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Ab in den Süden

Wir haben ein Problem. Zwar haben wir nach gut 4 Monaten Asien sicher keinen Vitamin-D-Mangel, doch eine wirkliche Strandstimmung ist bis jetzt nicht aufgekommen. Das bedarf dringender Änderung, also: Ab in den Süden. In Taiwan gibt es dafür zwei Optionen: Kenting oder Kaohsiung. Fürs Erste haben wir uns für Kaohsiung, die südlichste Großstadt von Taiwan entschieden, da sie mit dem High Speed Rail nur eineinhalb Stunden entfernt ist und gleich die Insel Xiao Liuqiu in der Nähe der Stadt liegt. Aber bevor es zur Fähre geht, schnappen wir uns You-Bikes und radeln erst einmal um den mitten in der Stadt gelegenen See. Dabei gibt es einige in den See gebaute Tempel zu bestaunen. Neben den, wie immer künstlerischen, Tempeln kann man auch Fische füttern oder – einmal was Neues – als Futter für die übergroßen Drachen und Tiger an den Eingängen der Tempel dienen. Falls das ein bisschen unklar war: Die Tempel haben große Tierfiguren mit offenen Mäulern, durch die man Freizeitpark-ähnlich durch spazieren kann und naturgetreu am anderen Ende wieder herauskommt.

Danach brechen wir zum eigentlichen Highlight der Reise auf: Xiao Liuqiu. Mit einer Fähre fahren wir zur Insel und sind zunächst noch traurig, dass wir nicht draußen oder an Deck sein dürfen. Aber nachdem die Fähre auf gefühlt Mach3 (real ca. 50km/h) beschleunigt, und die Wellen nur so an den Scheiben hoch spritzen, gestehen wir uns, dass es wohl besser so ist. Auf der Insel angekommen, begeben wir uns auf der szenischen Route Richtung Sonnenuntergang. Und nach kuriosen alten Militärbunkern und einem eigenartigen Hafen, in dem interessanterweise die Hölle los ist, finden wir auch den perfekten Sandstrand-Spot für den Abend.

Für den nächsten Tag planen wir zunächst einmal den Sonnenaufgang auf der anderen Seite der Insel anzusehen. Die Sonne geht dann irgendwann auch auf, aber außer dass es heller wird, sehen wir davon nichts – eher ein Schuss ins Klo. Wir sind aber dennoch guter Dinge, denn das eigentliche Highlight des Trips steht noch an: Schnorcheln mit Schildkröten. Da hat unser Hotel uns auch ein Angebot gemacht, wo wir zu einem guten Spot gebracht werden und Ausrüstung bekommen. Um 9 Uhr stehen wir voller Vorfreude parat, doch wir werden wegen des schlechten Wetters auf 10 Uhr vertröstet. Nachdem wir um 10 Uhr nochmals vorbeischauen, heißt es „Abgesagt“. So ein Käse. Ein bisschen demotiviert beschließen wir zunächst einmal die Beauty-Cave anzusehen: Dabei handelt es sich um nette Passagen durch die rein aus Korallen bestehende Insel. Da wir die Schildkröten noch nicht ganz aufgegeben haben, suchen wir uns im Anschluss einen schönen Strand und spazieren einfach einmal dorthin. Eva hat glücklicherweise plädiert die Sportschwimmbrillen mitzunehmen, wozu Rene nur nach theatralischem Augenrollen bereit war: Jetzt wissen wir sie aber sehr zu schätzen, den schon kurz nachdem wir uns über den flachen Korallenstrand bis an das Riff vorgearbeitet haben, wimmelt es nur so von Meeresschildkröten. In verschiedensten Größen (30cm bis 1m) schwimmen sie durch die Gegend, um die Korallen abzuknabbern. Dabei werden sie von den Wellen jeweils immer halben Meter verschoben, aber das stresst die Tiere wenig und sie schnappen einfach zu, wenn gerade Nahrung in Reichweite ist. Ein tolles Erlebnis, so mit mehreren Schildkröten durch die Gegend zu treiben und die Tiere in aller Seelenruhe beobachten zu können.

  • Leider kein Foto von den echten - deswegen unsere Hoteldeko

Irgendwann müssen wir unseren geliebten Schildkröten-Strand dann doch verlassen, denn wir wollen noch zum Fo-Guang-Shan-Buddha-Museum, Taiwans größtem buddhistischem Kloster. Das modern angelegte Monument soll einen Zahn Buddhas beherbergen. Dabei fehlen von außen zwar ein bisschen die Details, aber allein die schiere Größe und einwandfreie Umsetzung zeichnen ein schönes Bild. Auch die größte sitzende Buddhastatue Taiwans kann man hier finden. In der Hauptallee, gesäumt mit Pagodas, gibt es gerade eine Buchausstellung und am Hauptplatz eine vegetarische Messe. Schlussendlich dringen wir dann auch ins Hauptgebäude vor und schauen uns in einem Museum die Geschichte Buddhas vom Prinzen Siddhartha Gautama zum buddhistischen Lehrer bis zu seinem Ableben wo er Pari Nirvana erreicht. Auch das Besichtigen der Altäre (man nennt des im Buddhismus auch so) war sehr eindrucksvoll: Der Gold-Buddha-Schrein und der Jade Buddha Schrein sind beide außergewöhnlich schön verziert und jede Stelle der Räume war übersät von Bildhauerei oder kunstvollen Holzschnitzereien. (Leider war das Fotografieren dort nicht erwünscht). Auch den angeblichen Zahn von Buddha haben wir gesehen – aber da circa 32 Museen behaupten einen oder mehrere Zähne des Buddhas zu besitzen, muss Buddha entweder ein Hai gewesen sein oder nicht jeder Zahn ist authentisch.

Am Ende gings dann wieder nach einer kurzen Nachtmarktrunde und unserem All-time-favorite Scallion Pancake (ein vielschichtiges knuspriges Fladenbrot mit Jungzwiebeln im Teig) wieder nach Hause.

Sport update: Waschgang und Windschatten

Was lange währt wird endlich gut – kann man zu unseren Surfplänen sagen. Nachdem vor allem Eva viel geplant und Optionen zusammengesammelt hat, haben wir es endlich zu einem taiwanesischen Surfstrand geschafft:

Das Hostel ist zwar eher spartanisch und eher ein Gästezimmer mit Matratzen, doch davon und auch vom kalten Wetter lassen wir uns nicht beirren. Am nächsten Morgen geht’s dann zum Strand und nach einer kurzen Paddel- und Aufspring-Einschulung geht’s auch schon in die Neoprenanzüge und an den Strand. Der Start ist glaube ich bei jeder Surfkariere ziemlich ähnlich. Man beginnt mit Weißwasser (bereits gebrochene Wellen), was sich zwar harmlos anhört, aber in Wahrheit doch eher einem hinterhältigen Wrestler gleicht. Sie kommen mit leicht genug Kraft angerollt, um einen in jeglicher erdenklichen Art und Weise aus dem Gleichgewicht zu bringen. Besonders Böse: Wenn der Schwerpunkt zu weit vorne oder die Welle gerade hinter einem beim Brechen ist, glaubt das Surfboard eine neue Bestimmung als U-Boot gefunden zu haben und man taucht eher episch als anmutig ein. Um den Stunt perfekt zu machen wird das Surfbrett hinter einem in die Luft geschleudert. Nach und nach gelingt es uns dann doch die ein oder andere Welle zu fangen und auch ein paar Mal aufzustehen. Was man auch bedenken muss: Das Ganze ist halt wirklich wahnsinnig anstrengend. Man kämpft sich 20 Meter ins Meer hinaus, nur um sich dann von 5 Wellen, die man als nicht perfekt ansieht, überrumpeln zu lassen und dann die sechste Welle gedreht und verspätet anzunehmen und sich zurück Richtung Strand strudeln zu lassen. Zugegeben, mit der Zeit hat das immer besser funktioniert, wir haben gelernt, wie die Wellen brechen, wo es leicht und seicht zum Hinausgehen ist und wann und wie man die Wellen annehmen kann. Nach dieser ersten Schwierigkeit ist es dann gar nicht mehr so schwer aufzustehen, vorausgesetzt man hat noch die nötige Kraft.

Zu Mittag hatten wir dann wieder ein taiwanesisches Extra: Uber-Suppe im Plastiksackerl – schon ein bisschen wild. Tat aber trotzdem ganz gut. Beim Essen mussten wir uns nur immer ein bisschen sputen da einem außerhalb des Wassers mit Vollkörper-Neopren tatsächlich viel kälter wird. Am Abend landen wir noch in einer Pizzeria die das Surf-Ambiente perfekt einfängt. Mit einen gechillt chaotischen Gastgarten, Karaoke und Surfvideos im Hintergrund könnte man fast meinen, man wäre auf Hawaii. Nach ein paar Runden Kartenspielen schlafen wir alle aber ziemlich gut.

Am nächsten Tag waren dann zwar leider schon so manche Handflächen oder Kniekehlen angeschlagen, wir haben uns aber trotzdem wieder in die Wellen und geben ein weiters mal unser Bestes. Nachdem unsere Muskeln dann endgültig Wackelpudding gleichen, geht’s wieder Nachhause und es gilt auf ein Neues, den Berg an Uniaufgaben zu bewältigen.

Natürlich nur, damit Rene dann an einem der nächsten Wochenenden eine Radtour mit dem NYCU-Radclub zu machen. Dabei kann ich wieder ein Rad des Clubs ausleihen. Der sportliche Aspekt beginnt schon beim Aufstehen um 6 Uhr, denn um 7 ist Treffpunkt und es geht auch schon los. Die Tourplanung war dabei ziemlich cool: Es gab keinen „Tour de france“-Stress und keinen Besenwagen (jeder durfte Mitfahren und das Tempo wurde an die schwächeren Teilnehmer angepasst), sondern mehr ein Sightseeing auf zwei Rädern um die Gegend um Hsinchu zu erkunden. Angefangen bei einer lokalen Brauerei (nur zum Anschauen – versprochen), dem Hehuan Sone Weir (Steinmauern im Wasser, die Fische nach der Flut in künstlichen Becken „fangen“) und dem Cape of Good Hope (mit einem der größten Windparks Taiwans). Zu Mittag gab es dann für mich zum ersten Mal klassisch taiwanesisch „Family style“ Dinning: Jeder bekommt Reis. Der Rest der Bestellungen kommt auf einen große, sich drehende Platte in der Mitte des Tisches und jeder nimmt sich, was er gerade möchte (oder was er gerade kriegen kann xD). Am Nachmittag ging es dann weiter zu einem Reservoir und von dort an, begann auch das Radfahren an sich richtig Spaß zu machen. Die Straßen sind umgeben von subtropischem Wald, der angenehmen Schatten spendet, und man dennoch gute Aussichten auf die dunkelgrünen Hänge genießen kann. Es geht mit pass-ähnlichen Straßen jeweils immer ca. hundert Meter auf und ab, am Rand der Straße sind gepflegte Büsche und der Zustand des Asphalts ist bedenkenlos gut und Verkehr ist fast keiner. Zum Ende der Tour hin trennt sich dann die Gruppe noch auf um einen Pass zu fahren oder zu umfahren und mir fällt die Entscheidung nicht wirklich schwer. Ein sportlich guter Anstieg von ca 500 Metern wird mit einer tollen Aussicht und einem Sonnenuntergang. Beim Bergabfahren kommt es dann fast noch zu einem Auffahrunfall. Der Auslöser: Eine Bande Affen, die sich frisch fröhlich unterhalten, und zwar zögerlich, aber ohne Rücksicht auf die Straßenverkehrsordnung die Straße queren. Schon ein einmaliges Erlebnis. Beim BBQ am Abend bin ich der einzige International und englisch wird kaum gesprochen. Während der Fahrt oder den Pausen gab es noch direkte Gespäche und auch in kleinen Gruppen haben die Taiwanesen Englisch gesprochen, doch beim Grillen ist damit leider Schluss. Auch vom Ausdauertrainingsvortrag eines Taiwan-Top 10 Radfahrer konnte ich nicht so viel mitnehmen.

Am nächsten Morgen besuchen wir die im Ort gelegene Old Street für ein nettes Frühstück und brechen dann über weitere Reservoirs und den schon bekannten Hsinchu-Buddha-Tempel zurück nach Hause auf. Zu Mittag haben wir uns dann noch eine kleine Spezialität – einen Brown-Sugar-Bun (genau das, wonach es klingt) geholt und dann waren wir auch schon wieder zurück. Alles in allem ein toller Ausflug, mehr englische Kollegen wären aber echt cool gewesen.

Besuch aus Singapur

Dieses Wochenende gibt es wieder große Pläne, denn Lena (auch von der TUG aus auf Auslandssemester) und noch ein Kollege kommen aus Singapur um sich Taiwan ein bisschen anzuschauen. Dabei haben wir großes geplant: Canyoning, heiße Quellen, Surfen, Gipfel und vorallem Sonnenschein. Doch Taiwan bzw. ein Taifun hat andere Pläne: Wolkenmassen schieben sich von Norden auf Taiwan zu und bringen quasi den taiwanesischen Herbsteinbruch mit: Es ist solide 10°C kühler und regnet bzw. fieselt so gut wie den ganzen Tag durch. Nicht wirklich repräsentativ – aber wir versuchen das Beste draus zu machen. Am ersten Tag machen wir uns also im Regen nach Tamsui Wharf auf, eine im Norden gelegene hübsche Halbinsel. Kleines Highlight war Jenny, eine Foreign Exchange Traderin in der kanadischen Börse, die jetzt zum Pflegen ihrer Mutter nach Taiwan zurückgekehrt ist und nebenher mit ihren 78 Jahren einen PhD in englischer Literatur schreibt. Außerdem sehr begeistert mit uns die ganze Fahrt zu tratschen und uns ihre Lieblingsaussicht zu zeigen -eine liebe Geschichte und so ein bisschen ein Role-Model. Der Hafen war auch ganz ok, die Fähren sind wegen schlechtem Wetter nicht gefahren aber wir haben die Gegend dann einfach mit YouBikes unsicher gemacht.

  • Jenny <3

Am Abend haben wir uns dann noch die klassische Taipei-Experience gegönnt: Tempel und Nachtmarkt inklusive Glücksspiels.

Am nächsten Tag wäre eigentlich eine kleine Runde Demonstrieren bzw. Feiern auf der  Pride-Parade in Taipei auf dem Plan gestanden, aber Eva wacht mit starken Ohrenschmerzen auf. Leider gibt es dafür keine Lösung und Eva entschließt nach Hause zu fahren und sich auszuruhen. Wir anderen beschließen dann auch nicht auf die Pride zu gehen, stattdessen dem schlechten Nordinsel-Wetter zu entkommen und zum Sun and Moon Lake zu fahren. Dort kommen wir zwar erst am Nachmittag an, aber leihen uns wieder Räder aus und machen die Ufer des Sees unsicher. Diesmal fahren wir in die andere Richtung und spätestens bei den eigentlichen Schiebe-Passagen fällt mir wieder ein wieso es anders rum empfohlen ist. In diese Richtung gibt es viel mehr Schiebestellen, und diesmal müssen wir die gefühlt 45° hinauftreten, anstatt hinunterzurollen. Überraschend sehen wir dann neben den großartigen Blicken auf den See, Affen am Rande des Radweges.

Für den nächsten Tag haben wir dann wortwörtlich Großes geplant: Wir wollen auf den Hehuanshan. Dazu übernachten wir in Puli, von wo wir mit einem Tourist-Shuttle 1h den Berg hinauf zu einer Umstiegsstation fahren und von dort dann mit einer Bergziege von Bus weiter auf den mehr als 3000 Meter hohen Pass. Das wäre zumindest einmal der Plan. Der Umstieg wird mit knapp 2 Minuten Zeit knapp, aber der Bus wartet sicher den großen Bus ab. Tja, wieder einmal von den Öffis enttäuscht worden – mit unseren 10 Minuten Verspätung können wir sogar auf der 5 Minuten verzögerten Öffi-App sehen, dass der Bus weg ist. Tja, schade, kann man aber nicht ändern. Aber es gibt einen ganz netten Skywalk und in 3h fährt noch ein Bus. Also genießen wir die Aussicht, lästern über den massiven Zufluss an Touristen, die das nahe gelegene Gestüt anlockt. Tatsächlich kommen wir dann aber zu dem Schluss, dass es wirklich einige der sehr wenigen Pferde auf der Insel sein müssen. Jedenfalls kommen wir irgendwann doch auf den Pass an. Einziges Problem: Es sieht aus wie in einer finnischen Sauna – zäher dichter Nebel. Das ist anscheinend häufig so – am besten ist es meist noch in der Früh. Unbeirrt gehen wir dann doch zum Ostgipfel – eine ganz nette Wanderung und die ein oder anderen lichten Momente zeigen sich dann auch noch.  Am Ende geht’s die ganze Passtrassen-Odysse dann wieder zurück.

Jordy fliegt schon wieder zurück nach Singapur und Lena kommt noch für einen Tag zu uns nach Hsinchu. Neben viel kochen und tratschen machen Lena und Rene dann noch einen kleinen Duathlon auf einen nahegelegenen Berg, wo wir wieder einen netten Local mit Hund treffen und er uns dann einen Aussichtspunkt nach Taipei zeigt. Theoretisch könnte man von hier aus das Taipei 101 sehen, aber trotz des eigentlich ganz guten Wetters geht es sich das leider nicht ganz aus. Dann ist Lena auch schon wieder weg und uns holt der Unistress der aufgeschobenen Arbeit ein.

Sidequests

Nach langer Blogfunkstille gibt es wieder mal Neues von uns – wir haben nämlich midterm bedingt nicht so viel Zeit zu Schreiben gehabt. Aber zumindest ein paar kleine Sidequests sind sich dann doch ausgegangen. 

Rene hat Eva zum Geburtstag einen Kochkurs geschenkt und die gibt’s nur in Taipei. Also sind wir mit HSR (Hochgeschwindigkeitszug) einmal nach Taipei gedüst. Am Menü stand Gurkensalat, Xiao Long Bao, irgendeine Beefsuppe (der aufmerksame Leser bemerkt dass wohl dieser Absatz von der Vegetarierin geschrieben worden ist) und Boba Tee. Was ist das alles überhaupt? Der Gurkensalat ist einfach zu erklären – Gurke mit süß sauren Dressing mit Knoblauch und Chili. Der einzige Unterschied? Wir durften die Gurken zerquetschen anstatt sie zu schneiden. Xiao Long Bao sind kleine gedämpfte Knödel mit einer Schweinefleisch-Suppenfüllung (für Eva mit Gemüse). Damit die Suppe beim Knödelformen auch nicht ausrinnt und wirklich dann als Suppe im Knödel ist, wird sie gelatiniert in kleinen Würfeln beigemengt. Nach gefühlt einer Stunde Feinstarbeit sind unsere fünf Xiao Long Bao auch fertig – zu Köchen werden wir in dem Tempo aber wohl eher nicht. Die Rindfleischsuppe war gar nicht so neu – nur deutlich stärker gewürzt als  man sie kennt. Und warum haben wir dann eigentlich genau gelernt wie man Tee macht? Der Großteil von Boba Tee ist Schwarztee und Milch aber was es zu Boba macht sind die gekochten Tapiokaperlen. Die vermengt man dann noch mit einem Zuckersirup und schon hat man das klassische Taiwanesische Getränk. Da wir aber mittlerweile schon öfters probiert haben, unseren eigenen Boba zu machen, können wir nur sagen : So leicht ist es leider nicht die Perlen perfekt zu kochen. 

  • Gurkenende auf der Stirn ist gesund

Unser nächster kleiner Ausflug hat uns wieder einmal an den Strand gebracht – aber nicht zum Schwimmen. Bei uns am Strand findet ein Drachenfestival statt, besser gesagt Lenkdrachen. Verschiedenste Teams aus aller Welt waren da um ihre riesigen Drachen zu präsentieren. Von der USS. Enterprise bis zu riesigen Rochen gab es alles als Riesendrachen. Auch am Programm standen Stuntdrachenshows – also synchron Flugshows mit mehreren Drachen. Und am Abend gab’s dann auch noch eine Show mit leuchtenden Drachen. Leider aber mit zu wenig Wind, aber das hat sie nicht gestoppt. Manche Teams haben ihre Drachen mit E Rollern über die Wiese gezogen, manche sind gelaufen. 

Für den Nationalfeiertag hat es uns ein weiteres mal nach Taipei gezogen. Den haben sie gebührend mit einer 15 minütigen Raketen und Drohnenshow am Taipei 101 gefeiert. Aus allen Ebenen wurde gefeuert. Wir hatten einen ziemlich guten Spot, da sind wir uns sicher, weil alle Profis mit Stativ da waren. 

