränken auch Shops und vorallem auch Spielehallen. Gut gestärkt und mit nicht satten, aber vorhandenen Gewinnen gehen wir schlafen, denn am nächsten Tag fahren wir schon früh zum eigentlichen Highlight des Trips: Dem Sun and Moon Lake.

  • Ich gehe mit meiner Laterne und meine Laterne mit mir...

Halbwegs vorbereitet (Informationen sammeln – Check, Informationen nutzen / reservieren – Optional) machen wir uns auf den Weg und erwischen perfekt einen Bus. Klingt zu gut? Keine Sorge, es kommt noch ein wunderbarer Bus-Rant über unsere Heimfahrt. Dort angekommen holen wir uns Brunch und borgen uns wie vom CNN (Top 10 Radwege weltweit) empfohlen ein E-Tandem-Fahrrad aus. Top ausgestattet geht es am Anfang direkt am Ufer auf eigens dafür gebauten Radwegen entlang. Leider hat jedoch ein Sturm einige Zeit vorher einige Bäume umgeschmissen und daher sind längere Strecken dann auch gesperrt und wir fahren auf der Straße. Doch die Szenerie belohnt uns: Neben Blicken über den blauen See gibt es nahegelegene Tempel, Uferpromenaden zum Naschen und eine mit perfektem Seeblick gelegene Pagoda. Die Aussicht war auf jeden Fall eines der bisherigen Taiwan Highlights. Da wir uns zum Ende hin zu viel Zeit gelassen haben, geht es dann noch ein bisschen ans sprinten. Auf furchtbar steilen Radwegen (auf denen wir dann auch um unseren E-Antrieb recht froh waren) düsen wir das letzte Stück zurück und sind nach der Rückgabe des Rades verschwitzt, müde und bereit im Bus jetzt 2 Stunden zu schlafen. Aber so wie wir uns das gedacht haben, funktioniert das leider nicht. Nachdem wir direkt beim Busstopp-Schild stehen und die eigentliche Schlange für den Bus übersehen, kommen wir nicht in den Bus. Man gibt uns den Rat, wir sollen uns mit Regionalbussen bis nach Taichung durchhandeln. Nur bedauerlicherweise funktioniert auch das nicht wirklich, da alle auch nur in Richtung Stadt fahrenden Busse randvoll sind und die meisten einfach direkt an der Station vorbeifahren. Auch mit der freundlichen Hilfe von zwei Frauen, die sogar bei der Hauptbusstation angerufen haben, war nichts zu machen. Die beste Option wäre gewesen, größere Umwege in Kauf zu nehmen, um sich an den Schlangen für die Busse im Kopfbahnhof anzustellen – tjia im Nachhinein sind wir schlauer. Unsere Lösung war dann ein Uber gemeinsam mit anderen NYCU Studenten, da es doch schon spät und wir echt streichfähig waren. Alles in allem jedoch ein tolles Wochenende und wir haben definitiv Lust auf mehr – nur vielleicht mit Reservierungen.