Als nächster Pflicht-Programmpunkt in Beijing steht die Verbotene Stadt, der Regierungspalast der Qing und Ming Dynastien am Programm. Kurz zur Geschichte: Ein Kaiser der Qing Dynastie verlegte die Hauptstadt des chinesichen Kaiserreichs nach Beijing, um seine Herrschaft zu festigen und gleichzeitig von Verbündeten umgeben zu sein. Daher wurde von 1406 beginnend innerhalb von 14 Jahren, unter Einsatz von mehr als 100.000 Arbeitern ein Palast im Zentrum der neu gegründeten Stadt gebaut. Gleichzeitig wurden auch mehrere Parks, Tempel und z.B. der Tian‘amen Square auf der perfekt Nord-Süd verlaufenden sogennanten Zentralachse errichtet.

Auf einer Fläche von 720.000m^2 (ca 100 Fußballfelder, ca. 3.8 x 3.4 km) sammeln sich mehrere eindrucksvolle und vor allem gigantischen Hallen (=Paläste) und Tore, sowie im inneren Hof Paläste für die kaiserliche Familie und deren Hofstaat. Früher war die verbotene Stadt für normale Bürger verboten (daher der Name), heutzutage kommen bis zu 80.000 Besucher hinein. Auch wir sind mit diesem Strom mitgeschwommen, und haben in diversen Palästen Sammlungen angeschaut und generell die chinesisch imperiale Architektur mit ihren Eigenheiten bestaunt. Wirklich beeindruckt hat die schiere Größe, die man in Europa so einfach nicht kennt. Dafür gibt es aber schon des Öfteren einfach leere, gerade Gassen.
Direkt im Norden der Verbotenen Stadt liegt Jingshan Park, ein künstlicher Hügel, der natürlich auch in die Zentralachse integriert wurde. Ganz oben befinden sich mehrere Tempel mit guter Sicht über die Verbotene Stadt. Reingehen kann man leider nicht, aber auch nicht ganz so schlimm ist es nicht, da die Buddhastatuen wurden von den Briten während der Opiumkriege gestohlen. Nach dem heißen Aufstieg haben wir die Pavillons in Eisform gefunden und uns natürlich als kleinen Pausensnack gegönnt. Wir haben generell beobachtet, dass man bei allen historischen Attraktionen großteils Frauen in traditionellen Gewändern und mit aufwendigem Haarschmuck sieht. Es scheint ein Phänomen zu sein, Fotos in historischen Gewändern zu machen. Eine davon hat Eva in gebrochenen Englisch gefragt, ob sie mit Eva ein süßes Foto machen kann, womit Eva natürlich sofort einverstanden war.
Außerdem haben wir uns schon über die überall verstreuten Bonsaibäume im Park gewundert. Am Hauptplatz hat dann eine Ausstellung weiterer kunstvolle Bonsais (original kommt die Kunst des Bonsaizüchtens tatsächlich aus China und wird Penjing genannt) das Rätsel gelüftet: Es war die 15. Exhibition of Bonsais and Rock Formations mit mehr als 200 Ausstellungsstücken.
Wir haben aber von imperialen Parks noch nicht genug und besuchen noch den Beihai Park, der großteils aus einem künstlichen See besteht, den sie wirklich im Jahre 1166 händisch ausgeschaufelt haben. Auch da gibt es wieder einen Hügel mit einem buddhistischen Tempel, dem weißen Dagoba, und eine Halle voller antiker Kalligrafiewerke. Für beides ist es aber schon zu spät, dass wir noch rein kommen und wir setzen uns noch an einen Säulengang am Wasser, um den Sonnenuntergang zu genießen. Während Rene mit Stativ und allen möglichen Einstellungen die Kamera ausprobiert, begleitet uns die Musik von einem alten Mundharmonikamusikanten. Obwohl wir uns eigentlich mitten in einer Millionenstadt befanden, war die Stimmung mit Musik, Laternen und See sehr angenehm ruhig.
Aber auch dieser Park schließt irgendwann und wir machen uns auf den Weg zu einer Metrostation. Als wir allerdings den Park verlassen, stolpern wir gleich in die nächste Vergnügungsstraße hinein. Um einen anderen See herum windet sich eine Straße voller Essen, bunter Laternen und vielen Menschen. Das Ganze ist sehr stimmungsvoll, da die Gegend nicht nur für Touristen heraus poliert zu sein scheint.
Zufälligerweise waren die World Robot Games zur gleichen Zeit, wie wir in Beijing im olympischen Stadion und Rene hat sich sehr viel Mühe gegeben Tickets zu bekommen. Nur leider hat man die nur mit chinesischer Nummer bekommen und als wir endlich eine hatten, war auch schon alles ausverkauft. Dabei hätte man Roboter zum Beispiel beim 3v3 und 5v5 Fußballspielen, Laufen, Leichtathletik sowie verschiedenster Search-and-Rescue Szenarien (und vermutlich auch beim kläglichen Versagen) beobachten können. In der Hoffnung noch irgendetwas zu sehen, haben wir uns dann Karten für eine Tour durch das Birds Nest (das olympische Stadion der Sommerspiele 2008 und Winterspiele 2022) ergattert. Leider konnten wir aber keine Blicke auf die Roboter erhaschen, da sie vermutlich tief im Stadion stattfanden. Jedoch konnten wir auf der Tour in die Fußstapfen unserer großen Vorbilder Putin und Xi Jinping treten und den „Golden Gateway“ (der Name ist Programm) in die Ehrenloge folgen. Am Ende der Tour konnten wir dann noch über die Dachkonstruktion wandern und Einblicke in die Architektur des Stadions und die Proben des am Abend stattfindenden Konzertes bekommen.
Unser letzter Stopp in Beijing war dann noch der Sommerpalast. Wieder eine künstliche Parkanlage eines Kaisers mit See und Buddha-Tempel. Da wir von einer ungewöhnlichen Richtung an den Tempel herangehen und direkt zum Tempel hinauf zielen, dürfen wir die Steigung in der Mittagshitze gleich zweimal bewältigen (yay), denn zum Tempel gibt es einen abgetrennten Eingang mit Ticketkontrolle. Tja, man weiß nie was die Touristen machen, 1860 (in den Opium Kriegen) haben die Briten alles hier niedergebrannt – glücklicherweise konnten die Chinesen jedoch einige Statuen weiter ins Landesinnere retten. Mit der geplanten Bootstour wird es dann aber leider nichts. Die Wolken machen schon wieder einen ganz finsteren Eindruck und obwohl es schlussendlich nicht regnet, wird der Bootsverkehr eingestellt.
Damit war’s das jetzt auch mit Beijing und es geht mit dem Nachtzug 12 Stunden lang in Richtung unseres nächsten Stopps. Dabei hat der ganze Ablauf mehr von einem Flug, mit Sicherheitskontrolle, Terminals und Boarding. Das alles verläuft recht reibungslos und wir schlafen im Viererabteil recht gut und kommen ausgeruht in Xi’An an.













