Die nächste Sidequest hat nur Eva angelockt und zwar zu einer Teeplantage. Das Austauschbüro hat den Trip organisiert und schon ist eine heitere Runde Austauschstudenten am Weg. Dort lernen wir wie und wann Tee gepflückt wird und dürfen das auch gleich selbst anwenden: Wir pflücken unseren eigenen Tee, natürlich mit der passenden Ausrüstung. Danach geht es weiter zur Verarbeitung, wo wir unsere eigenen Teeblätter einmal gut anheizen um die Feuchtigkeit zu verlieren. Dann werden die Teeblätter geknetet bis die Fasern brechen. Als Nächstes geht’s zum Trocknen und während alles trocknet kriegen wir ein Mittagessen (natürlich mit Tee) und einen Vortrag über nachhaltigen Teeanbau. Und pünktlich zum Heimfahren ist auch unser Grüntee fertig und wir können was mit nach Hause nehmen. Ebenfalls erwähnenswert war auch ein weiterer Abend, dieses Mal sogar ganz in der Nähe von unserer Wohnung. Und zwar in einem indischen Restaurant. Es ist Diwali und zwei indische Freundinnen haben uns zu einem Festessen eingeladen. Laut ihnen mit sehr authentischem Essen (es ist nicht das gleiche Basiscurry für alles verwendet worden) feiern wir das Lichterfest. 

Sightseeing im Norden

Das letzte Mal gings südlicher, dieses Mal in den Norden. Wir waren in ….

Zunächst einmal sind wir um 05:30 aufgestanden, um rechtzeitig um 8 Uhr in Taipei zu sein, denn wir machen eine Bustour durch die verstreuten Attraktionen des Nordens. Ein paar Freunde haben uns diese klassisch chinesische Reisetour um läppische €20 vorgeschlagen und sind auch gleich selbst mitgekommen. Dabei ist das ganze schon recht geschickt, weil Bus fahren wir über den ganzen Tag hinweg recht viel. Wir starten mit dem Shifen Wasserfall. Nichts gegen Grawa (für die Nicht Tiroler: ein Wasserfall in Tirol halt) und künstlich erhöht und verbreitert, aber insgesamt doch ein schöner Wasserfall, in dem sich in den Morgenstunden die Sonne zu einem Regenbogen bricht. Als Nächstes geht es dann schon nach Shifen Altstadt (oder eher Dörfchen), dass bekannt für seine fliegenden Laternen ist. Die gibt es in verschiedenen Farben. Etwa rot für Gesundheit und Frieden, pink für Glücklichsein, orange für Liebe, aber auch klassisch taiwanesische Wünsche wie blau für Kariere und Beförderung und violett für Studium und Prüfungen. Ab und zu bleibt eine farbenfrohe Laterne hängen, aber die meisten steigen in den Himmel und erfüllen hoffentlich Wünsche. Nur um den Elefanten im Raum anzusprechen: Ja, das ist im Endeffekt ein ganzer Haufen Müll, der in der Umgebung verteilt wird. Die Laternen haben nur wenig Brennstoff und kommen daher nicht weit (geschätzt 30 min Flugzeit) und erstaunlicherweise ist uns nicht wirklich viel Müll aufgefallen.

Wenn man Top Sehenswürdigkeiten in Taiwan googelt, kommt man bald einmal auf Jiufen, eine kleine alte Minenstadt in den Bergen. Aber besonders berühmt geworden ist sie wegen des Ghibli Films Spirited Away. Man könnte fast sagen, es ist das taiwanesische Hallstatt. Schon eine schöne Stadt mit netten alten Häusern, aber viel zu viele Leute. Die eine kleine enge Gasse, in der sich Teegeschäft an Spezialitätenladen reiht und man keinen Meter ohne Kostprobe weiterkommt, hat schon was. Obwohl wir eigentlich eh nicht so wenig Zeit haben, müssen wir unser Mittagessen dann doch beschleunigen und beweisen, dass man in einer engen Gasse voller Menschen trotzdem die Google Gehzeit schlagen kann (naja manche verantwortungsvollen Menschen bleiben natürlich ein bisschen langsamer zurück, um brav Fotos von den davon Eilenden zu machen)

Letzter Stopp unserer Reiseführerin Eva (ja die heißt auch so, sie war übrigens bei Treffpunkten knallhart und hat mehrmals Leute zurückgelassen) ist der Geo-Park Yehliu. Bekannt ist er vor allem für seine Köpfe, was in diesem Fall Steine sind. Dabei wurden unterschiedlich harte Gesteinsschichten ungleichmäßig abgetragen und daraus entstanden runde Steine, die wie auf einem Sockel ausgestellt wirken. Die zwei bekanntesten davon haben die Namen Queen und Princess Head erhalten.

Wir verbringen die Nacht in Keelung und da muss man natürlich den lokalen Nachtmarkt auschecken. Auch da findet man wieder alles – von Handyreparatur über Essen jeglicher Art bis zu Hundekleidung. Voller Energie geht es am nächsten Tag auf Erkundungstour – zuerst zum Maritime Plaza, was uns zu unserem kleinen Photoshoot verleitet hat. Keelung hat nämlich einen der größten Häfen Taiwans – und das merkt man auch, überall wird Fisch, Quallen und Oktopus noch frisch im Aquarium zum Verkauf angeboten und in der Ferne sieht man die Kräne vom Containerhafen. Irgendein Architekt hat sich austoben dürfen und hat sich von dem Hafen inspirieren lassen und den Keelung Tower als Aussichtsturm gebaut. Praktischerweise haben wir uns durch den Lift ganz viele Stufen zu den Hope Hills – einem Park in Keelung  – gespart. Von dort aus spazieren wir weiter in Richtung Ershawan Fort. Ein altes Fort aus der Qing Dynastie, dass leider ziemlich bald im chinesisch – französischen Krieg eingegangen ist.  Wo zieht es zwei TU–Studenten noch so hin? In ein technisches Museum natürlich und Keelung hat so was auch zu bieten. Rene muss sich zwar hinter ein paar Kinder anstellen, um mit dem Containerkran-Simulator zu spielen, aber auch trotz wenig Zeit dort, schon ein ganz nettes Museum. Dann zieht es uns wieder nach Hsinchu zurück (wobei vielleicht ein Teil des Autorenteams an eine West Coast Swing Party in Taipei verloren gegangen ist).

Hsinchu – Techmetropole Lifestyle

Nachdem wir uns mittlerweile gut eingelebt haben und die Stäbchen sicher in der Hand liegen, können wir Einblicke in unseren Alltag geben. Dabei spielt sich unser Leben zwischen Uni, Wohnung und den Studentenclubs (mit wöchentlichen Intermezzos von Eva zum Tanzen in Taipei) ab.

Auf der Uni belegen wir beide je 4 Vorlesungen, wobei das zwar nur 24 ECTS entspricht, lokale Studenten aber meinen, dass das recht viel ist (wie fair die Umrechnung von Taiwan-Credits zu ECTS ist beurteilen wir dann wohl später einmal). Montags haben wir netterweise frei, was uns evtl. ein bisschen mehr Spielraum für Trips und Unternehmungen bietet. Eva hat sich auch über den wirklich fordernden Chinesisch-Kurs getraut – nachdem Rene beschlossen hat, seine Talente liegen woanders und wirklich nur Chinesisch versteht. Ansonsten ist der Campus echt schön. Auf den ersten Anblick wirken die außen gefliesten Gebäude wie Schwimmbäder und manchen sieht man das Alter auch an, andere sind aber frisch renoviert und auch von innen echt schön. Herauszuheben gibt es die Bibliothek, in deren 6 Stöcken es viele ruhige Plätze zum Lernen gibt (vorausgesetzt weder Eva noch Rene haben ihre narrischen fünf Minuten) und wo wir auch wirklich oft zu finden sind. Außerdem gibt es zwei große „Dining Halls“ mit je ca. 5 bis 10 Restaurants und je einem Buffet (eines zu Evas Entzücken vegetarisch). Die Restaurants sind eher ein Glücksspiel, von „Schmeckt nach nix“ und „Eher zu vermeiden“ bis zu ganz guten Optionen gibt es alles, doch vor allem die Buffets locken uns häufig an. Dabei gilt halt wirklich: Dort Essen ist maximal gleich teuer wie Einkaufen und zuhause kochen und man zahlt im Schnitt 2 bis 3€.

  • Bibliothek - einige Fliesen fehlen schon

Außerdem gibt’s am Campus noch alle möglichen Sportplätze. Von einem Leichtathletikplatz, über ein Schwimmbad mit 50m Becken und Sauna, Baseballfeld, Badmintonhalle und Baskteball / Volleyballplätze wirklich alles. Und sobald die Sonne untergeht und das Flutlicht eingeschalten wird, sind die Plätze auch wirklich gut ausgelastet. Österreich could never. Zudem hat jede Uni ihren eigenen See. Die Nachbaruni NTHU hat zwar den größeren, aber bei der Campus Tour haben wir gelernt, dass sogar die NYCU-Fische (unsere Uni) mehr publizieren als deren Professoren.

Zusätzlich gibt es auf der Uni zahlreiche Clubs: Von Go, Brettspiele & Kalligrafie, über sportlichere Alternativen wie Bogenschießen, Radfahren, Leichtathletik, Feuertanz bis zu religiösen Repair-Cafes gibt es eine bunte Mischung. Rene hat sich gleich den Läufern und Radfahrern angeschlossen, während Eva mit einem „Das war so cool“ und Funkeln in den Augen von der ersten Firedance-Probe zurückgekommen ist (das Feuer hat evtl. auch auf Rene übergegriffen).

  • Fire Dance

Die Wohnung ist gute 35 Minuten von der Uni entfernt, wobei wir versuchen das echt gute Leihfahrradsystem Youbike maximal auszunützen und die Reisezeit auf gute 10 Minuten zu verkürzen. Klappt aber leider nicht immer, da vorallem am Abend auf der Uni oft alle Räder weg sind. Aber dann nutzen wir die Gelegenheit und gehen auf dem Weg beim heiligen PXMart vorbei (wirklich eines der wenigen Geschäfte, die für Leute, die selbst kochen, gemacht sind). Dort findet man Milch und Müsli – also alles, was Rene zum Überleben braucht –, aber auch Obst, Gemüse und süße Snacks. Wobei Snacks muss man nicht lange suchen, die Auswahl ist wirklich groß und wir nehmen pflichtbewusst unsere Aufgabe wahr, die taiwanesische Snack-Kultur besser kennenzulernen. Ein bisschen nervig: Auch Wasser müssen wir in 6 Liter Kanistern kaufen, da das Leitungswasser als nicht trinkbar gilt.

Die Wohnung ist eigentlich ganz cool. Wir sind im dritten Stock, wobei das Ganze auch irgendwie ein Erdgeschoss ist, da die vier Türme unseres Komplexes auf dieser Ebene mit einem „Park“ verbunden sind. Die Wohnung besteht aus einem großen Erdgeschoss, mit „Küche“, Tisch, Couch und Fernseher und einem ersten Stock mit Bett und Stauraum. Außerdem gibt es ein kleines Badezimmer, wobei Nasszelle wohl besser passt, da die Dusche wirklich in dem Raum ist und nicht in einer Kabine oder wenigstens mit einem Vorhang abgetrennt ist. Eine kleine Terrasse mit Waschmaschine rundet die Wohnung ab. Es lässt sich gut leben, und leicht klimatisieren – wobei die optimale Temperatur für Eva und Rene wohl erst noch erfunden werden muss.

Hier noch ein kleiner Fotodump, was sonst so los war:

  • Drachen am Strand

Touristisches Taiwan

Mit mehr Freizeit planen wir diese Woche den ersten Ausflug mit Übernachtung zu unternehmen und beschließen in die nächstgrößere südlichere Stadt Taichung zu fahren. Praktischerweise mit dem HSR nur eine knappe halbe Stunde entfernt, fühlt es sich gar nicht nach einem größeren Trip an. Erster Stopp ist, wie sollte es bei Informatik-Studenten mit zwei linken Händen anders sein, das National Museum of Fine Arts. Neben kostenlosen Eintritt wird dort gerade die nationale Kunstausstellung ausgestellt. Diese ist auch für Laien wie uns ganz interessant, da sortiert nach Kunstrichtungen wie Öl, Wasserfarben oder Stempel schnitzen (klingt banal, ist aber kunstvollste Schnitzen von komplizierten chinesischen Schriftzeichen auf kleinem Raum), Kalligrafie immer die Top 3 Werke des letzten Jahres plus ein paar zusätzlich sehenswerte Zeichnungen zu sehen sind.

Weiter geht’s dann, durch eine im Vergleich zu Hsinchu sehr viel lebendigere Innenstadt zu einem historischen Highlight. Auf dem Weg dorthin streifen wir noch die Animation-Ally, in der wir zwar eher hilflos nach bekannten Gesichtern suchen, ganz allgemein aber eine große Fülle von Anime-Charakteren an die Wände gemalt sind. (Zumindest Winnie Pooh und Super Mario etc erkennen wir). Nur ein paar Schritte weiter sind wir zwei Snacksüchtigen aber auch schon bei unserem Dealer, dem Geburtsplatz des Boba-Teas (Bubble Tea) angekommen. Dort wurde in den 1980er Jahren gekühlter schwarzer oder grüner Tee das erste Mal mit Milch, Sirup, und ganz wichtig, den namensgebenden Tapiokaperlen angeboten. Das können wir uns natürlich nicht entgehen lassen. Kleiner Funfact am Rande: „波霸, bō bà“ bedeutet wortwörtlich „große Brüste“. Mittlerweile hat sich die Bedeutung aber mehr hin zu Bubble Tea gewandelt.

Nach dem ersten süßen Snack beschließen wir, dass es vor dem zweiten Snack ruhig eine kleine Pause geben darf und gelangen in einen klassisch asiatischen Park mit See. Dort finden wir auch eine riesige Ziegenstatue. Statue? Nein, eine Laterne, besser gesagt die Hauptlaterne des chinesischen Neujahrsfestes, als das Jahr der Ziege begonnen hat. Der erste Snack ist dann doch recht schnell verdaut, also schauen wir zu Miyahara – einem noblen Eisgeschäft, das meistens mit Harry Potter verglichen wird. Mit gutem Eis und noch besseren Waffeln geht es zum Calligraphie-Greenway, einem länglichen Park mit zahlreichen Skulpturen. Am Abend geht es dann noch zum Fengchia Nightmarket, einem der belebtesten und größten des Landes. Das Angebot umfasst dabei neben Essen und Getränken auch Shops und vorallem auch Spielehallen. Gut gestärkt und mit nicht satten, aber vorhandenen Gewinnen gehen wir schlafen, denn am nächsten Tag fahren wir schon früh zum eigentlichen Highlight des Trips: Dem Sun and Moon Lake.

  • Ich gehe mit meiner Laterne und meine Laterne mit mir...

Halbwegs vorbereitet (Informationen sammeln – Check, Informationen nutzen / reservieren – Optional) machen wir uns auf den Weg und erwischen perfekt einen Bus. Klingt zu gut? Keine Sorge, es kommt noch ein wunderbarer Bus-Rant über unsere Heimfahrt. Dort angekommen holen wir uns Brunch und borgen uns wie vom CNN (Top 10 Radwege weltweit) empfohlen ein E-Tandem-Fahrrad aus. Top ausgestattet geht es am Anfang direkt am Ufer auf eigens dafür gebauten Radwegen entlang. Leider hat jedoch ein Sturm einige Zeit vorher einige Bäume umgeschmissen und daher sind längere Strecken dann auch gesperrt und wir fahren auf der Straße. Doch die Szenerie belohnt uns: Neben Blicken über den blauen See gibt es nahegelegene Tempel, Uferpromenaden zum Naschen und eine mit perfektem Seeblick gelegene Pagoda. Die Aussicht war auf jeden Fall eines der bisherigen Taiwan Highlights. Da wir uns zum Ende hin zu viel Zeit gelassen haben, geht es dann noch ein bisschen ans sprinten. Auf furchtbar steilen Radwegen (auf denen wir dann auch um unseren E-Antrieb recht froh waren) düsen wir das letzte Stück zurück und sind nach der Rückgabe des Rades verschwitzt, müde und bereit im Bus jetzt 2 Stunden zu schlafen. Aber so wie wir uns das gedacht haben, funktioniert das leider nicht. Nachdem wir direkt beim Busstopp-Schild stehen und die eigentliche Schlange für den Bus übersehen, kommen wir nicht in den Bus. Man gibt uns den Rat, wir sollen uns mit Regionalbussen bis nach Taichung durchhandeln. Nur bedauerlicherweise funktioniert auch das nicht wirklich, da alle auch nur in Richtung Stadt fahrenden Busse randvoll sind und die meisten einfach direkt an der Station vorbeifahren. Auch mit der freundlichen Hilfe von zwei Frauen, die sogar bei der Hauptbusstation angerufen haben, war nichts zu machen. Die beste Option wäre gewesen, größere Umwege in Kauf zu nehmen, um sich an den Schlangen für die Busse im Kopfbahnhof anzustellen – tjia im Nachhinein sind wir schlauer. Unsere Lösung war dann ein Uber gemeinsam mit anderen NYCU Studenten, da es doch schon spät und wir echt streichfähig waren. Alles in allem jedoch ein tolles Wochenende und wir haben definitiv Lust auf mehr – nur vielleicht mit Reservierungen.

Von Geistern und Diktatoren

Wenn man jemanden in Hsinchu fragt, was man so machen kann, kommt meistens: den Bus nach Taipei nehmen. Wir wollen das aber nicht glauben und beschließen zum Strand zu fahren. Was aber auch allgemein bekannt in Hsinchu ist, dass die Busse selten und unzuverlässig fahren. Deswegen bleiben wir etwas unfreiwillig noch im Stadtzentrum von Hsinchu stecken. Genauer gesagt ein wenig davor weil der Busfahrer alle irgendwo rausschmeisst. Eine Erklärung gibt’s nur auf Chinesisch. Also beschließen wir einfach zu Fuß zu unserer Umsteigestation zu spazieren, genug Zeit haben wir ja. Uns kommen allerdings ziemlich bald viele Menschen in den komplett gleichen Shirts und gleichen Handtüchern um den Hals entgegen. Nach einem kurzen Gespräch mit ein paar von ihnen stellt sich raus, dass es kein Saunafestival ist sondern ein Tempelkulturfestival ist. Nach ein bisschen googeln finden wir auch heraus, dass das einer der größten Tempelfestivals in Taiwan ist, nämlich für den Stadtgott von Hsinchu. Es ist momentan laut Mondkalender Geistmonat und der Stadtgott von Hsinchu kümmert sich am 15. des 7. Monats (Mondkalender) um die verwaisten Geister und segnet dann die Bewohner von Hsinchu.  Und der ist zufällig heute. Aber auch alle anderen Stadtgötter von Taiwan wollen dem Stadtgott von Hsinchu ihre Ehre erweisen deswegen sind sie mit Entourage angereist. Deswegen wurde auch unser Bus angehalten – alle Gruppen der diversen Stadtgötter ziehen nämlich durch Hsinchu zu jedem Tempel, zollen ihren Respekt und gehen dann zum großen Stadttempel. Und das ist tatsächlich eine Parade, die sicher 7 Stunden dauern kann. Wir gehen zum Stadttempel, wo die Gruppen mit Akrobaten, Tänzern und Musikergruppen aufwarten. Am Weg dahin kriegen wir auch immer wieder süße Fladen geschenkt – eine Tradition, dass man Essen verschenkt, besonders an die verwaisten Geister, weil niemand für sie betet. 

Aber nachdem wir ziemlich vielen Gruppen schon zugeschaut haben, beschließen wir doch noch an den Strand zu fahren – die Lautstärkebelastung war doch sehr hoch. 

Am Strand angekommen, sehen wir noch die letzten paar Leute Drachen steigen lassen und von ein bisschen landeinwärts weht uns Musik von einem Akustikfestival entgegen. Sehr friedlich wenn man bedenkt dass auf der anderen Seite des Meeres China liegt und der Hafen im Notfall zur Verteidigung Taiwans verwendet wird. Wir kommen ein bisschen vor dem Sonnenuntergang an und da grad Ebbe ist, spazieren wir den Strand bis zu einer Mole. Ganz fertig können wir den Sonnenuntergang nicht genießen, weil uns ein Fischer warnt, dass die Flut kommt und wir sonst nicht mehr zurückkommen. Aber wir wollen eh auch nach Hause und nach einem Tee (gekühlt, abends hat’s noch immer 32 Grad) warten wir wieder viel zu lang auf den Bus (er ist ausgefallen).

