
Überspitzt würde ich titeln: Otaniemi-Weicheiern wird in Sompasauna eingeheizt – sagt schon recht viel über die Erlebnisse dort aus. Ich mag Otaniemi. Es die international, weltoffene inklusive Halbinsel, auf der die Uni liegt und wo auch das Studentlife stattfindet. Das erklärte Ziel ist es, ein Umfeld zu schaffen, in dem jede/jeder sich wohlfühlen kann. Das gilt auch für die Saunen. Geräumig, sauber, hell, Duschen, beheizte & gemütliche Gemeinschaftsräume, Toiletten und Badebekleidungspflicht. Stellen wir uns nun eine Sauna vor, die sich in all diesen Dingen von der Rantasauna unterscheidet und voila: Ich präsentiere die Sompasauna. Zuersteinmal liegt die Sauna mitten in der urbanen Pampa. Durch Baustellen und Industriegebäude kommt man zu einem Platz am Meer, auf dem Kleiderständer im Freien und drei Wohnwagen- bis Container-große Holzsaunen herumstehen. Dazu gibt es nichts. Keine Dusche, Umkleide, Klo oder sonst irgendwas. Nur die drei Saunen mit unterschiedlichen Temperaturen und langen Schlangen. Der Prozess geht also so: In die Sauna, heraus, kurz ins Meer und wieder anstellen (und hoffen, dass einem dabei nicht zu sehr abklappert). Und die Saunen – ja was soll ich sagen. Wer es nicht schon von den Schlangen vermutet hat: Drinnen ist es sehr – a Tiroler würden sagen – gleima. Der wenige Platz wird effektiv genutzt. Von den Vorurteilen, Finnen legen viel Wert auf persönlichen Raum, ist nichts mehr übrig. Zudem gibt es eine ohnehin recht hohe, aber mit der Dunkelheit rapide steigenden Freikörperszene. Gute Kombination. Nächstes Thema: Holy smokes. Ich glaube die wollten uns umbringen. Die Hitze dort ist nicht normal. Man kann nur durch vorgehaltene Hände atmen und wenn aufgegossen wird, dann brennt die Haut überall. Wenn man von draußen auf die vier Meter hohen Kamine schaut, kann man ganz oben eine Flamme herauszischen sehen, nicht flackernd wie in einem Kachelofen, mehr eine laminare sauerstoffarme Flamme wie bei einem Bunsenbrenner. War aber schon ein Erlebnis und vielleicht geben wir uns die Challenge der heißen Saunas auch noch ein zweites Mal. Zu den Vorteilen zählt sicher, dass die Sauna von Freiwilligen betrieben wird und quasi immer kostenlos geöffnet ist. Aber zum Entspannen werde ich die Sompasauna wohl nicht empfehlen.

Da ich Statistiken mag und ohnehin zu wenig über Geld geredet wird hier mal meine 2Cent: In der Übersicht die bereinigten Ausgaben in Finnland. Dinge wie die Miete in Graz und Anschaffungen etc. wurden entfernt (–> Lebenserhaltungs- + Freizeitkosten). Gesamt kommt man so auf Ausgaben von 925€ in 31 Tagen. Zum Vergleich: In Österreich sind es geschätzt 700€ im Monat. (Für Österreich habe ich leider keine solche Kostenwahrheit). Vorallem in Anbetracht der Tatsache, dass ich im Vergleich zu Graz recht viel am Weg bin und die Hälfte des Unterschiedes durch den Mietpreis erklärbar ist, finde ich das ganz in Ordnung. Unbedingt am Sparen bin ich ja auch nicht. Eingekauft habe ich zB. großteils bei Alepa (ca. Spar-Niveau würde ich sagen) da ein solcher am Campus ist – mit Lidl könnt man schon noch einiges sparen. Andererseits sind in diesem Monat noch keine größeren Ausflüge dabei und ich habe an 29/31 Tagen in der Kantine gegessen – also von der Seite her recht ausgereizt.
ps. Funfact: Wo wir gerade von Otaniemi und Geld reden: Otaniemi ist offiziell der ärmste Stadtteil (Postleitzahl) Finnlands.

An der Stelle mal ein Rant über Designer. Immense geistige Anstrengung in einem agilen, iterativen User-Centered-Designflow haben zu einer genialen Idee geführt: „Was ein Hörsaal wirklich braucht, ist eine nahtlose Anbindung und Integration in das Lernzentrum/ die Bibliothek.“ Und da bei den Designern logisches Denken und praktische Betrachtungen anscheinend erst nach revolutionären Ideen und „Move fast and break things“ kommt, wurde die Idee in die Praxis umgesetzt. Also bei manchen Leuten tscheperts schon. Ich kann mir nicht vorstellen, dass viele Studenten an anderthalb Stunden „Design spaces“ interessiert sind. Nichtsdestotrotz bekommt der Vortragende ein Mikro in die Hand, und trägt so begeistert vor, als hätte er gerade das Geheimnis für den Weltfrieden entdeckt. In Graz war ich noch der Meinung, die BWLer sind die nutzloseste, überbezahlte Studentengattung, aber hier in Finnland machen die Designer gute Konkurrenz.

Auch die Computer-Science-Guild hat diese Woche wieder zu einem Event geladen: Tekkari Trenditulva – oder so ähnlich – Modenschau der Teekkari. Was gibt es da zu sehen? Fesche Mädels – und Jungs 😉 – mit einzigartigen Tanzmoves und natürlich die Overalls. Jedes Exemplar wurde kurz mit dazugehöriger Guild vorgestellt. Das ist teilweise schon echt nicht so leicht. Neben gefühlt sieben Rot/Violett-Tönen gibt es Reinweiß, Cremeweiß und Altweiß. Den größten Beifall hat natürlich die glanzschwarze Variante bekommen die die TiK repräsentiert.

Nachdem wir – auf einem fast unerträglichen Cringe-Level – auf die Tietokilta eingeschworen wurden, haben auch wir Fuksis nun endlich unsere Overalls bekommen. Heißt für erste Mal: Kleidungsauswahl für Events ist ab jetzt super simple. Andererseits heißt es aber auch: Lasst das Nähen beginne.
Sehr unterhaltsam und informativ. Super!