  • Ebbe

Wir wollten aber auch den Empfehlungen folgen und sind deswegen nach Taipei gefahren. Unser erster Stopp ist ein bekannter Tempel, Mengjia Longshan, für buddhistische und taoistische Gottheiten. Im Vergleich zu europäischen Kirchen sind Tempel hier eher klein, meistens sehr schön dekoriert und auch mit kleinen Teichen im Vorhof. Naja bei so vielen Erdbeben (wir haben ein ordentliches schon gespürt), hat man früher auch nicht so hoch gebaut. 

Taiwan ist ja offiziell die Republik von China (kann manchmal auch zur Verwirrung führen, wenn Taiwanesen sagen dass etwas in China produziert ist, da sie eh Taiwan meinen). Die Kurzfassung der Geschichte ist dass die Kuomintang (KMT) nach dem Thronverzicht des letzten chinesischen Kaisers (die KMT hat das schon beschleunigt) die erste Republik Chinas 1912 ausgerufen haben. Das war aber nicht ganz so leicht und erst 1927 haben sie dann die Herrschaft über das Festland erreicht. Das hat aber auch nicht lang gehalten und 1949 haben sie im Bürgerkrieg gegen die Chinese Communist Party (CCP) verloren und haben sich auf Taiwan zurückgezogen. Deswegen ist zum Beispiel in Taiwan auch das Jahr 114, oft wird in Jahren seit der Republiksgründung gezählt. Generell hat früher ROC auch zu den Gründungsmitgliedern der UN gehört, allerdings wurde durch die Ein-China-Politik Taiwan aus der UN verdrängt und durch Festland China ersetzt. Das ist soweit dass gegangen dass niemand fast Taiwan als Land anerkennt und „Made in Taiwan“ von China verboten worden ist. Das war aber doch nicht ein langer Exkurs (Rene kürzt das dann), eigentlich wollten wir über unseren Ausflug zum Chiang Kai Shek Memorial erzählen. Er war nämlich der Führer der KMT und hat die ROC nach Taiwan gebracht. So ganz einfach darf man aber nicht gut und böse zwischen KMT und CCP verteilen. Taiwan war nämlich bis in die früheren 1990er Jahre auch noch ein Ein-Parteien-System unter Kriegsrecht und die Zeit wurde als Weißer Terror bezeichnet, da viele für anti KMT oder pro Kommunismus verhaftet wurden, egal ob echt oder nicht. Aber mittlerweile sehr demokratisch und es gibt nicht nur KMT Präsidenten. Das Memorial steht trotzdem noch auch wenn die Flaggenzeremonie nicht mehr vor der überlebensgroßen Statute von Chiang Kai Shek stattfinden darf. 

Taiwan hatte auch einen riesigen Wirtschaftsaufschwung und das kann man auch am Taipei 101 sehen. Von 2004 bis 2009  galt er mit seinen 508 Metern als das höchste Gebäude der Welt. Das wollen auch wir uns anschauen. Rauf schaffen wir es nicht mehr aber in der Nähe gibt es einen netten Hügel von dem wir uns den schönen Sonnenuntergang über Taipei anschauen. 

Erste Tage in Schinschuuuu

Unser Flug von Guilin geht über Hongkong, also zwei kurze, gut eineinhalb Stunden lange Flüge. Trotz den schwachsinnig kurzen Flügen beweist Eva Air uns, dass man trotzdem warmes Essen servieren kann. Quasi wie bei einem Formel 1 Pitstop – Abheben, austeilen und sofort wieder vorne einsammeln beginnen. Damit auch ja keine Zeit verloren geht, teilen die Flugbegleiter uns mit, dass das Essen absichtlich nur leicht erwärmt serviert wird, damit man schneller essen kann.

In Taiwan angekommen klappt alles, das gesamte Gepäck ist da und das Visum wird akzeptiert. (Wir haben ja auch keine bösen Sachen wie Essen importiert). Unsere nächste Mission im modernen Land der Mikrokontrollern ist es ein Öffi Ticket zu kaufen. Doch der Automat nimmt erst gar keine Kreditkarten an und wir marschieren nochmal zurück, um Bargeld zu wechseln. Mit New Taiwanese Dollars ( 35 NTD = 1€) ausgestattet kommen wir dann doch in Hsinchu an und finden auch unser Übergangslösungsairbnb. Das ist nur leider nicht legal, aber so ist das mit allen Airbnbs – von der Vermieterin bekommen wir die Anweisung, dass wir nur ja nicht mit irgendwem reden dürfen, dann fällt es schon nicht auf.

Die ersten Tage in Hsinchu gehen wir, nicht ganz freiwillig, eher ruhig an, Rene ist krank und bissi von China ausruhen woll ma uns ja auch. Außerdem beginnt die große Wohnungssuche, da wir ja noch keine langfristige Lösung haben. Das ist leider doch etwas schwerer als gedacht, denn sobald wir sagen, dass wir kein Chinesisch sprechen, werden wir abrupt weggedrückt. Eine Dame erbarmt sich uns und wir können zumindest per SMS ein Treffen vereinbaren. Außerdem kommen wir auch noch mit einer etwas alternativeren WG in Kontakt. Nach Besichtigung beider Wohnungen fällt unsere Entscheidung allerdings doch auf das Hochhaus mit Fitnesstudio und Security – jetzt müssen wir nur noch die Miete und Kaution in Bar bezahlen. Wird schon kein Problem sein – oder?

Wir sind zwei Leute und haben gemeinsam 7 Karten zum Bezahlen – irgendwie kommen wir schon an Geld. Nein. Spulen wir ein paar Tage zurück – zur Ankunft in Taiwan. Eva will am HSR-Bahnhof zahlen – aber ihre zwei Karten funktionieren nicht. Nach einer schnellen Nachricht an den Bankberater schaltet dieser Taiwan frei (was vorher freigeschalten war bleibt ein Rätsel, wir spekulieren aber auf Thailand oder nur China) und das Problem scheint gelöst.

Doch während wir das Geld für die Wohnung besorgen wollen, gehen wir leider nach einem Gefecht zwischen all unseren Karten und dem Bankomaten als Verlierer hervor.

Bargeld bekommt Eva aber mit der Raiffeisen-Kreditkarte immer noch keines (mag vielleicht aber auch nur an einem Dreher im Pin gelegen haben) und die Debitkarte geht noch immer nicht zum Abheben. Nachdem in Taiwan NFC-Funktionen in Bankomaten nicht existent sind fallen nochmals drei digitale Handy-Karten weg. Zudem hat der vorbereitete Rene eine gesperrte Kreditkarte mitgenommen (wieder -1) und auch die Debitkarte streikt. Cool. Generell werden ausländische Kreditkarten nicht überall akzeptiert und wir stehen nach ein zwei Einkäufen quasi ohne Bargeld da. Nach ein zwei stressigen Tagen legen sich aber die Probleme und wir bekommen wenigstens von vereinzelten Karten Geld. Wir heben täglich unser Maximum ab (leicht nervös, dass dieses Verhalten wieder eine Kartensperre auslöst) und schaffen es in knapp einer Woche doch noch die Wohnung zu bezahlen.

Die Wohnung an sich ist aber eigentlich ganz ok. In einem Hochhauskomplex der für zwei Studenten eigentlich viel zu teuer aussieht, haben wir unsere kleine, aber feine zweistöckige Wohnung. Und nach einem IKEA-Haul (inklusive Hotdogs und vegetarischen Köttbullar) sind wir auch mit einem mobilen Kochfeld und einer Pflanze (Leafchu) ganz wohnlich eingerichtet. Nachdem wir alles vom Airbnb gesiedelt haben, gehört unsere Wohnung in der Puding Road (No. 101號, Buding 1st Rd, East District, Hsinchu City, 300, Buding und Puding scheint bei der Übersetzung unklar zu sein – beide Varianten existieren) natürlich richtig eingeweiht, uns was gäbe es da für alternativen als ein Pudding auf dem Dachgeschoss des Hochhauses…

  • IKEA haul

Nebenher war übrigens eine Gesundenuntersuchung (für die wir im Endeffekt ca. 18 Stunden gefastet haben), Orienteering an der Uni und die Kursanmeldung. Zur Kursanmeldung kamen von Rene nur Schimpftriaden, denn die englischsprachigen Kurse waren maßlos überfüllt und nicht nur die Austauschstudenten rannten mit Zettel zur manuellen Nachregistrierung zu den mehr oder weniger hilfsbereiten Professoren.

Conclusio

Alles in allem hatten wir in China eine wirklich tolle Reise. Wir haben viel gesehen: Von modernen Großstädten mit 3D-Reklame bis zu Reisbauern mit Fahrrad. Beeindruckende Tempel und einzigartige Landschaften. Eines hat uns aber die ganze Zeit begleitet: Die ungeheure Menge an Menschen. Dabei hatten wir zwar schon viel mit der Sprachbarriere zu kämpfen, doch generell sind die Chinesen (zumindest Ausländern gegenüber) sehr freundlich. Es wird dicht angestellt, aber außer von alten Großmüttern nicht gedrängelt, und wir hatten auch nie Sorge, dass etwas gestohlen wird. Das ein oder andere Kind wollt auch stolz sein Englisch ausprobieren und machte auch gerne mal ein Foto mit & von uns. Paranoid sollte man nicht sein, aber wirklich bedrängt wird man davon auch nicht.

Am Leben gehalten haben wir uns mit Hotel-Frühstückbuffets, die meist recht ausgewogen waren, und man fand auch immer vegetarische, nicht fettige Optionen. Ein zwei mal konnte Rene sogar genüsslich sein Müsli schlürfen. Zu Mittag gabs oft nur einen süßen Snack (von dem es wirklich eine große Auswahl gibt) und möglicherweise, wenn vorhanden, ein der Lokalität entsprechendes 3D-Eis (die entsprechenden Eistruhen haben uns angezogen wie das Licht die Motten). Abends haben wir uns fast immer in den vielseitigen Food-Markets verloren, und neben ein paar eher spannenden Sachen viele richtige gute Spezialitäten verkostet.

Preislich war China wirklich sehr billig. (alle Preise pro Person) Pro Tag haben wir ca €55 gebraucht, ca €20 für Hotel mit Frühstück, nochmals ca. 20€ für Attraktionen und ca. 10€ für Wasser, Essen (=Allgemein) und 5€ für lokalen Transport. Inklusive Zugreisen und China-Taiwan Flug kommen wir so auf einen Gesamtpreis von ca €1200 für 15 Tage. Wobei dir Rechnung stark durch das Taiwan-Auslandssemester verzerrt sind: Die Ausgaben für den Österreich-Asien Flug (€450), Impfungen €500+ und der fehlende Rückflug sparen mindestens €1000 pro Person im Vergleich zu einer reinen Urlaubsreise. Nachteil war halt, dass wir trotz 23kg Fluglimits nur je ca 13kg Gepäck mithaben und damit jetzt ein halbes Jahr leben müssen.

Was uns sonst noch so einfällt: Nach Möglichkeit vielleicht nicht im August fahren, denn das Wetter ist schon sehr heiß. Zeitweiße sind wir schon von Schatten zu Schatten gehuscht, uns sind trotzdem ausgeronnen. Das Wasser aus dem Hahn ist auch nicht trinkbar, weswegen wir immer so viel Hotelwasserflaschen wie möglich mitgenommen haben und nebenher noch einiges an Wasser kaufen mussten. Apropos kaufen: Jeder in einem Geschäft gekaufter Snack war mindestens zwei mal eingepackt, und als in den doppelt verpackten Nüssen auf 20g Nüssen auch noch 2 Dehydrierbeutel eingepackt waren, hat Eva wieder einmal den Glauben an die Menschheit verloren.

Als Abschluss bleibt uns nur noch zu sagen: Trotz der politisch fragwürdigen Haltung ein echt sehenswertes Land, das wir sicher gut in Erinnerung behalten werden. Das Streetfood und die wuselig gemütliche Atmosphäre werden wir sogar ein bisschen vermissen.

Auch das gemeinsame Blog schreiben war immer wieder ein Highlight: Wenn Eva nach dem dritten Rechtschreibfehler in einem Satz „You‘re doing great“ raushaut und Eva den ganzen Laptop Rene übergibt, nachdem dieser schon Evas ersten 10 Sätzen zwei umschreiben möchte, dann herrscht Harmonie.

Liebe Grüße aus Taiwan und wir hoffen, ihr hattet gleich viel Spaß beim Lesen, wie wir mit Schreiben
Ewa und Rene

PS: Hier noch Fotodump mit allen Fotos die viel zu schade sind um nicht veröffentlicht zu werden

  • Scho wieder die Reisfelder verpasst

Der Fall des falschen Elefanten

Auf unserer Zugfahrt werden wir schon auf die Gegend, die uns erwartet, ein bisschen eingestimmt – Reisfelder.

Unseren ersten Abend verbringen wir noch in der Stadt Guilin und die ist bekannt für ihren Elephant Trunk Hill. Also machen wir uns auf den Weg und entdecken tatsächlich in der Ferne einen Berg, der so ausschaut wie ein Elefant, der gerade aus dem Fluss trinkt.  Ein Blick auf die Tourismuskarte lässt uns staunen, die behaupten ja, dass der Hügel wo ganz anders ist – nämlich genau auf der anderen Flussseite unseres Hotels. (Zu unserer Verteidigung, die ist komplett bewaldet, da sieht man net durch). Naja, vielleicht muss man auf einen Hügel kraxeln um ihn besser zu sehen? Nach einer klitzekleinen Schimpferei über die Karte, spazieren wir doch in Richtung dieser markierten „Scenic Area“, weil das eh auch in der Stadt liegt und wir auch noch etwas essen wollen. Und tatsächlich entpuppt sich diese Scenic Area als der echte Elephant Trunk Hill. Aber sind wir ehrlich, könnten schon beide ein Elefant sein, oder? Aber ja, sorry wir entschuldigen uns wieder bei den Kartografen.

  • Offensichtlich nicht der Elefant Trunk Hill

Wir finden auf jeden Fall wieder ein Eis, dieses Mal mit dem Motiv für die 20 Yuan Scheine, die man dann auf einer Flussfahrt besser sehen kann. Das können wir uns auch nicht entgehen lassen und boarden am nächsten Morgen dafür ein ganz nobles Boot. Die Fahrt geht von Guilin nach Yangshuo und man kann von der Fahrt aus die Berge am Li Fluss bestaunen, der als einer der schönsten Flüsse der Welt betitelt wird. Gemeinsam mit unzähligen anderen Booten driften (um bei den Strömungen nicht an den Flussrand zu kommen) wir den Fluss hinunter und bestaunen die steilen Hügel in sattem Grün, die den Fluss einbetten.

  • Ein paar Schiffe...

In Yangshuo angekommen, ist Eva dann leider krank (die Klimaanlage hat zugeschlagen) und ruht sich ein bisschen im Hotel aus, während Rene einen nahegelegenen Hügel erklimmt. Das Finden des Weges war dabei durchaus abenteuerlich, da es nur eine Beschreibung mit Bildern durch enge Gassen und Informationen wie „after the three colorful couches turn right“ gab. Nach einigen merkwürdigen Blicken der Locals findet sich dann ein Wanderweg und es geht zu einer Sendestation auf dem Hügel. Am Weg nach oben grüße ich die paar Personen mit einem freundlichen „Hallo“ und einer der Chinesen steigt daraufhin in ein Gespräch ein. Oben angekommen genießen wir den Ausblick und reden, wenn auch recht holprig, über Jobs, die englische Sprache und was er sonst so in der Gegend empfehlen kann. Nachdem wir wieder abgestiegen sind bietet er mir sogar an, mich mit dem Roller zurück zum Hotel zu bringen, wozu ich nach kurzer Überlegung einwillige – solche Gelegenheiten muss man nützen.

Am Abend geht es mit, einer in viel besserem Zustand befindlichen, Eva dann zur Impression Liusanjie Show, einer großangelegten Licht-/Gesangs- und Tanzshow auf dem Li-River. Die Gesangseinlagen waren schön, wurden aber leider vom lauten und undisziplinierten Verhalten des Publikums überschattet. Die anderen Einlagen wissen aber vor allem durch ihre Größe und Koordination zu beeindrucken.

Am nächsten Tag stellen wir uns einem kleinen Abenteuer: Wir leihen E-Roller aus und stürzen uns durch den chaotischen Verkehr Richtung Ten-Mile-Gallery. Nachdem Eva das erste Mal auf einem Roller sitzt, eine bemerkenswerte Leistung (bis auf eine kleine Domino-Einlage auf einem Parkplatz). Jedenfalls brausen wir dann auf eher ruhigen Straßen durch die Landschaft und sehen ländlichere Gegenden, Reisfelder, Brücken, Flussschwellen und viele Bambus-Rafts. Eine der Schwellen würden wir gar als Hidden-Gem beschreiben und tauchen auch gleich unsere Füße ins Wasser. Schade, dass wir unsere Badekleidung nicht mithaben. Das bereuen wir aber schon seit wir die Fahrt planen, da es in der Ten-Mile Gallery eine Tropfsteinhöhle mit Hot-Springs und Schlammbad gegeben hätte. Wir gehen stattdessen in eine andere Höhle mit Bootsfahrt. Verglichen mit der Lurgrotte eher klein, aber mit Leds schön in Szene gesetzt. Was uns jedoch schon etwas stört, ist der massive Umbau der Höhle. Viele Stalagmiten und Stalagtiten wurden entfernt (vermutlich um das durchgehen zu ermöglichen) und die Decke wurde mit Beton gestützt. Zwar sind die Tropfsteine in einem folgenden Museum ausgestellt, irgendwie ist das aber nicht das Gleiche.

  • Früher Vogel fängt den Wurm (und geht danach wieder schlafen)

Am Abend erkunden wir dann noch die West Street in Yangshuo (auch wieder eine Straße volller Street Food, Spezialitäten und 3D gedruckten Spielzeugen), aber machen uns dann auch schon wieder auf den Weg nach Guilin. Für unseren letzten Tag in Guilin haben wir beschlossen noch einmal eine pur chinesische Erfahrung zu machen – Teil einer chinesischen Reisegruppe zu sein. Wir fahren zu den Longji Reis Terassen, die ca zwei Stunden von Guilin entfernt sind. Und am besten geht das natürlich mit einem Tour Guide. Unserer kann leider kein Englisch aber er bemüht sich extrem und so machen wir uns mit unserer kleinen (7 Leute) chinesischen Reisegruppe auf den Weg. Als Erstes sind wir in einem der Dörfer, die seit Jahrhunderten diese Reisterrassen in den Berg bauen. Interessante Holzgebäude reihen sich am Flussufer aneineander und die Cafés findet man tatsächlich im Fluss. Also wirklich, die Sessel und Tische stehen im langsam fließenden Fluss. Bei der Hitze sehr angenehm zum Abkühlen.

  • West Street Yangshuo

Unser Tour Guide bringt uns auch mit dem Bus die engen, kurvigen Straßen nach oben zu den Aussichtsplatformen und wir lernen dass Hupen nicht immer genervt oder gemein sein muss, sondern auch eine Warnung ist, dass man überholt oder auf einer engen Kurve entgegen kommt. Oben haben wir eine prachtvolle Sicht über die Reisfelder und spazieren über die Reisfelder zu weiteren Aussichtsplattformen. Ganz oben bemerken wir, dass unserer Fahrer uns sicher nicht bei der Plattform abholen kann, weil da keine Straße hinführt und wir beschließen einen neuen Rekord für die schnellste Zeit zum eigentlichen Abholort auf zu stellen. Naja, irgendwo muss ja die Sprachbarriere dann doch noch Probleme machen und in der Übersetzung muss was falsch gelaufen sein. Aber unsere Reisegruppe hat auf uns gewartet und der Fahrer bringt uns sicher nach Guilin (natürlich auch mit Warnhupen) zurück.

For the last time in forever – wir werden nicht nur unser Eis vermissen…

Das war auch schon unserer Chinaurlaub. Für uns gehts schon weiter nach Taiwan, wo wir für die nächsten vier Monate studieren werden. Davon wird es aber sicher auch wieder den ein oder anderen Bericht geben.

Von A wie Avatar bis Z wie Zhangjiajie

Nach gut einer Woche chinesischer Großstädte haben wir uns ein bisschen nach dem nächsten Stopp, Zhangjiajie Forest Nationalpark gesehnt. Für die ersten zwei Nächte haben wir ein Hotel nahe am Osttor des Nationalparks, in der für chinesische Verhältnisse, Kleinstadt Wulingyuan (ca. 60.000 Einwohner). Im Hotel dort werden wir das erste Mal mit gutem Englisch willkommen geheißen. Wir werden auch gleich zu Routen im Nationalpark beraten und bekommen Hilfe beim Ticketkauf. Wie sich herausstellt, haben wir es mit einer Economy-Studentin auf Sommerjob zu tun.

Den nächsten Morgen starten wir eher gemütlich, nicht zuletzt da unser Zeitslot erst um 11 Uhr öffnet (hätten wir mal vorreservieren sollen). Ist aber auch kein Problem, denn schließlich ist es Renes Geburtstag und Eva hat eine kleine Überraschung mitgebracht. Daher basteln wir am Vormittag gleich zwei süße Partnerlook-Armbänder mit Magnetverschluss. Danach geht es dann doch noch in den Nationalpark. Und nachdem wir (wieder einmal leicht stolz) mit der nächsten Doppelmayr Gondel auf Tianzi-Mountain hinauffahren, stellen wir begeistert fest, dass wir uns nicht zu viel erwartet haben. Die Landschaft des Parks ist gekennzeichnet durch Sandstein-Säulen, die aufgrund des feuchten Klimas sehr dicht bewachsen sind. Die Säulen haben sich über viele Jahre durch Erosion aus dem unter anderem durch Eiseneinlagerungen unterschiedlich harten Gestein geschliffen. Drei harte Gesteinsschichten (je ca. auf Höhe 800m, 1000m, 1200m) haben ca. 400 Meter hohen Türme zurückgelassen. Oben an einer derart hohen Klippe zu stehen und auf die Säulenlandschaft zu Blicken ist wirklich außergewöhnlich schön. Hat nicht auch Avatar Regisseur James Cameron befunden, und als Inspirationsquelle für die Hallelujah-Mountains im Film genannt. Daher kommen auch die Namen so mancher Formationen: Avatar- / Hallelujah-Mountains.

Das Prinzip des Parks ist eigentlich ganz simpel: Es gibt „Scenic-Areas“, die über Shuttlebusse oder Gondel verbunden sind. Wobei vor allem das Shuttlebus-System wieder sehr chinesisch ist. Die Bushaltestellen sind im Wesentlichen Anstellschlangen wie bei einer Gondel, und der Takt der Busse ist in den Stoßzeiten kleiner als eine Minute. Zu diesem Zeitpunkt kann man die Busse fast als stetiges Transportmittel beschreiben. Auch beim Busverkehr darf man nicht zimperlich sein. Auf den engen, nur kurvigen, Straßen fahren die Busse recht schnell und trotz regelmäßigen Gegenverkehr gibt es höchst fragwürdige Bus-Überholmanöver. Doch auch das konnte Rene nicht daran hindern, in fast jeder Busfahrt ein Nickerchen zu machen.

Doch wieder zurück zum Nationalpark: Zuerst sehen wir uns wie erwähnt Tianzi-Mountain an. Das ist ein Plateau auf der höchsten Ebene, auf dem man eine Reihe an Aussichtspunkten abgehen kann. Zu diesem Zeitpunkt recht beeindruckend, aber wir sollten noch viel bessere Blicke auf die Säulen bekommen. Zweiter Stopp war Yangjiajie. Eine etwas ruhigere Gegend, wo wir uns nach einem kurzen Regenschauer für eine weitere Wanderung auf einen der höheren Gipfel der Region entscheiden („One Step to Heaven“). Das hat sich auf jeden Fall ausgezahlt. Mit recht unfachmännisch gebauten Stahlleitern geht es die letzten Meter über die Baumwipfel und wir bekommen die wahre Ausdehnung und Schönheit des Parks zu Gesicht. Nach einer weiteren Busfahrt kommen wir dann zur Sektion, die als „der Ort“ der Hallelujah Mountains vermarktet wird. Auf jeden Fall schön, aber der vorherige Ausblick war noch besser und vor allem auch ein bisschen ruhiger. Zum Abschluss geht es noch mit dem weltweit höchsten Outdoor-Aufzug, Bailong, senkrecht nach unten und wieder zurück ins Hotel. Nach einem schnellen Sushi-ähnlichem Streetfood fallen wir beide müde und glücklich ins Hotelbett und schlafen sehr gut.

Am nächsten Tag schauen wir uns noch ein Plateau, Huanshi Village an, von dem wir nach einer Runde, den Weg ins Tal zu Fuß beschreiten. Hier haben wir dann endlich wirklich Ruhe von anderen Menschen und können die beruhigenden Klänge des subtropischen Waldes genießen. Von der Stimmung her erinnert uns der Weg durch den dichten Wald mit den gepflasterten Pfaden sehr an das Handyspiel „Tempel Run“. Anschließend wandern wir den „Golden Whip Stream“ entlang durch die Landschaft. Anfangs war der Fluss noch mehr Kinderspielplatz, nach und nach wurde es aber ruhiger und auch wir nutzen die Gelegenheit eine kleine Runde kneippen zu gehen. Hier beweist Rene wieder, wieso er keine schönen Dinge (mit Magnetverschluss) haben sollte: Nach nur einem Tag fand Renes Geburtstagsarmband entlang des Golden Whip Streams seine letzte Bleibe. Das Tal ist auch bekannt für seine süßen Affen, die dort wild leben. Aber der Nationalpark weiß schon, was er tut und erlaubt eigentlich nicht das Füttern oder Nahekommen. Die Touristen hält das aber nicht ab, Selfies mit den Affen zu machen oder ihnen Essen zuzuwerfen. Aber ganz herzig sind sie schon.

  • Temple Run

Von oben dachten wir, die Säulen sind von unten mindestens genauso cool wie von oben, stimmt aber Renes Meinung nach nicht ganz. Es ist zwar beeindruckend vor einem mehrere hundert Meter hohen senkrechten Zapfen zu stehen, aber irgendwie fehlt die Übersicht bzw. das Gesamtbild und die meiste Zeit sieht man außer Bäumen nicht viel. Am Abend gibts noch das obligatorische „Location“-Eis und dann wechseln wir Hotel in die Stadt.

Am nächsten Tag gehts für uns zum Stairway to Heaven bzw. Tianmen Mountain. Das ist ein ca. 130 Meter hohes Fenster durch den Berg. In Richtung des Fensters wurde von einer Seite eine Treppe gebaut, sodass es von unten aussieht, als würde die Treppe zum Tor des Himmels führen. Ist schon ganz cool anzusehen und auch die Gondelfahrten (wieder Doppelmayr) sind Teil des Erlebnisses. Nachdem wir es aufgrund des durchwachsenen Nebels vorerst hinauszögern, nehmen wir die 45° Treppe, die auch schon Teil vieler Stunts (zum Beispiel Range Rover, Downhill, Freerunnning, Wingsuite-WM, Red-Bull-Stuff…) war, in Angriff. In den Himmel kamen wir zwar nicht, aber mit 7 echt langen Rolltreppen gelangen wir von der Höhle aus bis zum höchsten Plateau der Provinz. Dort genießen wir die Aussicht und spazieren über Glasswalks die Runde entlang der Kante des Plateaus.

Zurück geht es leider im Dunkeln mit einer 7.5 km langen Gondel und im Anschluss wieder recht schnell ins Bett, denn am nächsten Tag in der Früh geht es schon weiter mit dem Zug in Richtung unseres nächsten Zieles.

Ton und Tang

Unser erstes Ziel in Xi’an, der alten Kaiserstadt, ist die Terracotta Armee. Diese liegt leider weiter außerhalb der Stadt, aber es gibt einen Express Bus, der dort hinfährt. Dort angekommen geht zwar alles sehr flott, aber wir bemerken schon bald, dass sehr viele Menschen unterwegs sind. Und als wir in die erste Ausstellungshalle, die Pit 1, gehen, wissen wir, dass für die Chinesen Hallstatt ein Hidden Gem mit wenig Touristen sein muss. Zuerst stehen wir nämlich eine dreiviertel Stunde draußen, bevor wir überhaupt hineinkommen und dort drinnen schiebt es sich nur so vor Touristen. In den ersten paar Metern, wo man die Armee von vorne sieht, wird man regelrecht zerquetscht und man schwimmt in der Masse weiter.

  • zu viele Menschen

Die Terracottaarmee wurde von dem ersten Kaiser vereinten Chinas gebaut. Quin Shi Huang Di hat als  Erstes die verschieden Reiche im Jahre 221 vor Christus vereint, aber besser gesagt eher erobert. Aber er hat sich auch schon früh Gedanken um sein Leben nach dem Tod gemacht und deswegen auch früh begonnen sein Mausoleum, samt seiner Grabbeigaben, zu bauen. Am Bekanntesten ist hier natürlich die Terracotta Armee, von der bislang ca 1000 Soldaten der geschätzt 8000 ausgegraben wurden. Der erste Kaiser hat allerdings sich für sein Mausoleum einen Palast nachbauen lassen, samt Hofstaat, Stalljungen und Pfauen aus Bronze. Die Position des Grabhügels ist schon länger bekannt, allerdings archäologisch unangetastet. Die Terracotta Armee, die außerhalb des Mausoleums liegt, ist eher in Vergessenheit geraten und wurde erst zufällig 1974 wieder entdeckt, als die Bauern einen Brunnen graben wollten. Naja, vielleicht ist auch alles so gut in Vergessenheit geraten, da der Kaiser anordnen ließ alle Konstrukteure und Arbeiter nach der Fertigstellung lebendig zu begraben, damit niemand Genaueres über die Grabanlage wusste. Die Terracottaarmee wurde allerdings trotzdem wenige Jahre nach der Fertigstellung geplündert.

Zurück in Xi’An gibt es aber noch direkt im Zentrum den Bell Tower, einen alten Turm bei dem früher immer die Morgenglocke geläutet wurde. Er steht in der Mitte von einem vermutlich vierspurigen Kreisverkehr, aber ehrlich genau wissen wir es nicht weil der Verkehr sehr chaotisch war. Xi’An ist auch bekannt für das muslimische Viertel voller Essen und Geschäfte und wir spazieren abends durch und holen uns noch den einen oder anderen Snack.

Xi’an hat aber auch eine extrem gut erhaltene Stadtmauer, beziehungsweise wurde sie von der eigenen Bevölkerung geplündert und anschließend von der Stadt (selbige Bevölkerung) in den 1960er Jahren wieder renoviert. Die Mauer ist 12 bis zu 14m breit und auf den vollen 13km begehbar, aber auch Fahrradfahren ist erlaubt und es gibt sogar ein eigenes Bike Rental auf der Mauer. Also haben wir uns Fahrräder ausgeborgt und sind (ganz sicher nicht in der Mittagshitze) losgedüst.

  • South Gate (Haupttor)

Am Abend haben wir eine Tang Dumplings & Dance Show gebucht und in der Zwischenzeit schauen wir uns noch die „Giant wild goose Pagoda“ an. Dabei handelt es sich um einen buddhistischen Tempel, der 64 Meter hoch ist, und seinem Vorbild, dem Schiefen Turm von Pisa nacheifert. Abgesehen davon gibt es davor einen riesigen Springbrunnen, und wir stolpern gleich mitten in eine Show à la Bellagio. Dabei kann man die Show zwar als durchaus imposant beschreiben, uns fehlt aber ein bisschen das Feingefühl und die Liebe zum Detail.

Dann geht es aber auch schon zu unseren Dumplings. Es ist fair zu sagen wir waren in einem noblen chinesischen Restaurant ein bisschen überfordert und wussten mit Suppe, Brot, Dumplings und süßen Happen gleichzeitig nicht recht, was gerade was von uns erwartet wird. Das Essen war aber vorzüglich und im Hauptgang konnten wir eine Mischung aus 12 unterschiedlichen Teigtaschen (wobei bei Eva als Vegetarierin waren es weniger) durchprobieren. Am Ende war der Bauch voll und wir mit Pflaumensaft schlürfend für die Vorstellung bereit.

Die Tanzshow beschreibt die Geschichte der ersten (und einzigen) Kaiserin Chinas: Wu Zetian. Dabei wurde in acht Acts ein breites Spektrum chinesischer Tänze und Musik dargeboten. Es gab zum Beispiel tanzende Wasserlilien, Krieger, Trommler und eine Panflöte. Untermalt wurde alles von einem, eventuell ein ganz kleines bisschen übertriebenen Bühnenbild mittels LED-Wand.

Das Kapitel Xi’an schließen wir noch mit einem Besuch des Drum-Towers ab. Dabei handelt es sich um ein Trommel-Pendant zum vorhin erwähnten Bell Tower. Die Trommel werden jeden Abend geschlagen und zusätzliche Trommeln an einer Reihe von weiteren Anlässen. Darunter finden sich Hitzewellen, Schneefall, Sonnenwenden und so manch anderes fragwürdig übersetztes Mysterium.

  • Das Eis hat uns fest im Griff

Weiter geht es per Flug nach Zhangjiajie. Bis auf eine Gateänderung, die wir neben dem permanenten Strom an chinesischen Ankündigungen natürlich überhören, verläuft alles reibungslos. Die Fluglinie, Sichuan Airlines, hat zwar nette Panda-Outfits, dafür aber wirklich kleine Sitze. Am Flughafen haben wir auch wieder ein Achievement freigeschaltet: Wir haben unseren eigenen Fahrer zum Hotel, der schon mit Namensschild auf uns wartet.

Imperialer Größenwahnsinn

Als nächster Pflicht-Programmpunkt in Beijing steht die Verbotene Stadt, der Regierungspalast der Qing und Ming Dynastien am Programm. Kurz zur Geschichte: Ein Kaiser der Qing Dynastie verlegte die Hauptstadt des chinesichen Kaiserreichs nach Beijing, um seine Herrschaft zu festigen und gleichzeitig von Verbündeten umgeben zu sein. Daher wurde von 1406 beginnend innerhalb von 14 Jahren, unter Einsatz von mehr als 100.000 Arbeitern ein Palast im Zentrum der neu gegründeten Stadt gebaut. Gleichzeitig wurden auch mehrere Parks, Tempel und z.B.  der Tian‘amen Square auf der perfekt Nord-Süd verlaufenden sogennanten Zentralachse errichtet.

Auf einer Fläche von 720.000m^2 (ca 100 Fußballfelder, ca. 3.8 x 3.4 km) sammeln sich mehrere eindrucksvolle und vor allem gigantischen Hallen (=Paläste) und Tore, sowie im inneren Hof Paläste für die kaiserliche Familie und deren Hofstaat. Früher war die verbotene Stadt für normale Bürger verboten (daher der Name), heutzutage kommen bis zu 80.000 Besucher hinein. Auch wir sind mit diesem Strom mitgeschwommen, und haben in diversen Palästen Sammlungen angeschaut und generell die chinesisch imperiale Architektur mit ihren Eigenheiten bestaunt. Wirklich beeindruckt hat die schiere Größe, die man in Europa so einfach nicht kennt. Dafür gibt es aber schon des Öfteren einfach leere, gerade Gassen.

  • Meridian (South Entrance) Gate

Direkt im Norden der Verbotenen Stadt liegt Jingshan Park, ein künstlicher Hügel, der natürlich auch in die Zentralachse integriert wurde. Ganz oben befinden sich mehrere Tempel mit guter Sicht über die Verbotene Stadt. Reingehen kann man leider nicht, aber auch nicht ganz so schlimm ist es nicht, da die Buddhastatuen wurden von den Briten während der Opiumkriege gestohlen. Nach dem heißen Aufstieg haben wir die Pavillons in Eisform gefunden und uns natürlich als kleinen Pausensnack gegönnt. Wir haben generell beobachtet, dass man bei allen historischen Attraktionen großteils Frauen in traditionellen Gewändern und mit aufwendigem Haarschmuck sieht. Es scheint ein Phänomen zu sein, Fotos in historischen Gewändern zu machen. Eine davon hat Eva in gebrochenen Englisch gefragt, ob sie mit Eva ein süßes Foto machen kann, womit Eva natürlich sofort einverstanden war.

Außerdem haben wir uns schon über die überall verstreuten Bonsaibäume im Park gewundert. Am Hauptplatz hat dann eine Ausstellung weiterer kunstvolle Bonsais (original kommt die Kunst des Bonsaizüchtens tatsächlich aus China und wird Penjing genannt) das Rätsel gelüftet: Es war die 15. Exhibition of Bonsais and Rock Formations mit mehr als 200 Ausstellungsstücken.

Wir haben aber von imperialen Parks noch nicht genug und besuchen noch den Beihai Park, der großteils aus einem künstlichen See besteht, den sie wirklich im Jahre 1166 händisch ausgeschaufelt haben. Auch da gibt es wieder einen Hügel mit einem buddhistischen Tempel, dem weißen Dagoba, und eine Halle voller antiker Kalligrafiewerke. Für beides ist es aber schon zu spät, dass wir noch rein kommen und wir setzen uns noch an einen Säulengang am Wasser, um den Sonnenuntergang zu genießen. Während Rene mit Stativ und allen möglichen Einstellungen die Kamera ausprobiert, begleitet uns die Musik von einem alten Mundharmonikamusikanten. Obwohl wir uns eigentlich mitten in einer Millionenstadt befanden, war die Stimmung mit Musik, Laternen und See sehr angenehm ruhig.

Aber auch dieser Park schließt irgendwann und wir machen uns auf den Weg zu einer Metrostation. Als wir allerdings den Park verlassen, stolpern wir gleich in die nächste Vergnügungsstraße hinein. Um einen anderen See herum windet sich eine Straße voller Essen, bunter Laternen und vielen Menschen. Das Ganze ist sehr stimmungsvoll, da die Gegend nicht nur für Touristen heraus poliert zu sein scheint.

Zufälligerweise waren die World Robot Games zur gleichen Zeit, wie wir in Beijing im olympischen Stadion und Rene hat sich sehr viel Mühe gegeben Tickets zu bekommen. Nur leider hat man die nur mit chinesischer Nummer bekommen und als wir endlich eine hatten, war auch schon alles ausverkauft. Dabei hätte man Roboter zum Beispiel beim 3v3 und 5v5 Fußballspielen, Laufen, Leichtathletik sowie verschiedenster Search-and-Rescue Szenarien (und vermutlich auch beim kläglichen Versagen) beobachten können. In der Hoffnung noch irgendetwas zu sehen, haben wir uns dann Karten für eine Tour durch das Birds Nest (das olympische Stadion der Sommerspiele 2008 und Winterspiele 2022) ergattert. Leider konnten wir aber keine Blicke auf die Roboter erhaschen, da sie vermutlich tief im Stadion stattfanden. Jedoch konnten wir auf der Tour in die Fußstapfen unserer großen Vorbilder Putin und Xi Jinping treten und den „Golden Gateway“ (der Name ist Programm) in die Ehrenloge folgen. Am Ende der Tour konnten wir dann noch über die Dachkonstruktion wandern und Einblicke in die Architektur des Stadions und die Proben des am Abend stattfindenden Konzertes bekommen.

Unser letzter Stopp in Beijing war dann noch der Sommerpalast. Wieder eine künstliche Parkanlage eines Kaisers mit See und Buddha-Tempel. Da wir von einer ungewöhnlichen Richtung an den Tempel herangehen und direkt zum Tempel hinauf zielen, dürfen wir die Steigung in der Mittagshitze gleich zweimal bewältigen (yay), denn zum Tempel gibt es einen abgetrennten Eingang mit Ticketkontrolle. Tja, man weiß nie was die Touristen machen, 1860 (in den Opium Kriegen) haben die Briten alles hier niedergebrannt – glücklicherweise konnten die Chinesen jedoch einige Statuen weiter ins Landesinnere retten. Mit der geplanten Bootstour wird es dann aber leider nichts. Die Wolken machen schon wieder einen ganz finsteren Eindruck und obwohl es schlussendlich nicht regnet, wird der Bootsverkehr eingestellt.

Damit war’s das jetzt auch mit Beijing und es geht mit dem Nachtzug 12 Stunden lang in Richtung unseres nächsten Stopps. Dabei hat der ganze Ablauf mehr von einem Flug, mit Sicherheitskontrolle, Terminals und Boarding. Das alles verläuft recht reibungslos und wir schlafen im Viererabteil recht gut und kommen ausgeruht in Xi’An an.

Sturm auf Beijing

Mit der Ruhe war es aber schlagartig vorbei. Den bei der Landung wird man gleich regelrecht von China und den Schriftzeichen erschlagen. Nachdem die Schriftzeichen ja auch wirklich Zeichnungen gleichen, haben wir uns Eselsbrücken überlegt. Zum Beispiel den Kaktus mit dem LKW (die Meinungen gehen von Box bis „A“)

  • Lösung nächstes Bild

Ganz ein wichtiges Zeichen natürlich für den Flughafen. Danach macht man halt, was man macht, wenn man frisch in China angekommen ist. Rene holt sich eine lokale Nummer, während Eva sich erst entspannt ihr Alipay entsperren lässt. Dabei haben wir es mit viel Chinesisch zu tun, verstehen wenig, hoffen aber auf das Beste. Beides ist gelungen (zumindest dachten wir das) und wir suchen schon unseren Flughafenexpress in die Stadt. Da gelangen wir auch schon in unsere erste Gepäckkontrolle. Beim Verlassen des Flughafens? Jein – beim Einstieg in das U-Bahn Netzwerk.

Nachdem wir das Beijinger U-Bahnnetz bezwungen haben, müssen wir noch 20 Minuten mit vollem Gepäck überstehen. Aber schließlich finden wir trotz aller chinesischer Schriftzeichen unser Hotel und checken mit Übersetzer ein. Die Frau an der Rezeption versucht uns trotz Sprachbarriere ein kostenloses Upgrade für unser Zimmer an zu drehen, aber wir sind misstrauisch (und ein bisschen stur). Fünfter Stock ohne Lift ist doch kein Problem für uns. Naja, vielleicht hätten wir doch auf den Deal eingehen sollen, denn unser Zimmer hat eine Grundfläche von sagenhaften 3x3m inklusive Bad und Bett. Also nachdem unsere Rucksäcke im Zimmer waren, gab‘s am Boden kaum noch Platz.

Aber wir wollen ja eh nicht lang im Zimmer sein, deswegen starten wir auch schon gleich Richtung Tian’men Square. Die U-Bahn wäre theoretisch bis ganz nahe hingefahren, aber irgendwie weisen uns Polizisten und Absperrungen einmal zehn Minuten in die andere Richtung.

Dort gibt es trotz Reservierung eine Schlange, aber wir stellen uns brav an und warten. Eine der ersten Dinge die uns auffallen, ist die sorgfältige Überwachung aller Bürger und Touristen, speziell am Tian’men Square. Nach zwei Passchecks und zwei Gepäckskontrollen (wo sogar am Wasser geschnüffelt wird), dürfen wir auch auf den Platz. Dort angekommen, ist es kaum möglich, die Kameras zu übersehen. Alle paar Meter steht ein Mast, an dem die Kameras nur so wie Blätter am Baum hängen.

  • Vor dem Regen

Die düsteren Wolken verleihen irgendwie eine passende Stimmung, wenn man die Geschichte des Ortes bedenkt. Die Sturmwarnung für den Abend haben wir gekonnt ignoriert und stehen ohne Regenschutz da, als es dann doch zum Schütten beginnt. Und wer hätte es gedacht, am weltweit größten städtischen Platz ist, findet man erst einen Unterschlupf, nachdem man komplett durchtränkt ist. Doch auch dieser Sturm geht vorbei und wir kriegen (völlig durchnässt) zumindest noch ein paar Blicke auf den Platz im Sonnenschein, wo sich sogar der Eingang der verbotenen Stadt samt Mao in den Pfützen spiegelt.

Tatsächlich hat es danach nur noch zwei kleine Regenschauer gebraucht, bis wir uns auch ein bisschen in die chinesische Kultur integriert haben und uns einen Sonnenschirm gekauft haben, den man auch als Regenschirm nutzen kann.

Wir wollten uns nicht zu viel Gedanken ums Frühstück machen, deswegen haben wir das gleich bei dem Hotel mitgebucht. Dort kriegen wir allerdings gleich 2 mal 20 yuan (ca 2,5€) Coupons für ein Restaurant 200m weiter in die Hand gedrückt. Es bleibt also spanned. Mit Übersetzer bewaffnet fragen wir einmal was vegetarisch ist (Hühnchen anscheinend auch), aber kommen mit unseren gesamt fünf Euro echt weit. Was es allerdings gibt, sind wir beide gar nicht gewohnt – alles ist im Fett herausgebraten und durchaus deftig. Na hoffentlich halten unsere Mägen das aus.

Wir sind aber extra früh gestartet, weil für uns geht es mit dem Taxi in Richtung chinesische Mauer. Alle Touristenbusse starten erst um 8:30 in Beijing, deswegen starten wir schon um Viertel nach Sieben. Unser Ziel ist der Abschnitt Mutianyu, das am längsten offiziell begehbare Stück und angeblich nicht ganz so überlaufen. Dort fühlen wir uns fast schon wie zu Hause – eine Doppelmayr Gondel überwindet die letzte Steigung zur Mauer.

Oben angekommen begrüßen uns schon alte Freunde – düstere Regenwolken. Unerschrocken machen wir uns auf den Weg und überstehen den Regen tatsächlich einigermaßen trocken in einem der Watchtower. Danach werden wir vom blauen Himmel begrüßt und erklimmen den Hero-Tower, den höchsten erreichbaren Punkt der Mauer. Wobei man sagen muss, dass das Wort „erklimmen“, schon nicht ohne Grund gewählt worden ist. Abschnitte der Mauer sind dermaßen steil, dass man sie quasi auf allen Vieren begehen muss und in Österreich jedenfalls eine Absturzsicherung notwendig wäre.

Leicht erschöpft können wir jetzt einen Blick über mehrere Kilometer, der meist am Grad entlanglaufenden Mauer, bestaunen. Sie windet sich durch dicht bewaldete Hügel auf und ab. Dabei sind die Dimensionen echt beeindruckend und die Breite von ca. 5 Metern und Höhe von ca. 8 Metern nur schwer vorstellbar. Noch beeindruckender ist es, wenn man bedenkt, dass sie ab ca. 600 AD gebaut wurde. Wobei die heute sichtbare Mauer von der Ming Dynastie im 16 Jahrhundert fertiggestellt wurde. Der komplette Arbeitsaufwand für so ein riesiges Projekt in so einer abgelegenen Gegend muss gigantisch gewesen sein. Generell ist die Mauer nicht durchgehend oder von der gleichen Dynastie gebaut, sondern über Jahrhunderte mehr oder wenig chaotisch gewachsen und ausgebaut worden.

  • Eine in Österreich sicher illegale Stiege

Nachdem wir die ganze (begehbare) Mauer auf und abgelaufen sind, haben wir uns auch einen leichteren Abstieg verdient – die Sommerrodel.

Beijing ist auch für seine kleinen Quergassen, Hutongs, bekannt, wo es von Essen und Menschen nur so wimmeln soll, zumindest laut dem Internet. Also begeben wir uns mit dem Namen einer bekannten Nachbarschaft auf die Jagd, aber tatsächlich finden wir nur leere Seitengassen. Als wir schon fast aufgeben wollten, sehen wir doch am Ende einer Seitengasse Gewimmel und schon sind wir in einer Gasse voller Geschäfte, Gerüche und Menschen. Überall ist etwas los, alles wird angepriesen, Kostproben werden ausgegeben und Lampions und Neonschilder wechseln sich ab. Rene hat einen kurzen Anflug von Mut und bestellt sich einen gebratenen Tintenfisch mit allem (Hirn, Augen, Herz, einfach alles). Mit im Vornhinein flauem Magen und einer kleinen Portion Verzweiflung, „verschlingt“ er ihn aber dann doch.

  • Hutongs - alte Marktgassen

Vorbereitung – I versteh nur Chinesisch

Wir reisen zurück zum 9.November 2024. Denn an diesem Zeitpunkt wird das heilige Plannungs-Onenote erstellt und die Idee des Asien-Auslandssemesters rückt das erste Mal in greifbare Nähe. Eva und Rene brainstormen sich durch die Auswahl an Unis und nach einigen harten Verhandlungsrunden entscheiden wir uns, an taiwanesischen Universitäten zu bewerben. Erstwunsch ist die NYCU, (National Yang Ming Chiao Tung University), die in Hsinchu, einer Kleinstadt in der Nähe von Taipei liegt. Bekannt ist Hsinchu hauptsächlich durch den dort angesiedelten Halbleiter-Weltmarktführer TSMC. Neben der Bewerbung an der TU geschieht jedoch zuerst einmal recht wenig, was sich aber dann schlagartig ändert, als es um die Bewerbung an der Gastuni selbst geht. Eva macht die ganze Situation nämlich spannend, indem sie in einer labilen Position zwischen Bachelor und Masterstudium steckt. Die NYCU möchte das aber genauer wissen und da die Kommunikation per Email dank Zeitverschiebung grundsätzlich auf einen Email-Austausch pro Tag beschränkt, bleibt Eva dann zum Ende der Deadline hin auch mal die ganze Nacht wach, um mit der freundlichen Frau Peng zu kommunizieren.

Mit allem unter Dach und Fach geht es dann mit den weiteren organisatorischen Schenanigans weiter:

  • Impfen (die das Reisebudget schon vor der Reise grob dezimierten)
  • Visa (wobei es hier einen offiziellen, komplizierten und einfachen, aber grundsätzlich illegalen Weg gab – wir sind ausnahmsweise auf der sicheren Seite)
  • Flüge (wobei Rene Evas Nachnamen nicht ganz geläufig war und die Buchung dann über mehrere Vermittler hinweg korrigiert werden musste)
  • Versicherungen (wobei wir uns hier den Spaß gemacht haben alle Angaben einer Versicherung durchzuklicken, nur um dann am Ende festzustellen, dass diese nur in Deutschland angeboten wird)
  • chinesische Apps einrichten (man wird schneller gesperrt als die Seite lädt und darf dann mit den Chinesen per Telefon über die Entsperrung diskutieren)…

Doch bevor wir in Taiwan studieren, wollen wir unseren Flug noch nutzen und quasi „auf dem Weg“ noch zwei Wochen lang China unsicher machen. Dabei gibt es unzählige Reiseziele und Attraktionen, wir entscheiden uns für eine „klassische“ Tour mit Städten, Kultur und Nationalparks. Zuerst fliegen wir für drei Tage nach Beijing, um uns dort die Chinesische Mauer, verbotene Stadt und die Hutongs (alte Einkaufsstraßen) anzusehen. Danach geht es für den zweiten Stop in die alte Kaiserstadt Xi’an wo wir die weltbekannte Terrakotta-Armee besuchen wollen. Anschließend geht es raus aus den Millionenstädten zum Nationalpark Zhangjiajie, bekannt für seine Gesteinsformationen, die als Vorbild der „Hallelujah Mountains“ aus Avatar gelten. Am Ende sehen wir uns noch die Region um Guilin an, in der es sanfte Hügel, idyllische Flüsse und Reisterrassen zu sehen gibt. Was wir auch schon wissen: August ist in China Ferienzeit und daher sind auch viele inländische Touristen zu erwarten und die Temperaturen werden sehr heiß, bei gleichzeitig vielen Regenfällen. Da wir aber an die Unitermine gebunden sind, nehmen wir das in Kauf – schließlich wollen wir ja auch nicht erzählen, wir waren in China und haben keine Chinesen gesehen.

Anfang August geht es aber dann schlussendlich in die heiße Phase: Packen und Abschied nehmen (bzw. allen frohe Weihnachten und ein gutes neues Jahr wünschen), noch einmal einen kräftigen Zug Tiroler Höhenluft schnappen und schon geht es los.

Rene kommt schon solide spät am Sonntag Abend vor dem Abflug nach Graz, aber noch nicht zu spät um Eva noch beim letzten Siedeln zu helfen. Abgeschlossen wird das Siedeln mit einem Sekt und Chili. Aber da es doch am nächsten Tag früh losgeht, gehts dann auch früh ins Bett. Da Hermann quasi beliebig früh arbeiten kann, bringt er uns netterweise um fünf Uhr zum Zug am Hauptbahnhof. Vollgepackt auf beiden Seiten geht es los Richtung Wien.

Mit einem Kompromiss zwischen den Meinungen, wann man am Flughafen sein sollte, haben wir uns zwischen Evas zehn Stunden und Renes zehn Minuten, auf drei Stunden geeinigt.

Mit einem weinenden und einem lachenden Auge machen wir uns auf den Weg, um Europa für ein halbes Jahr zu verlassen. Nach sechs Stunden in einem Kühlschrank von Flieger haben wir unseren ersten Zwischenstopp in einem noch größeren Kühlschrank – dem Flughafen von Abu Dhabi. Aber auch von dort geht es ohne Probleme weiter und wir warten schon bald im zweiten Flug auf unser Abendessen, um im Anschluss doch noch etwas schlafen zu können. Eva’s taktischer Spielzug – vegetarisches Essen zu bestellen – geht voll auf und sie bekommt vor allen anderen ihr Abendessen. Aber Etihad hat auch Rene schnell sein Essen gebracht und wir landen mehr oder weniger ausgeruht in Beijing.

Conclusio

Wie üblich gibt es wieder eine Kostenaufstellung:

Was schon von vornherein klar war: Das Ganze wird kein billiger Urlaub. Geschätzt haben wir am Anfang mit 4000 bis 5000€. Das ist sich im Endeffekt auch ziemlich gut ausgegangen: Die Gesamtkosten belaufen sich auf 4520€ (wobei wir noch 600€ von der Lufthanse zurückbekommen sollten). Dabei muss man auch erwähnen, dass wir nicht großartig gespart haben, fast jeden Tag essen waren und auch fast immer in gut ausgestatteten Campingplätzen geschlafen haben. So könnte man z.B. den Campingplatz-Anteil auf so gut wie Null reduzieren, wenn man immer Freedom-Campt. Das haben wir vermieden, da wir das Klo im Camper nicht benutzen wollten und eine warme Dusche und ein Klo für uns das Geld wert waren. In die Random-Kategorie fallen Kosten wie z.B. das Neuseeland Visum, Mobilfunk, etc.

Eine Frage, die mir sicher viele nach dieser Reise stellen werden ist: Wie wars zu sechst in einem Camper. Man muss zugeben, dass immer außer in der ersten Nacht jemand auf einer Luftmatratze am Boden geschlafen hat, nachdem eines der drei Doppelbetten eher für Kinder ausgelegt war. Abgesehen davon – super. Stauraum reicht leicht und alle anderen Schlafplätze sind auch für große Männer absolut in Ordnung. Klar steht man sich oft im Weg, aber z.B. auf einem von Mücken geplagten Campingplatz kann man auch ohne Probleme im Inneren kochen und zu sechst am Tisch essen. Der Mercedes Sprinter mit Automatik fährt sich sonst sehr gut (in der Fahrerkabine vielleicht sogar ein bisschen zu gut) sodass so manche Schublade unabsichtlich geöffnet wurde.

Außerdem muss ich einfach die schwierige Konstellation bei der Planung der Aktivitäten erwähnen. Gefühlt war ich in der Gruppe das wesentliche Zugpferd, dass Neuseeland ansehen wollte. Der Rest der Gruppe war phasenweise mehr an Essen und vor dem Handy chillen interessiert. Das hat unter anderem auch für Spannungen gesorgt. Zumindest aus meiner Sicht haben wir gute Kompromisse gefunden und das Beste aus beiden Welten vereint. Wir können auf eine tolle Reise, viele witzige Momente und generell, eine gute Zeit zurückblicken.

Und das wichtigste: Alle sind wieder gesund zu Hause angekommen. Michael hatte phasenweise schon Stress mit der TAA (Tiroler Air Ambulance), die, so schien es uns, ein bisschen übermotiviert, einen durch sie organisierten Heimtransport durchzuführen. Am Ende konnten wir das durch gesamt 4 Arzttermine und unzählige Telefonate und E-Mails verhindern. Also alles gut 🙂

Cheers

Gletscher und Christchurch

  • Die Quelle des Goldes

Letzter Reiseabschnitt geht jetzt von Queenstown über die Berge, unter anderem Mount Cook, bis nach Christchurch. Auf dem Weg stoppen wir bei einigen Ausblickspunkten und eine Goldfields Center. Dort haben wir uns die damaligen Verhältnisse, Methoden und generell die Gold-Rush Geschichte in Neuseeland angesehen. Die Abbaumethode ist dabei durchaus interessant: Man gräbt keine Minen, sondern nutzt Wasserdüsen um das alte, metertiefe Bachbett abzutragen und in diesen Sedimenten sucht man nach Gold (sluicing). Am Ende dürfen wir uns noch selbst am Goldwaschen versuchen. Lukas ist sogar erfolgreich. Ich werde leider von der goldunfaszinierten Meute genötigt aufzugeben und gehe leer aus.

Am Abend gehts dann zum berühmten Mount Cook, dem mit 3724m höchsten Berg Neuseelands. Schon beim Hinfahren sticht er bemerkenswert heraus, da er nicht umgeben von anderen hohen Gipfeln, sondern prominent von einem Talboden mit See aufragt.

Am nächsten Tag machen wir auch eine Wanderung bis zum Gletschersee, über Hängebrücken durch eine für Neuseeland recht raue Natur. Die Dimensionen sind wieder nur schwer auffassbar, aber der gesamte Eindruck ist bemerkenswert. Wir wundern uns auch, dass trotz wesentlich kleineren (absoluten) Breitengraden (näher am Äquator) die Gletscher noch auf Seehöhen bis um die 700m reichen und auf den ersten Blick noch gesunder wirken.

Der Mount Saint John ist das nächste Tiel. Zunächst geht man entlang eines wunderschönen Bergsees (wobei man leider wegen dichtem Gestrüpp nicht zum Ufer kommt und hineinspringen kann) und dann auf die leichte Erhebung des Berges von wo aus man einen 360° Rundumblick über den See und die dahinterliegenden Berge hat. Außerdem finden sich auf dem Gipfel mehrere Sternenwarten und es wird auch touristisches Sternenbeobachten angeboten. Auch wir haben schon festgestellt, dass man Sterne sehr viel heller, und au h die Milchstraße erstaunlich deutlich sieht. In der Gegend gibt es halt nichts und entsprechend auch kaum Lichtverschmutzung. Zum Abschluss des Tages legen wir uns danach in direkt am See gelegene Thermal-Hot-Pools und entspannen einfach nur ein bisschen. Am Abend testen wir dann zu unglaublichen Partyhits wie „Wackelkontakt / Lampe aus den 70gern“ (🙈) wie weit auf und ab der Camper wippen kann. Außerdem versuchen wir, pflichtbewusst wie wir sind, unseren Proviant zu leeren. (Vl haben wir kurz davor den Lagerstand von Bier und Cider dummerweise erhöht). Jedenfalls ist der letzte Abend im Camper würdig gefeiert worden.

Am letzten Tag mit dem Camper heißt es dann noch aufräumen und ab nach Christchurch.
Der Vormittag wird zum Zusammenräumen genutzt und dann fahren wir zur Christchurch-Gondel. Eine nette Supermarktmitarbeiterin hat uns geraten lieber mit dem Auto hinaufzufahren, um kosten zu sparen – aber der Rest der Gruppe findet 23€ für eine 4 min Gondelfahrt ist gut investiertes Geld. Die Gondel ist dann irgendwie ganz komisch. Zwar eigentlich Doppelmayer und gleiches Modell wie in der Schlick, aber 19 Gondel gesamt, 4 Personen pro Gondel und beim Ein- und Ausstieg werden Fotos gemacht, die man sich dann für weitere 20€ kaufen könnte. Naja, wenigstens schauen die Gondeln im Vergleich zu unseren sehr schön aus und haben keine Kratzer und Beschmierungen. Die Fenster der Gondeln werden sogar regelmäßig geputzt. Von oben haben wir bei gutem Wetter Sicht über Christchurch und Lyttelton (andere Seite der Hügel wo der Hafen von Christchurch liegt).

Doch dann beginnt ein kleines Drama: Wir bekommen einiges an Stress beim Putzen und Zurückgeben des Campers. Mit 3-Minuten-Abstand schaffen wir es schließlich und der Steinschlag sowie die nicht mehr ganz komplette Küchenausstattung (upsi) fallen garnicht auf. Ansonsten geben wir den Mercedes-Sprinter-Aufbau „Mighty“ nur ungern her, denn er hat uns über die absolvierten 4369 km sehr gute Dienste erwiesen und sich gleichzeitig als robust genug für uns herausgestellt.

Für den nächsten Tag einmal nicht die Initiative, da mir ein wenig die Motivation fehlt. Das Resultat: Bis 15 Uhr schaffen wir es gerade mal zum Frühstück und Mittagessen zu gehen. Nachdem zumindest ich mir Christchurch doch ein wenig ansehen möchte schlage ich doch etwas vor. Wie zum Ende hin immer häufiger, muss ich den Plan (auch ohne Alternativvorschlägen) rechtfertigen, aber schließlich gehen wir dann zum Quake Museum. Ist zwar nicht groß, aber echt schön gestaltet und beschreibt die starken Erdbeben 2010/11 in Christchurch. Mit Ursachen, Bodenbeschaffenheit, Liquification, Hergang und Folgen vermittelt das Museum einen echt guten Überblick. Danach schauen wir uns noch die während dem Erdbeben eingestürzte Kathedrale an, bevor wir wegen Regen verfrüht ins Apartment zurückkehren.

Am nächsten Tag fahren wir früh zum direkt neben dem Flughafen gelegenen Antarctic Center. Dort kann man „Polar-Buggy“ fahren, 4D-Kino schauen, eine Pinguin-Fütterung beobachten und noch einiges mehr. Nachdem manche echt früh am Flughafen sein wollen, müssen wir aber leider schon recht schnell wieder gehen.

Der Rückflug verläuft diesmal über San Francisco – im gesamten also einmal um die Welt. Wir haben also, wenn wir zurückkommen, einen Sonnenaufgang mehr gesehen. Spannend hier ist auch, dass wir am 4.3. um 14:15 starten und am 4.3. um 06:10 landen. Flugzeit -6 Stunden. Ist natürlich nur wegen der Datumsgrenze so, aber als Programmierer sieht man hier schon eine gewisse Herausforderung und stellt sich allerhand Fragen: Wird alles in GMT-Time gerechnet? Wie werden z.B. Bilder (allg. alles mit Zeitstempel) in diesem Fall sortiert? Wie werden z.B. die Schritte pro Tag gerechnet…. So viel Potenzial zum Generieren von Fehlern. Im gesamten zerlegen einen die zwei 10+ Stunden Flüge in Kombination mit der Zeitverschiebung dann doch ziemlich und meine produktiven Vorsätze, den Blog fertig zu schreiben und die Bilanz zu erstellen werden nicht ansatzweise erfüllt. Von München werden wir netterweise von Clemis Freundin July abgeholt (wer im Auto mitfahren darf losen wir, der Rest ist mit dem Flixbus gefahren) und so geht dieses große Abenteuer zu Ende.

Süden: Queenstown, Milford Sound und ein Flug ohne Landung

„Wenn du das Universum zum Lachen bringen willst, erzähl ihn von deinem Plänen.“ Wir haben heute (wieder einmal in diesem Urlaub…) gezeigt, dass dieses Sprichwort tatsächlich ein Witz ist. Aber starten wir von vorn.

Nachdem sich nach unsere Krankenhausrunde und der verspäteten Fähre Milford Sound nur mehr schwer ausgegangen wäre, haben wir uns unter dem Motto „Die Kreditkarte müss glühen“ (© Eli) einen Rundflug zum Fjord inklusive Landung und Bootstour gebucht. Nach einem kurzen Stopp beim Arrowtown am Morgen (alte Goldgräberstadt) sind wir dann auch schon am Weg zum Abholpunkt des Rundfluges. Als wir so dort warten kommt die Mail: Flug wegen Schlechtwetter abgesagt. Wtf. Bei uns ist strahlender Sonnenechein. Aber anscheinend ist es im Fjord ziemlich mies. Jedenfalls stehen wir erst einmal wie begossene Pudel da. Umbuchen / Verschieben ist wegen Ausbuchung der nächsten Tage nicht möglich. Tja. Dann haben wir für den nächsten Morgen Falschrimspringen geplant. Netterweise dürfen wir das vorziehen und so sind wir, nach einem Queenstow-Spaziergang, doch noch auf dem Weg in ein Flugzeug. So nach und nach, beim Anziehen der Spunganzüge, wird einem bewusst wie dumm die Idee eigentlich ist. Nach einiger zeit gehts dann leicht nervös in den Flieger und wir sitzen gleich direkt neben der Sprungtür. Schon der Start ist aufregend denn das Flugzeug liegt nicht wie ein Passagierjet, sondern mehr wie ein Drachen in der Luft und Sitze o.ä. gibt es nicht. Nach einigen holprigen aber dennoch spektakulären Kurven sinken wir wieder und zu aller Enttäuschung landen wir auch wieder. Ich bin ja kein Skydive-Experte, aber normal landet man dabei doch nicht. Am Boden dann gleich die Aufklärung: Zu viel Wind – keine Sprünge mehr an diesem Tag. So ein Mist. Sobald wir in diesem Urlaub einen Fuß in ein Flugzeug setzen, gibt es Probleme (Sarumans Flüche scheinen ganzschön gut zu funktionieren….). Tja, dann ändern wir unsere Pläne eben noch einmal. Sofern man zu diesem Zeitpunkt noch von einem Plan reden kann.

Roadtrip Mode: Ab gehts mit dem Auto zum Milford Sound, mit vorherigem Zwischenstopp zum Schlafen. Dort gibts, serviert von zwei Tirolern, die beste Pizza des Urlaubs.

Am nächsten Tag begrüßt uns der Tag erst einmal mit Regen. Der Vormittag fällt damit ins Wasser, denn das Ziel ist ohnehin Milford Sound. Und nach einem kleinen Schock entlang der Straße beginnt man die Ausmaße und Größe des Fijords zu begreifen. Wir haben auch schon Andeutungen gehört, dass heute ein guter Tag für Milford Sound ist, da es die Nacht regnet und dann aufreißen soll. Und schon beim Hineinfahren verstehen wir warum. Nach dem Tunnel (bisher einzigstem in NZ) taucht man so richtig in die Atmosphäre ein: Mehr als tausend Meter hoch aufragende Felswände, auf denen alle paar Meter kleinere und größere Bäche als weiße Fäden ins Tal stürzen. Atemberaubende Anblicke, mit die Besten des Urlaubs. Die unbedingt empfehlenswerte Bootstour nimmt einen mit, einmal bis ans offene Meer hinaus und wieder zurück. Dabei kann man den Fjord in seiner ganzen Bracht genießen. Die Szenerie ist einfach gewaltig. Mehr als 2000m hohe Berge (die Dimensionen muss man erst erfassen – wenn der Guide so nebenbei erzählt „… ja der Wasserfall ist 150m… “ kann man das anfangs garnicht glauben) und der dazwischenliegende, vom Gletscher herausgeschliffene, 300m tiefe Fjord offenbart den Blick auf steile Felswände überzogen mit sattgrünen Regenwälder (die eigentlich an so steilen Wänden garnicht wachsen sollten). Doch das eigentliche Highlight sind die unzähligen weiß bis silber in den Ozean fließenden Flüsse. 90% davon sind nur temporär, aber genau hier kam uns der Regen vom Morgen gelegen. Oft gibt es auch gleich „Windfälle“ wo das Wasser vor es den Boden erreicht vom Wind verblasen wird. Insgesamt einfach ein Anblick an dem man sich nicht sattsieht: Die wie ein Schleier ins Tal stürzenden Wasserfälle mit regenwaldgrünem und steinern schimmerndem Hintergrund. Damit auch die Tollerei nicht zu kurz kommt, warnt der Captain vom Schiff vor einem wasserreichen Wasserfall, wer nicht nass werden wolle, solle ins Innere gehen und wer wild ist, soll an den Bug gehen und sich nicht unter die Reilling ducken. Und das war wieder einer der Momente der verdeutlicht hat, das wir nicht in Grawa sind: Die hohe Fallhöhe und Menge in Kombination erzeugen einen derart starken Gischtwind, dass man auch in relativ großer Entfernung innerhalb kürzester Zeit komplett geduscht ist und dem Unterwasser-Luftanhalte-Drang widerstehen muss. War auf jeden Fall die zusätzliche Autofahrzeit wert und sollte sich jeder ansehen, der in diese Ecke der Welt kommt.

Die nächste Nacht ist kalt – findet zumindest Simon, der einen Radau veranstaltet und dann den Heizlüfter neben dem offenen Fenster aufstellt. Ich gehe eine kurze Runde laufen und anschließend wollen wir früh fahren. Aber das haut leider nicht ganz hin, den die Herren der Schöpfung haben weder Aufstehambitionen, noch lassen sie sich , ohneeine Diskussion zu starten, zum Beeilen animieren. Am Nachmittag schaffen wir es dann doch nach Queenstown und Lukas und ich (die einzigen die sich Gesund genug fühlen und/oder nicht herumsudern) Fahrräder auszuleihen und die Gegend um Queenstown unsicher zu machen. Hier gibt es, wovon die Stubaier träumen: Ein gut ausgebautes Mountainbikenetz getrennt vom Verkehr. Die Wege gehen von gut ausgebauten Forstwegen bis zu anspruchsvollen Downhill-Sektionen, wobei wir auf den normalen Trails bleiben. Also die Mountainbikes braucht man, aber schwierig ist es nicht. So radeln wir die Küste entlang, flussaufwärts, um einen See und dann das ganze wieder zurück. Ein neben bisschen blödeln am See setzen wir aber ein gutes Tempo an, da wir die Strecke auf der Karte geschätzt haben und Steigungen und schwierige Sektionen gekonnt ignoriert haben. Alles in allem aber eine coole Runde und das obligatorische Eis hat den Tag ganz gut abgerundet.

Am nächsten Tag in der Früh ist es wieder so weit. Mein Puls ist leicht erhöht und wir fahren in die Pampa vor Queenstown zur „Dropzone“. Diesmal schauts mit dem Wind besser aus, nur ein paar leichte Wolken, aber die scheinen kein Problem zu sein. Also gehts los. Wieder sitzen wir im Flugzeug ohne Gurt und Sitz. Diesmal geht der Flug auch konsequent nach oben. Auf 3.000m stabilisiert sich der Flieger, geht vom Gas und es wird ruhig (ich glaube das Flugzeug ist zu diesem Zeitpunkt nur noch geglitten). Der Wahnsinn, der sich die letzten paar Minuten angebahnt hat, und den ich mit schöner Aussicht und analytischen Sicherheitsgedanken unterdrücken konnte, kommt jetzt heraus. Der Magen ist so leicht, dass meinen könnte, er ist leer, und als Simon vor mir springt, denke ich kurz, ich werde bewusstlos. Aber ich komme nicht mehr aus. Ich setze mich mit meinem Tandemspringpartner an die Kante, gebe ganz ungezwungenes Daumen nach oben – einmal Schwung holen und alle Sicherungen sind raus. Die ersten Sekunden sind Wahnsinn. Dann kann man sich langsam mit der Situation anfreunden, die Arme ausstrecken und genießen. Nach ca. 25 Sekunden wird dann der Fallschirm gezogen und die Erleichterung ist schwer zu beschreiben. Dann gleitet man ruhig dahin und hat sogar die Zeit, die Aussicht zu genießen. Mein Tandemspringer zeigt mir einen 360° Regenbogen und wir steuern direkt darauf zu. Dabei sind wir gerade etwas über der Wolkendecke und unser Fallschirmspringerschatten ist genau in der Mitte des Kreises (physikalisches Phänomen- Schatten ist immer mittig). Ein faszinierender Anblick, der sich hoffentlich gut in meinem Gehirn eingebrannt hat. Die Gleitstrecke wird durch ein paar Akrobatik-Manöver abgekürzt und im Nu stehen wir wieder mit breitem Grinsen am Boden. Cooler Adrenalinrush – auf jeden Fall irgendwann noch einmal.

Südinsel Westküste: Eine tropische Landschaft zwischen Meer und Gebirge

Gleich in der Früh verabschieden wir uns von Wellington und fahren mit der Fähre zur Südinsel. Die Distanz zwischen den Inseln ist nur 26km. Die Fähre fährt aber tief in Buchten liegende Häfen an und die Fahrtstrecke ist ca drei mal so lang. Daher haben wir viele Gelegenheiten die Gelassenheit der Buchten und Küstenlandschaft aufzusaugen. Wäre da nur nicht die Sonne und unsere Sonnencreme im Auto… .

Ein wahres Paradies für Landschaftsfotografen bietet sich im Süden. Problem ist nur mein Sinn für Perspektiven ist Verlgleichbar mit den Flugfähigkeiten der Kiwi Vögel. (Kleiner Tipp: Sie können nicht fliegen. Kiwis leben nur in Neuseeland da es hier keine Landraubtiere gibt).

Erster Stopp auf der Südinsel ist ein Alpensee. Richtig gehört, die Berge auf der Südinsel heißen auch Alpen. Die Pause und Abkühlung kommt nach recht langer Autofahrt wie gelegen und wir geben unsere Köpfel- und Sprungkünste in außergewöhnlicher Szenerie zum besten.

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Nach einem Tankkrimmi, bei dem Fahrer Schwange viel geschwitzt aber wenig gebremst hat, kommen wir am Abend beim Cape Foulwind an. Dort kann man Klippen, Buchten und einen Leuchtturm sehen und wir Veruchen unser Glück und wollen das Cape in der Golden hour / Sonnenuntergang sehen. Leider spielen uns einige Wolken einen Streich und wir bekommen nur noch kurz ein paar Sonnenstrahlen zu sehen aber auch ohne lässt sich das ganze herzeigen. Auf den Weg dorthin stolpern wir auch quasi über einen Kiwi. Glück muss man haben. Weiterer Punkt der Checkliste abgehackt.

Am nächsten Tag geht es dann zu den Pancake-Rocks. Gesteinsformationen aus Mud- und Limestone die aufgrund der unterschiedlichen Festigkeiten und Farben der Materialien recht beeindruckende und einzigartige Felsen zurücklassen. Eigentlich sollte man zur Flut hier sein, dann könnte man auch noch sogenannte Blow-Holes beobachten (Höhlen mit Öffnungen nach oben in denen herankommende Wellen senkrechte Wasserstöße / Fontänen erzeugen können), jedoch müsste man dazu leider a. um 6 Uhr morgens oder b. um 18 Uhr abends dort sein, was so garnicht in a. unseren Schlafrythmus oder b. unserem Zeitplan passt.

Danach geht es noch durch eine regelrechte Dschungel-Canion Wanderung wo wir alles von Lianen über Palmen und tropischen Singvögeln beobachten oder zumindest hören können.

Danach geht es weiter zu einem Stop bei einem Krankenhaus um die Epilepsiemedikamentendosis von Michael für den Rückflug zu bestimmen (die TAA – Tiroler Air Ambulance geht uns hierbei gehörig auf die Nerven, ruft 2x täglich an und ist unserer Meinung nach zu sehr motiviert einen eigenen Flug zu organisieren – nach dem Motto Versicherung zahlt). Jedenfalls gibt es eine kleine Blutprobe und weiter gehts zum Campingplatz und einer Lagune. Oder auch doch nicht, da die eigentlich ganz nette Ärztin eine falsche Blut-Ampule verwendet. Tja noch mal zurückfahren und der Zeitplan ist schon wieder mehr schein als sein. Also Lagune am nächsten Tag und irgendetwas streichen. Aber nachdem Michael und ich nach der Detour mit einem Steak empfangen werden denke ich mir: Könnte auch schlimmer sein.

Erster Tagespunkt ist der Hokitika Gorge. Eine hellblaue Lagune umgeben von Urwald mit netten Aussichtspunkten. Leider ist die Hängebrücke dort wegen Sanierungsarbeiten gepserrt. Stand zumindest auf der Webseite. Den nachdem wir uns alles beim ersten Aussichtspunkt angesehen haben, fliegt Simon mit der Drone eine Expeditionsmission zur Hängebrücke und wir stellen fest, dass Sie doch geöffnet ist. Also gehen wir die ganze Runde und über die schwummrige Hängebrücke und genießen die malerische Aussicht.

Dann heißt es zwei mal Tanken (ja unser Camper ist ein Säufer aber nachdem wir mit 6 Leuten am weg sind ist das ok) und einiges an Autofahren. Auf dem Weg stolpern wir zufällig durch die Summer-Fare der Region. Dort sehen wir Lumberjack-Wettkämpfe für die Jungs und Wettreiten für die Damen – ganz traditionell – und auch ganz interessant zum ansehen aber leider scheint auch hier wie in so vielen Orten Tradition langsam auszusterben denn neben den Teilnehmern und ein paar anderen Ausstellern war die Messe nicht übermäßig gut besucht.

Danach machen wir den Mittagsstop in Franz Josef. Als Ausgangspunkt für Gletschertouren und vorallem Helikoterflügen fallen vorallem die Helipads direkt neben dem Dorf auf und bei einer schnellen Zählung stehen da 6 Hurbschauber herum (ein paar weitere sind wahrscheinlich gerade am Weg). Ganznet was los.

Als letzter Stop des Tages sehen wir uns Ship Creek, Sanddünen und eine dicht bewachsene Lagune an. Bei einem Abstecher zum Mehr wird Michl dann auf einmal zum Fotografen und motiviert uns alle euphorisch möglichst nahe zu den brechenden Wellen zu gehen weil das doch die besten Fotos ergibt. Nicht kurze Zeit später springt Clemens wie ein Dieb auf Zehenspitzen mit Schuhen durch die ankommende Welle. Die Fotos sind allerdings super. xD

Am Abend passiert es uns auch tatsächlich noch, nachdem wir auf der Nordinsel schon so gut wie alleine auf Campingplätzen waren, dass einer voll ist und wir weiterfahren müssen. Aber eine Stunde später finden wir uns dann in einem Parkplatz mit Klo wieder und geben uns nach Nudeln ohne Salz und mäßigen Abspülen, denn auch der Wassertank ist leer, geschlagen.

Am nächsten Tag steht bei perfektem Wetter eine Wanderung auf den Roys Peak an. Denn wie die Maori schon sagten: „Whaia e koe te iti kahuraki Mehemea kia tuohu koe, he mauka teitei“ – übersetzt: „In the pursuit of life’s treasures bow only to the tallest mountains“. Knappe 1400 Höhenmeter später werden wir auch mit entsprechenden Aussichten über den Wanaka Lake bis zu Gletschern belohnt.

Michls Notfall und Planäderungen

  • Geht man gemütlich laufen, und dann ....

Am 17.2. campieren wir im Tongario Nationalpark und nachdem bei der Wanderung am Vortag die Sicht auf den Mount Doom (Mt. Ngauruhoe) quasi nicht vorhanden war, beschließe ich um 7 Uhr in der Früh nochmals in diese Richtung eine Runde laufen zu gehen. Mount Doom habe ich trotz blauen Himmel über mir noch weniger gesehen, aber das ist eigentlich für diese Geschichte garnicht relevant. Als ich zum Eingang des Holiday Camps komme, sehe ich unseren Camper vorne vor dem Eingang stehen und Lukas steht davor. Auf die Frage was los ist bekomme ich die Antwort: „Hörsch du den Hubschrauber? Der isch für ins!“. Der Hubschrauber ist mir tatsächlich schon aufgefallen aber mit so einer Antwort rechnet man trotzdem nicht. „Michl hat an Anfall kap aber iats geats ihm schu mehr“. Die Situation ist wild. Michl kommt ziemlich neben der Spur aus dem Camper heraus und Simon telefoniert schon 45 Minuten mit dem Notruf. Zum Glück ist Michael wieder bei sich. Nach Erzählungen der Anderen hatte er einen ca 30 Minuten dauernden Krampfanfall bei dem er unkontrolliert herumzappelt, ins Leere starrt und nicht auf Anreden oder Schmerzreize reagiert.

Kurz darauf kommt glücklicherweise auch schon die Luftrettung. Nach dem Austausch aller möglichen Informationen wird entschieden, dass er zur weiteren Aufklärung mittels CT ins nächste geeignete Krankenhaus nach Rotorua geflogen wird. Wir fahren mit dem Auto nach. Im Krankenhaus werden wir nett aufgenommen und Micheal meiner Meinung nach gut untersucht. Der CT-Scan ist unauffällig und Michael wird mit Epilepsiemedikamenten und einem Alkohol-Verbot wieder entlassen.  Dr Goodgame – ja er heißt wirklich so – meint mit dem Medikament sollte der restliche Urlaub und Rückflug kein Problem sein. Die Kosten (ca. €2800 Krankenhaus, €??? Flug) trägt soweit wir das bisher klären konnten die Versicherung.

Nach diesem Schock und dem Fakt, das wir unsere Fähre nichtmehr erreichen können bleiben wir den Abend in Rotorua und nutzen in als ersten Waschtag. Das mit der Fähre klärt sich glücklicherweise auch erstaunlich gut: An und für sich ist die Fähre so stark ausgebucht, dass mit einem Camper unserer Größe nur eine Woche oder mehr im Voraus ein Platz zu bekommen ist. Ein überaus netter Mitarbeiter organisiert uns jedoch eine Fähre zweieinhalb Tage später und erlaubt uns aufgrund der Umstände eine Umbuchung (nicht geschenkt aber wesentlich billiger als ein neues Ticket).

Der Notfallplan beinhaltet einen Besuch im Waiotapu Thermal Park. Dort kann man, wie der Name vermuten lässt, Hot-Pools, Mud-Pools und Dampfschwaden beobachten. Vor allem die oxidierten Mineralien, die die interessantesten Farben annehmen verleihen dem ganzen ein außerweltliches Aussehen. Danach gehts noch zu den Huka-falls. Diese sind sind der Höhepunkt einer Verengung des 200m^2 führenden Waikato rivers. In der Enge nimmt das Wasser gehörig an Fahrt auf und lagert Luftbläschen ein, die den ganzen Fluss ein hellblaues Strahlen verleihen. Schon ganz cool.

Dann gehts noch durch wunderschöne, menschenleere Landschaften nach Süden bis nach Wellington. Auf dem Weg gönnen wir uns in einem Steakhouse nobles Essen – an Fleisch mangelt es in der neuseeländischen Ernährung generell nicht. Diesmal bekommen wir Mount Doom auch tatsächlich zu Gesicht. Bei der Mittagspause leuchtet dann aber eine Warnung im Dashboard des Campers auf: Break wear – visit workshop. Glücklicherweise haben wir an diesem Tag ohnehin keinen Stress und so setzten wir uns mit den Vermietern in Verbindung welche einen Werkstatttermin fixieren und nach knapp 2.5h Südinselplanung in der Lounge geht es auch schon wieder weiter.

Windy Wellington (und der Name ist Programm) sehen wir uns am Abend noch kurz an und am nächsten Morgen gehts mit der Fähre auf die Südinsel.

Rafting, Hobbits und Glühwürmchen

Der zweite Teil der Nordinsel startet gleich mit richtig viel Action: Wir gehen Raften (leider wegen Clemis Verletzung nur zu fünft). In der Nähe von Rotorua gibt es einen bekannten Raftingfluss mit einem Wasserfall mit 7 Metern höhe. Das mach die gesamte Raftingfahrt zu einer 5/5 auf der Schwierigkeitsskala und gewissermaßen hat man schon Respekt von der ganzen Sache. Die Fahrt ist aber ohne Wasserfall auch schon ganz lustig. Wir machen ein bisschen Blödsinn – stehen auf, Paddeln nochmals von unten in kleinere Wasserfälle, specken einen in die Höhe (einer sitzt ganz vorne und der Rest ganz hinten) und auch ein bisschen Stromschnellen-Schwimmen ohne Boot ist dabei. Wenn man dann auf der Oberseite eines Wasserfalles steht und das Wasser nur tosend verschwinden sieht, wird man schon recht nervös. War im Nachhinein aber ein echt tolles Gefühl.

Am Nachmittag gibt es dafür dann Entspannungsprogramm: Geothermische Hot Pools. Dazu fahren wir gute zwanzig Minuten mit dem Boot zu einer kleinen Bucht on der es mehrere, aus einer geothermischen Quelle gespeiste Pools mit Temperaturen von mehr als 40°C. War am Anfang schon eine Überwindung und wir haben uns von den kälteren Pools weiter unten weiter nach oben vorgetastet. Hauptproblem waren tatsächlich die Sonnenbrände – die sehr intensiv auf das heiße Wasser reagiert haben.

Am Abend gehen wir dann zum Pizzaessen in die Stadt. Am Rückweg gehen wir noch bei den im Stadtpark gelegenen Hot-Pools vorbei (von denen wir natürlich schon im vornherein wussten). Dort gibt es kleine Seen die von geothermaler Aktivität aufgeheizt sind (Finger hineinhalten ist nicht über längere Zeit zu empfehlen). Diese bieten – neben dem intensiven Schwefelgeruch – dicht aufsteigende Dampfschwaden so dass wir sofort an Island zurückerinnert werden.

Zum Ausklang des Abends setzten wir uns – ganz nach isländischer Tradition – mit Bier und Cider in die campingplatzeigenen hot pools – so kann man den Abend genießen.

Am nächsten Tag steht Michls Farm-Besuch auf dem Program. Nachdem wir zur Farm wo er eigentlich zu Corona hätte arbeiten gehen sollen, keinen Kontakt aufbauen konnten sind wir zu einer touristischeren Farmshow gegangen. War eigentlich eh ganz witzig. Am Anfang wurden zig Schaff-Rassen vorgestellt, ein Shaf geschoren. Dann durfte das Publikum mitmachen. Zuerst melken – und dann wie mir gesagt wurde wetttrinken. Nachdem ich schon motiviert angesetzt habe kommen Lämmer auf die Bühne für die die Flaschen eigentlich gedacht sind. Naja etwas merkwürdig war der Trinkschnuller im nachhinein schon xD. Dann gibt es noch eine Farmtour mit einem art Bummelzug.

Am Nachmittag fahren wir dann noch zu einem von Simons Highlights: der Hobbtion Tour. Nachdem Peter Jackson (Hobbit und Herr der Ringe Regisseur) Neuseeländer ist liegen viele der Drehorte in seiner Heimat. Zu sehen gibt es das Auenland, das, nachdem es für Herr der Ringe nur Temporär gebaut wurde, für Hobbit als dauerhaftes Filmset gebaut wurde und jetzt gepflegt und sogar für Gäste ausgebaut wurde. (Leider sind wir genau in einer Trockenperiode unterwegs, deswegen sind die Felder eher braun als grün.) Die ganze Tour ist ziemlich cool. Szenen werden wieder in Erinnerung gebracht und man bekommt Einblicke in die unglaublichen Details die ein derartiges Set zu bieten hat. Wirklich nichts wird dem Zufall überlassen. Zb. Sollte im Film ein Pflaumenbaum in Hobbiton stehen. Da diese Bäume aber zu groß für Hobbtis sind wurden Birnen und Äpfelbäume an deren stellen gepflanzt. Vor den Filmtagen wurden dann alle Früchte und Blätter der Bäume entfernt und mit Pflaumen und entsprechenden Blättern ersetzt. Die Bäume sind im Film aber nur im extended-cut für 3 Sekunden zu sehen. So zieht sich die Detailverliebtheit durch ganz Hobbiton. Jede Hobbithöhle hat einen eigenen Charakter, hauptsächlich bestimmt durch Beruf des in der Höhle lebenden Hobbits. Auch spannend zu sehen sind die unterschiedlichen Größen der Hobbithöhlen, die gewählt wurden, um durch forcierte Perspektiven (Filmen aus nur bestimmten Perspektiven), das Shire größer wirken zu lassen. Wirklich liebevoll gestaltet war auch die nachträglich in das Set gebauten Höhlen (die meisten Türen führen nur in ein Erdloch). Dort kann man die (außer der Raumhöhe) erstaunlich großen Wohnungen der Hobbits bestaunen. Mit Wohnzimmer, Schlafzimmer, Aufenthaltsraum, Esszimmer etc. (Fast wie in den Filmen in Bilbos/Frodos Höhle – deren Innenraum leider in Wellington steht).

Am nächsten Tag gehen steht wieder ein angebliches Neuseeland-Must-Do auf dem Program: (Waitomo) Glow Worm Caves. Wobei diese Glühwürmer eigentlich nichts mit unseren Glühwürmchen zu tun haben. Während weibliche Glühwürmchen in Österreich ihr Licht hauptsächlich zur Paarungssuche verwenden, nutzen es die Neuseeländischen Insekten zur Jagt. Genau genommen sind es die Larven einer Mückenart, die spinnenartig Fäden von Höhlendecken hängen lassen und anschließend leuchten, um Beute anzulocken die sich anschließend in den Fäden verfängt. Diese Mücken bilden überraschend große Kolonien und können die Höhlendecke ähnlich wie Sterne grün zum Leuchten bringen (leider darf man dieses Schauspiel nicht fotografieren). Jedenfalls ist das Schauspiel der Natur ein bewundernswerter Anblick, der wieder einmal verdeutlicht wie sonderbare und schöne Ecken es in dieser Welt gibt.

Zum Abschluss der Nordinsel sind wir noch im Tongariro National Park. Das bekannte Alpine-Crossing können wir wegen mangelnder Motivation und Zeit leider nicht machen (auch egal denn das Wetter hätte jegliche Aussicht ohnehin verdorben), doch eine kurze Wanderung unternehmen wir trotzdem.

Up North

Los geht’s gleich um 8 Uhr morgens zur Halbinsel Whangarei. Dort gibt es einen schönen Aussichtspunkt am Bream head. Doch auf der Fahrt dorthin schießen sich Klemens und Michael direkt 5 Bier ins System und nachdem das nicht ohne anschütten anderer Leute funktioniert kommt es zu einer kleinen Krise zwischen Klemens und mir.

  • Aufstieg Bucht

Doch am Zielort angekommen glätten sich die Wogen wieder und es geht auf einen „Hügel“ mit 470m direkt am Meer. Schon beim Aufstieg erhaschen wir Blicke auf den wunderschönen Strand. Außerdem gibt es Kauri Dieback – Wurzelfäule – Hygienestationen in denen die Schuhe gereinigt werden müssen. Nachdem wir die Wanderung – intelligent wie wir sind – direkt in die Mittagszeit legen, wird das ganze eine recht mühsame Wanderung. Am Ende wurden wir jedoch mit einer Neuseeland-Bilderbuch-Aussicht belohnt. Das satte grün der halbtropischen Vegetation, schönste Sandstrände mit Vögeln als Übergang, und dann ein türkis-blau schimmerndes Meer mit ein paar Felsen, umgeben vom Schaum der brechenden Wellen – und wir dürfen all das von einem majestätisch alles überragenden Felsen bestaunen (vielleicht ein bisschen übertrieben aber ein bisschen Hype schadet nie.

Am Nachmittag chillen wir uns noch an den Strand. Wobei „chillen“ hier vielleicht nicht das richtige Wort ist denn dort gibt es auch einige Surfer. Und wo es Surfer gibt, gibt es meterhohe Wellen die auch wir uns nicht entgehen lassen. Ich denke jeder, der mich besser kennt, kann das Spaßpotential beim Spiel mit der Natur sehen. Wir lassen es uns alle nicht nehmen in die Arbeitswelt einer Gallionsfigur einzutauchen und uns gescheit von der Wellen zerwutzeln zu lassen.

Am nächsten Tag geht es dann schon früh aus dem Bett den wir sind an der Ostküste an einer herrlichen Bucht und da kann man sich den Sonnenaufgang natürlich nicht entgehen lassen. Sieht nicht jeder so, aber zu dritt gehen wir – bei zugegeben nicht überzeugendem Wetter, ein paar Meter den Hügel hinauf. Hat sich dann doch ausgezahlt, denn genau in Richtung Sonnenaufgang gab es ein Wolkenfenster und wir dürfen die mit sattem Orange aufsteigende Sonne bestaunen. Am selben Tag geht es dann weiter Einkaufen und Richtung Whangarei Falls, einem kleinen aber feinen Wasserfall mit kurzem Rundweg. Doch die Fahrt dahin hat das Navi durch veworrene auf-ab Wege geplant was nicht jedem in den hinteren Reihen unbedingt getaugt hat.

Danach geht es nach einer längeren Autofahrt zu den Waitangi Treaty Grounds. Dort haben wir uns unsere Portion Geschichte und Kultur abgeholt. Die Führung war mir, vor allem durch die häufig verwendeten Maori-Begriffe, ein bisschen zu verwirrend, aber die Museen waren schon ziemlich gut gemacht. Dort hat man viel über die Geschichte der Kolonialisierung durch das britische Reich und die folgenden Kriege mit der New Zealand Company erfahren. Da die Krone damals nicht die Ressourcen hatte um Neuseeland zu kontrollieren ging man den Weg eines Übereinkommens (das namensgebende Treaty). Doch als richtige Lösung hat sich auch das Treaty nicht herausgestellt, nicht zuletzt weil sich die Maori und die englische Version massiv unterschieden haben. Das führte zu mehreren Kriegen und der Konflikt ist bis heute nicht abgeschlossen. Im Anschluss gibt es noch eine Kultur-Show. Dort werden Musik, Gesang, Waffen und Geschicklichkeitsspiele gemeinsam mit einer Mischung aus Ritualen eindrucksvoll zur schau gestellt. Vorallem der gesang hat bei mir einen Wow-Effekt ausgelöst. Jetzt brauche ich unbedingt eine Neuseeland Playlist.

Am Abend geht’s noch zu einem Campingplatz mit Strand und Griller wo wir den Abend (nach einer intensiven Autoschlüsselsuche) gemütlich ausklingen ließen.

Am nächsten Tag haben wir außer Autostrecke nicht viel vor, also gehe ich laufen (zu einem Aussichtspunkt – wie könnte es anders sein)

Später genießen wir den Strand. Nachdem mir auf einer Klositzung ohne Handy die Campingplatzwerbung mit kostenlosen Bodyboard-Verleih aufgefallen ist, haben wir das Angebot aprupt ausgenutzt und die Wellen gerockt 🤙. Wenn’s einmal gscheit hinhaut und man mit Schwung 30 Meter von der Welle getragen wird, ist das einfach ein Glücksmoment.

There and back again – a stubaier’s tale

Diese Geschichte beginnt, wie so viele andere Reisegeschichten, mit einer Flugbuchung nach Mittelerde (Neuseeland) und einer gehörigen Portion Aufregung und Vorfreude! Doch wie einst Bilbo schon feststellen musste: Abenteuer lassen sich nicht planen.

  • Die NZ-Gefährten

Zunächst lief alles, wie Gandalf es vorgesehen hatte. Die erste Adler brach pünktlich von Innsbruck auf und brachte die Reisenden in den sicheren Hafen Rivendell (Frankfurt). Doch der Weiterflug gestaltete sich als schwierig. So schien es als hätte der Adler schwer mit Flüchen von Saruman zu kämpfen – oder war es doch nur ein Defekt der in die Jahre gekommenen 747-800. Jedenfalls erklärten sie die freundlichen Elben von Rivendell (Lufthansa) bereit, der Gemeinschaft Unterkunft zu gewähren und organisierten auch einen alternativen Reiseplan.

  • Die schicksalshafte Boing 747-800 der Lufthansa

Neuerdings sollte es, anstatt direkt von Singapur nach Auckland, einen Tag später nach Singapur, dann 8h in Singapur und am Abend mit einem Hop über Indonesien (Bali) nach Auckland. Doch auch dieser Plan scheint alles andere als sicher. Der Aufenthalt in Rivendell war grundsätzlich recht angenehm und die Verpflegung gut, jedoch behielten sich die Elben unsere Vorräte ein, sodass wir die Unterhose höchstens wenden konnten.

Der Flug bis nach Singapur verlief dann ohne Probleme. Und Singapur ist wirklich eine Stadt von einer Bracht, die auch Valinor (ewigen Elbenlande) nicht weit übertreffen kann. Schon bei der Taxifahrt in die Stadt beeindruckte das Verschmelzen von Plfanzen und Bäumen in die Straßen und Häuser sehr. Keine zwei gleichen, aber viele sehr schön gebaute moderne, gläserne Wolkenkratzer ragen in den Himmel, aber man kommt nicht umhin, die begrünten Wände und integrierten Pflanzen zu bestaunen.

  • Gardens by the Bay, Supertree gorve

Erster Stop waren die Bay Gardens. Die berühmten künstlichen Palmen von Singapur, bei denen es auch Lichtshows gäbe – geht sich bei uns aber leider nicht aus. Dort staunen wir über die architektonische Kunst und Sauberkeit. Außerdem bietet sich von dort ein guter Ausblick auf das Schiff-Hotel, die Skyline und das Riesenrad. In weiterer Folge spazieren wir über kreativ gestaltete Brücken, durch Malls wie sie in Dubai stehen könnten ( inklusive venezianischem Kanal und 10°C Klimatisierung) bis zum Merlions-Park wo ein Fisch-Löwen-Brunnen auf uns wartet. Mittlerweile unsere einzige Kleidung stark verschwitzt und mangels Sonnencreme leicht verbrannt gehen wie noch schnell Richtung Stadtzentrum, durch die Hochhäuser, Chinatown und zum Schluss noch einem buddhistischen Tempel, bevor wir auch schon wieder zum Flughafen zurück müssen. Der zeitlich entspanntere Teil der Truppe fährt dann noch quer über den Flughafen um sich das Jewel – einen riesigen Indoorwasserfall on Tropenambiente anzusehen – und der ist schon auch ein echter hingucker (auch wenn wir nicht wussten wie blöd wir am Foto posieren sollten).

Danach ging der eher zweckmäßig ausgelegte Flug nach Bali. Dort hatten wir ca. 2h Zeit zum Umsteigen und das Personal in Singapur meinte, dass für den Transit kein Visum bräuchten. Dies hat sich jedoch als ganz böse Täuschung Saurons herausgestellt, und wir wurden quer über den Flughafen gehusst. 1x Visum hier – für Simon und Michael hats nicht funktioniert also am Schalter nochmal neu und neu zahlen, dann mit mehr Stress weiter um herauszufinden, dass auch eine Online-Zollanmeldung verpflichtend ist. Anschließend hetzen wir über den Flughafen auf der suche nach international departures – offensichtlich im dritten Stock – um dort endlich unsere Boardingpässe für den Flug nach Neuseeland zu bekommen. Zumindest war zu diesem Zeitpunkt nichtsmehr zum Anstehen und wir hatten ungeteilte Aufmerksamkeit des Bodenpersonals – wo unsere Gepäck ist und ob es mitfliegt konnte uns aber trotzdem niemand sagen. Also nochmals durch die Sicherheitskontrolle, nochmals Pass scanen – bei Michael funktioniert es natürlich schon wieder nicht. Danach eskaliert die Lage nachdem Michl beim abkürzen zu den bemannten Schaltern mit dem Rucksack einen Absperrgurt mitnimmt. Nach einigen Schreien und Pfiffen und dem wideraufräumen lassen sie uns dann doch weiter. Es folgt noch ein Lauf durch den Ikea-Labyrint-Style Duty-Free-Shop und dann – ohne Witz – zum am weitesten Entferntem Gate am ganzen Flughafen (G12 falls es jemand checken will). Doch nach viel Stress schaffen wir es noch pünktlich verschwitzt dorthin, nur damit die Maschiene dann 40 min zu spät starten kann. Naja – immerhin mit uns.

Einreise nach Neuseeland ist auch immer wieder spannend, da im Sinne der Biosecurity strenge Vorschiften gelten. Schuhe müssen perfekt sauber sein und Outdoorequipment und Nahrung etc. müssen angemeldet werden. Läuft aber eigentlich alles wie am Schnürchen bis wir beim Gepäckabholen standen. – und allmählich leicht nervös wurden – als nach 200 Gepäckstücken unseres immer noch nicht aufgetaucht ist. Schlussendlich kommt es jedoch zur befreienden Entdeckung einer unsere Taschen und die Freude ist groß.

  • Taschen sind da - Wuhuu

Der eigentlich geplante Tag in Auckland fällt aus und wir gehen direkt den Camper „Might Six“ abholen. Von diesem sind wir echt begeistert. Es hat alles, 6 große Personen inklusive Gepäck, recht gut platz. Nur der Tisch ist ein wenig instabil und das Bett beim Fahrertisch ist etwas zu kurz und zu schmal. Los geht es auf der linken Straßenseite zum ersten großen Einkaufstrip und dann gehts schon los Richtung Norden zu einem Campingplatz am Meer. Und wir sind direkt begeistert, guter Dinge und genießen unser erstes Bier bei interessanten Offenbarungen am Strand. Dann noch ein bisschen planen und das eigentliche Abenteuer Neuseeland kann starten.

Tour de Styria¹

Ganz nach dem Motto von der Piste aufs Bike planen Daniel und ich dieses Jahr einen Radtrip in den Osterferien. Nach dem Gelernten aus dem Radtrip letztes Jahr mit Anja planen wir dieses Mal wesentlich kürzere Etappen und mehr Zeit für andere Aktivitäten. Der Plan sieht am Ende wie folgt aus: Wir starten mit dem Zug Richtung Schladming, von wo wir am ersten Tag hauptsächlich entlang des Ennsradweges nach Eisenerz fahren. Am zweiten Tag geht es über einen kleinen Pass nach Leoben und von dort folgen wir dann den Murradweg nach Graz. Gesamt sind es ca. 240km auf großteils flachen Flussradwegen:

  • Sahara-Staub "Nebel" im Hintergund

Die Vorbereitungen auf den ersten Radtrip der Saison laufen wieder einmal wie am Schnürchen. Als ich über Ostern in Tirol bin, möchte ich eine kleine Runde einfahren, setze dabei aber wegen des dichten Sahara-Staubes sogar eine Maske auf. Die zwei Tage vor Abfahrt schneit es (zumindest auf 1500+ Metern) und es wird noch ein Abschlussschitag eingeschoben. Beste Voraussetzungen also für einen Radtrip. Aber der Wetterbericht sagt stabiles und „genügend“ warmes Wetter voraus, also ziehen wir alles nach Plan durch. Die nächste Panne passiert dann schon im Zug auf dem Weg nach Schladming: Anscheinend habe ich mir in meiner kurzen Aufwärm-Talrunde direkt einen Platten eingefahren und tausche direkt im Zug das erste Mal den Schlauch aus. Daniel hat einen ähnlichen Lauf und muss, da das Unwetter einen Stromleitungsmast der ÖBB kurz vor Schladming (von Graz kommend) umgehauen hat, die letzten paar Meter bis zum Treffpunkt schon mit dem Rad zurücklegen.

  • Hyped and lets goooo

Doch soweit so gut und nach einem kurzen Austausch mit den Ersatzverkehr-Lotsen, die unser Vorhaben und meine Bekleidung als durchaus spannend empfanden, geht es los. Und es rollt wirklich gut dahin. Wir fahren mehr gemütlich nebeneinander, als dass wir auf Geschwindigkeit fahren und uns gegenseitig ziehen, aber schon bald kommen wir in Liezen an, wo wir in einem Einkaufzentrum (im Warmen – vl waren unsere Finger und Zehen dann doch ein bisschen kalt) das erste Mittagessen snacken. Noch schnell eine Zahnpasta gekauft, denn wir beide haben spekuliert, dass der jeweils andere eine mithat, und dann geht es auch schon weiter. Der Weg ist allgemein ganz nett, hat aber schon doch einige Kilometer Schotterstraßen, was für Rennräder dann doch nicht ganz so ideal ist. Abgesehen davon geht der Weg schon einiges Zickzack und auf der Bundesstraße wäre man wesentlich schneller, aber da wir keinen Stress haben, entscheiden wir uns doch für die Radwege und gegen Autos – ist einfach gleich viel entspannter.

Den zweiten Stopp des Tages legen wir nach Empfehlung einer rothaarig-gelockten Tänzerin (wer könnte das bloß sein) beim Benediktinerstift Admont ein. Vor allem bekannt für eine der ältesten und schönsten Bibliotheken, sehen wir uns das ganze mal an. Wir waren nicht schlecht überrascht von dem Museum. Zwar nicht ganz billig, jedoch ist alles wirklich gut gemacht, mit fast schon Swarovski-Style Erklärungsvideos, interaktiven 3D-Modellen und ein allgemein sehr modern und schön gestalteten Ausstellungen hat uns das ganze echt gut gefallen. In der Bibliothek schauen wir uns genau um und stellen bald fest, dass es keine Wege oder Türen auf die zweite Ebene gibt. Bei genauerem Hinsehen entdeckt Daniel dann aber Scharniere und wir finden die gut getarnten Türen, die über Wendeltreppen in von unten nicht sichtbaren Falltüren in der zweiten Ebene enden. Dann stoßen wir noch auf eine Führung, die echt interessante Informationen über die Bibliothek gibt. Es geht um die noch weit größere Schattenbibliothek darunter und die Abschrifts-/Kopierwerkstätten, die wesentlich zum Aufbau der Bibliothek beigetragen haben. Auch über den Kampf gegen die Silberfische, in dessen Zuge die Bibliothek für mehrere Tage mit Gas geflutet wurde und anschließend alle Bücher fein säuberlich gereinigt wurden, erfahren wir. Am Ende kommt die Führung dann auch noch zum Thema der zweiten Ebene und es wird sogar eine der Geheimtüren geöffnet. Im naturhistorischen Teil finden wir dann eine (zumindest meiner Erfahrung nach Kloster-typischen) grandios witzige Sammlung ausgestopfter Tiere (und in Wachs kopierte Äpfel und Früchte – manche realistische, manche weniger…).

Im letzten Abschnitt geht es dann noch nach Eisenerz, wo wir (oder zumindest ich) dann schon ziemlich fertig ankommen und uns wirklich sehr über nice Pizzen freuen.

Am Start des zweiten Tages regnet es zwar in der Früh, doch bevor wir losfahren hat es bereits aufgehört. Die Temperaturen sind dennoch recht hoch und im folgenden Steigungsabschnitt kommen wir schon gut zum Schwitzen. Nach ein paar schnellen Fotos vom Erzberg geht es dann aber schon wieder den Berg hinunter und es rollt wirklich gut bis nach Leoben, wo wir eine kleine Pause einlegen und noch eine kleine Burgruine mit Aussichtsturm ( 🙂 ) ansehen. Zu diesem Zeitpunkt gibt es Sonnenschein und die Bedingungen sind eigentlich perfekt für eine Radtour. Mit ein bisschen Verirren geht es dann weiter nach Bruck an der Mur wo wir am Mini-Uhrturm am Mini-Schlossberg mittagessen. Dann geht es den wirklich einiges besser ausgebauten Mur-Radweg bis nach Graz.

Am Ende noch ein wohlverdientes Eis und damit ist die Radtour abgeschlossen. Es war mir eine Ehre Daniel und hoffentlich noch einmal.

Eine komplette Kostenübersicht rentiert sich hier nicht, aber ca. 40€ Übernachtung, 40€ Abendessen & Verpflegung / Snacks, 12.50€ Museum, „Verschleiß“ am Rad (1x Schlauch + wsl 1x Mantel).

Eva-Schweden: Kapitel 2

Nachdem man’s endlich geschafft hat, ist das Wiedersehen schön <3. In Stockholm schauen wir uns das technische Museum an (was man leider nicht uneingeschränkt empfehlen kann) fahren ein bisschen mit Fähren herum und genießen das Altstadtambiente. Highlight für mich ist aber sicher die Montäliusvägen. Ein kurzer erhöhter Spazierweg an einer Klippe, auf dem man eine tolle Sicht auf die bei uns von der untergehenden Sonne in warmes, weiches Licht getauchte Altstad hat.

In Göteborg gibt es leider kein warmes, weiches Sonnenlicht. Um genau zu sein, gab es die ganzen vier Tage keine Sonne, noch nicht einmal blauen Himmel. Stattdessen Nebel und einiges an Regen. Naja. Authentisch Schwedisch. Gut, dass ich einwandfreie und wasserdichte Schuhe mit hatte. Davon lassen wir uns nicht aufhalten und schauen uns doch eine ganze Menge an. Sogar in die Schärengärten/das Archipel fahren wir mit Fähren (die beim Öffi-Ticket dabei sind) hinaus. Schaut schon ganz nett aus – zumindest die 50m, die man sieht. Bei gutem Wetter wäre das natürlich schon um einiges cooler. Sogar eine kleine Runde grillen hatte Eva geplant, aber bei dem Wetter tun wir lieber Inselhoppen, mit viel Fährenfahrzeit und snacken ein paar Süßigkeiten.

Sonst schauen wir uns noch ein gut gelungenes Stadtmuseum, ein Schifffahrtsmuseum und den Zoo-Park an. Alles kostenlos – schon nice in Schweden. Beim Zoo sehen wir sogar die Fütterung der Seelöwen und Pinguine. Aber ein paar Highlights wie ein nur im Sommer geöffneter Aussichtsturm im Slottskogen entgehen uns auch hier.

Was dafür genau zum richtigen Zeitpunkt war, ist ein Eishockeyspiel der Göteborger Heimmannschaft gegen dichte Verfolger zum Ende der regulären Saison. Zum Anschauen ist Eishockey ein tolles Spiel und nachdem Eva recherchiert hat, auf welcher Seite die Heimmannschaftsfans sitzen und welche Farben man besser vermeiden sollte, können wir die Stimmung auch echt genießen.

Ein bisschen Uni-Arbeit lässt sich nicht vermeiden, aber wenn man das dann mit Chalmers-Führung und gutem Essen verbindet, ist das auch ein ganz guter Deal. An einem Abend gehen wir dann noch in ein Studenten-geführtes Taco-Lokal/Bar, die echt chillig ist und nur so zu geselligen Spieleabenden einlädt.

Zum Abschluss des Urlaubs gibt es dann noch eine Tour durch Kopenhagen, das sich wirklich von der Sonnenseite präsentiert. Gefällt mir von den Hafenstädten fast am besten. Nur, dass sie halt ein bisschen Platzmangel und kein vorgelagertes Archipel haben ist ein kleiner Nachteil.

Was aber wirklich nice ist, ist die Metro. Beim Einsteigen fällt sofort auf: Nach vorne sieht man hinaus. Nice eine vollautonome Metro – ist das so schwer? Und man merkt es auch. Die Stationen haben Doppeltüren (in der Bahn und am Bahnsteig) die immer perfekt ausgerichtet sind und trotz hoher Geschwindigkeiten beschleunigt und verzögert die Bahn kaum spürbar. Natürlich recherchiere ich das System noch begeistert am Flughafen (ja, ich bin leicht zu beschäftigen xD)

Wie bei mir Standard, hier noch eine kleine Kostenübersicht:

Mit gesamt 450€ kam der Spaß gar nicht mal so billig, man muss jedoch auch erwähnen, dass ca. 170€ davon dem Verpassen des Fliegers zu verschulden sind…

Eva-Schweden: Kapitel 1: Anreise

Man möchte meinen von Graz nach Stockholm zu kommen ist nicht so schwer. Und ist es eigentlich auch nicht. Mit dem Railjet gemütlich von Graz Hauptbahnhof zum Flughafen Wien und dann mit dem verboten billigen Ryanair-Flug (25€) nach Stockholm. So die Theorie.

Der Zeitplan sieht vor, um 5 Uhr aufzustehen, 90 Minuten vor Abflug am Flughafen zu sein und dann um ca 13 Uhr in Stockholm anzukommen. Zuerst einmal läuft alles großartig. Die Stimmung ist aufgedreht und euphorisch und bis zum Hauptbahnhof Wien läuft alles wie am Schnürchen. Dort hat das Desaster seinen Anfang. Ein anderer Railjet der ÖBB hat technische Probleme und steht an den Gleisen. Optimistisch wie ich bin, bekommt Eva noch ein Bild: „ÖBB at it again“.

Damit fallen tollerweise auch alle anderen Railjets und die S7 Richtung Flughafen aus. Alternativen: Flughafenbus oder Zug-Shuttle, die beide nicht im Klimaticket inbegriffen sind. Auch egal. Nützt eh nichts und ab zum Flughafen. Dieses kleine Desaster alleine hat schon für eine Verspätung von ca 30 Minuten gesorgt. Naja renn ich halt am Flughafen ein bisschen – Kofferabgabe ist bis 40min vor Abflug – sollt sich schon ausgehen. Tatsächlich bin ich ca. 55 min vorher im Terminal bei den Bagage-Drop-Schaltern. Problem nur. Die Polizei sperrt gerade alles ab und alle müssen den unmittelbaren Bereich verlassen. Von Polizisten erfahre ich, dass der Bereich wegen eines verlassenen Koffers gesperrt wurde und dieser nun gesichert wird. Er meinte, es dauert 10 min und mein Flug geht sich noch leicht aus.

Nachdem der Spezialist 15 Minuten lange den Koffer seziert hatte und ich derweil schon dreimal narrisch gewordene bin, wird der Bereich wieder freigegeben und ich sprinte zur Gepäckabgabe. Ich glaube, es war 10:15 auf die Minute, auf jeden Fall wird mein Gebäck abgelehnt. Ich springe wie am Bildschirm beschrieben zum Ryanair Servicedesk, wo ich nach einer kurzen Schlange erfahre, dass das Gebäck abgelehnt wurde, weil ich zu spät war und ich doch einfach mit dem Aufgabegebäck zum Gate rennen solle. Danke. Also versuche ich das. Bei der Security in Wien kommt man eh schnell durch – wenn man nicht Deo oder irgendwelche größeren Flüssigkeiten mitführt. Tue ich im Handgepäck ja eh nicht – mein großer Rucksack wird aber netterweise eingezogen. Ganz entspannt packe ich vor der Security Duschgel, Deo und Zahnpasta aus, was alles kurzerhand im Müll landet. Noch einiges entspannter nimmt die Security mit einem Teststreifen Proben vom Inneren meines Rucksacks und der Toilettentasche. Dass ich im Stress bin ist dieser Person nicht aufgefallen, oder hat sie einfach nicht beeindruckt. Naja, nach der ganzen Show, und mittlerweile schon ein bisschen panisch, sprinte ich zum Gate.

Nach einem Slalom durch die netterweise nicht umgehbaren Duty-Free-Läden und einem 500m Sprint mit Rucksack komme ich um 10:36 am Gate an. Zu dieser Zeit ist alles schon geschlossen – das Flugzeug damit ohne mich weg. Wtf. Die Maschine sollte doch erst um 10:55 starten. Aus Interesse schaue ich mir am nächsten Tag die Boardingtimings an: *17:45 Abflug. 17:05 Boarding startet, *17:15: Man steht nicht nur im Gang zum Flugzeug, sondern darf an Bord. *17:37: Boarding complete – Gate closed. Um Fair zu sein der Flug hatte ein Delay von ca. 10 Minuten aber trotzdem war das Gate am Samstag ungewöhnlich früh geschlossen. Mist. Scheibenkleister. Des darf jetzt nicht wahr sein.

Stimmung am Boden, Eva versetzt, 100€ ärmer für einen Flug am nächsten Abend und gestrandet in Wien.

Glücklicherweise habe ich eine Schwester (die ich selten so gern gehabt hab <3), die in Wien wohnt und meinen Scherbenhaufen vom Stimmung gehts schon wieder besser. Zufälligerweise sind auch Simon, Magdalena und Nora in Wien und wir verabreden uns (nach einer guten Idee meiner Schwester – ja sowas gibts auch xD) beim Volkstheater, wo wir uns mit billigen U30-Last-Minute-Karten die Oper „Die lustige Witwe“ anschauen. War eigentlich echt ganz lustig und sehr viel näher an einem Musical als gedacht. Die französischen Akzente und ein Wiener Detektiv mit Lampenschirm haben uns schon a bisschen zum Lachen gebracht.

Nach einer Nacht im gastfreundlichen Tirolerheim und ein bisschen Sport und Uni gehts auf ein zweites Mal zum Flughafen – diesmal mit genug Zeitpuffer.

Nachdem dieses Mal alles gut geht, komme ich auch tatsächlich in Schweden an. Vom Flughafen nach Stockholm gibt es wieder Shuttelzüge und naja, Transportunternehmen mögen mich gerade nicht so, deswegen kommt der erste Shuttle erst einmal garnicht. Der zweite 15 min später wird abgesagt und nochmals 15 Minuten später der hat Verspätung. Das kann man sich unmöglich ausdenken. Um viertel nach neun bin ich schlussendlich am Hauptbahnhof, wo ich von Eva abgeholt werde.

Ende gut, alles gut <3

Epilog Italien 2024

Zuerst einmal wieder Statistik: Was hat der ganze Spaß gekostet? Im gesamten haben wir ca 2500€ ausgegeben, was auf 830€ pro Person und ein bisschen über 100€ pro Person und Tag. Das ist tatsächlich weniger als gedacht. Nächstes Mal werden wir uns dahingehend vielleicht den ein oder anderen Eintritt mehr gönnen (Mama mein auch mehr als ein Wasser zum Abendessen xD). Bei den Hotels hatten wir immer ein Frühstück mit dabei, dadurch sind wir immer erst abends essen gegangen was sich in den niederen ausgaben von ca 15€ für Essen pro Tag niederschlägt.

Und zum Abschluss noch so einige Outtakes / Originals:

Terza sosta: Firenze

Letzter Stopp unserer Italien Tournee ist Florenz. Vorallem bekannt für Kunst und Architektur, ist es vermutlich die interessantere Stadt für Ingrid und Anja als mich. Doch der Dom mit seiner wirklich außergewöhnlichen Marmor-Fassade mit türkis-grünen und pinken Akzenten ist auch meiner Meinung nach gelungener Kunst. Gelungene Kunst sind vermutlich auch die unzähligen Statuen und Gemälde in den Uffizien, jedoch habe ich davon in letzter Zeit einfach schon ein bisschen zu viele gesehen, als dass ich das groß wertschätzen würde.

  • Ponte Vecchio

Die Ponte Vecchio ist auch ganz witzig einmal gesehen zu haben. Als Techniker würden mich vorallem die Gutachten interessieren, die eine dermaßen extensive Bebauung einer Brücke zugestimmt haben. Dort sind dicht an dicht, und über den Brückenrand hinaus, lauter Juweliershops und die Brücke ist mittlerweile Fußgängerzone – vielleicht auch besser so.

Wahres Highlight war aber auf jeden Fall der Piazzale Michelangelo. Dieser liegt etwas außerhalb der Stadt auf einer Erhöhung und erlaubt einen traumhaften Weitblick über die Altstadt. Romantisch und fast schon kitschig – dazu passend auch, dass bei den zwei Besuchen gleich zwei Heiratsanträge stattgefunden haben, die beide nach einem „Ja“ mit Klatschen der Menge gefeiert wurden.

Aber da kommen wir auch gleich wieder zum Problem von Florenz: Die Menge an Touristen ist einfach wieder Insane. Und in Florenz verteilen sich die Leute einfach auch nicht so gut wie in den beiden anderen Städten. Ansonsten ist die Stadt aber in einem sauberen, guten Zustand und die Trattorien schauen alle sehr einladend aus. Neben vielen Kirchen gibt es auch (meist touristisch orientierte) Märkte und eine Foodhall, die sich aber vornehmlich auf – ähmm – proteinreiche Ernährung konzentriert.

Aufjedenfall nochmals ein schöner Abschluss für unsere Reise und einen Stopp in dem wir auch ein wenig entspannt durch die Stadt spaziert sind – eine, am letzten Tag, willkommene Abwechslung – was uns zu einer interessanten Apotheke und dem besten Eis in Town geführt hat.

Seconda fase: Napoli

Neapel ist schon eine reizende Stadt. Vorallem wenn man Abends ankommt und erst einmal in den „Spanish Quarters“ abendessen geht. Schmale, steile Gässchen mit unzähligen Balkonen und Dekoration, soweit das Auge reicht. War schon echt witzig durch das Labyrinth zu spazieren und ständig Neapolitaner (keine Italiener!) auf ihren Rollern hupend durch die Gegend pfeifen zu sehen (natürlich oft ohne und wenn mit, mit offenen Helmen). Als wir uns dann zum Pizzaessen hingesetzt haben, stellen wir fest, dass alle Roller fahren, weil Autos schlicht nicht durch die Gassen passen. Doch wie sich herausstellt, lagen wir nicht ganz richtig: Als es ein Rettungswagen mit Blaulicht nach 3x reversieren um die Ecke in unsere Gasse schafft werden die Tische zurechtgerückt und gemütlich (es dauert ohnehin ne ganze Zeit bis der Rettungswagen die paar Meter bei uns ist) Markisen ein Stück nach oben gekurbelt und schon fährt er mit 10cm Abstand zum Tisch (gefühlt 0 Abstand bei den Spiegeln) an uns vorbei. Alles in allem ein Neapel gut repräsentierendes Erlebnis.

  • Neapel <3

Auf jeden Fall auch sehenswert ist Sotterranea, die Unterwelt von Neapel. Kurze Geschichtseinheit: Neapel wurde ca. 700 vC. von den Griechen gegründet. Diese nutzten das Vulkangestein, Tuff, das aus tieferen Bodenschichten gewonnen wurde, zum Hausbau. Dabei entstanden unterirdische Kavitäten, die dann in nächster Folge in Kombination mit Aquädukten zur Wasserversorgung genutzt wurden. Nach einer Cholera-Seuche wurden die Zisternen stillgelegt. Im zweiten Weltkrieg wurden die 40m tiefen Tunnel dann noch als Schutzbunker genutzt.

In Neapel muss man sich auch fast mit dem Elefanten im Porzellanladen beschäftigen: Dem Vesuv. Ca. 80n.Ch. gab es einen riesigen Ausbruch, dem unter anderem Pompeji zum Opfer gefallen ist. Eine ganze Stadt aus dieser Zeit als gut erhaltenes Museum ist wirklich ein gutes Fenster durch die Zeit. Man kann sich dort Thermen, Theater, Sporthallen und auch ein eigenes Amphitheater ansehen und lebhaft vorstellen. Neben diesen großen Bauwerken sind aber auch die ganzen Casa’s (Häuser oder besser: Villen) gut erhalten. Man kann dort die mit Mosaiken verzierten Böden, Innengärten und noch so manch andere römische Luxusräume betrachten. Mit Weingärten, Brunnen, Watebecken und mit Kunstwerken verzierte Innenhöfe stelle ich mir das Leben als in Pompeji lebender römischer Bürger eigentlich ganz nett vor. Natürlich statten wir auch dem Vesuv einen Besuch ab – weit zu wandern ist das jedoch nicht, da der Bus bis fast ganz nach oben fährt. Dort ist der Ausblick auf Neapel malerisch. Der Blick in den Vulkan lässt einen das Ausmaß der Explosion nur erahnen und das Vulkangestein komplettiert das Gefühl. Natürlich habe ich so einen Stein dann gleich mitgenommen. Und welches Auto schafft es bis ganz auf den Grad hinauf? Of course, ein alter Fiat Panda xD.

  • Pompeji: Straße

Reden wir schnell über die Züge in Italien: Diese sind nämlich wirklich schnell, pünktlich und auch sauber. Ein gutes Schnellzugnetz ist schon einfach nice. Müssten nur noch wir auch pünktlich am Bahnhof sein. Waren wir vielleicht einmal nicht ganz und die Aktion hat nach einer Öffi-Wartezeiten-Pechsträne schon zu ein bisschen Stress und einem knackigen 7-Minuten-Sprint geführt. Ingrid war mit der Gesamtsituation dann nicht ganz so zufrieden, aber man kann’s nicht immer allen recht machen. Next up: Florenz