Was lange währt wird endlich gut – kann man zu unseren Surfplänen sagen. Nachdem vor allem Eva viel geplant und Optionen zusammengesammelt hat, haben wir es endlich zu einem taiwanesischen Surfstrand geschafft:

Das Hostel ist zwar eher spartanisch und eher ein Gästezimmer mit Matratzen, doch davon und auch vom kalten Wetter lassen wir uns nicht beirren. Am nächsten Morgen geht’s dann zum Strand und nach einer kurzen Paddel- und Aufspring-Einschulung geht’s auch schon in die Neoprenanzüge und an den Strand. Der Start ist glaube ich bei jeder Surfkariere ziemlich ähnlich. Man beginnt mit Weißwasser (bereits gebrochene Wellen), was sich zwar harmlos anhört, aber in Wahrheit doch eher einem hinterhältigen Wrestler gleicht. Sie kommen mit leicht genug Kraft angerollt, um einen in jeglicher erdenklichen Art und Weise aus dem Gleichgewicht zu bringen. Besonders Böse: Wenn der Schwerpunkt zu weit vorne oder die Welle gerade hinter einem beim Brechen ist, glaubt das Surfboard eine neue Bestimmung als U-Boot gefunden zu haben und man taucht eher episch als anmutig ein. Um den Stunt perfekt zu machen wird das Surfbrett hinter einem in die Luft geschleudert. Nach und nach gelingt es uns dann doch die ein oder andere Welle zu fangen und auch ein paar Mal aufzustehen. Was man auch bedenken muss: Das Ganze ist halt wirklich wahnsinnig anstrengend. Man kämpft sich 20 Meter ins Meer hinaus, nur um sich dann von 5 Wellen, die man als nicht perfekt ansieht, überrumpeln zu lassen und dann die sechste Welle gedreht und verspätet anzunehmen und sich zurück Richtung Strand strudeln zu lassen. Zugegeben, mit der Zeit hat das immer besser funktioniert, wir haben gelernt, wie die Wellen brechen, wo es leicht und seicht zum Hinausgehen ist und wann und wie man die Wellen annehmen kann. Nach dieser ersten Schwierigkeit ist es dann gar nicht mehr so schwer aufzustehen, vorausgesetzt man hat noch die nötige Kraft.
Zu Mittag hatten wir dann wieder ein taiwanesisches Extra: Uber-Suppe im Plastiksackerl – schon ein bisschen wild. Tat aber trotzdem ganz gut. Beim Essen mussten wir uns nur immer ein bisschen sputen da einem außerhalb des Wassers mit Vollkörper-Neopren tatsächlich viel kälter wird. Am Abend landen wir noch in einer Pizzeria die das Surf-Ambiente perfekt einfängt. Mit einen gechillt chaotischen Gastgarten, Karaoke und Surfvideos im Hintergrund könnte man fast meinen, man wäre auf Hawaii. Nach ein paar Runden Kartenspielen schlafen wir alle aber ziemlich gut.
Am nächsten Tag waren dann zwar leider schon so manche Handflächen oder Kniekehlen angeschlagen, wir haben uns aber trotzdem wieder in die Wellen und geben ein weiters mal unser Bestes. Nachdem unsere Muskeln dann endgültig Wackelpudding gleichen, geht’s wieder Nachhause und es gilt auf ein Neues, den Berg an Uniaufgaben zu bewältigen.
Natürlich nur, damit Rene dann an einem der nächsten Wochenenden eine Radtour mit dem NYCU-Radclub zu machen. Dabei kann ich wieder ein Rad des Clubs ausleihen. Der sportliche Aspekt beginnt schon beim Aufstehen um 6 Uhr, denn um 7 ist Treffpunkt und es geht auch schon los. Die Tourplanung war dabei ziemlich cool: Es gab keinen „Tour de france“-Stress und keinen Besenwagen (jeder durfte Mitfahren und das Tempo wurde an die schwächeren Teilnehmer angepasst), sondern mehr ein Sightseeing auf zwei Rädern um die Gegend um Hsinchu zu erkunden. Angefangen bei einer lokalen Brauerei (nur zum Anschauen – versprochen), dem Hehuan Sone Weir (Steinmauern im Wasser, die Fische nach der Flut in künstlichen Becken „fangen“) und dem Cape of Good Hope (mit einem der größten Windparks Taiwans). Zu Mittag gab es dann für mich zum ersten Mal klassisch taiwanesisch „Family style“ Dinning: Jeder bekommt Reis. Der Rest der Bestellungen kommt auf einen große, sich drehende Platte in der Mitte des Tisches und jeder nimmt sich, was er gerade möchte (oder was er gerade kriegen kann xD). Am Nachmittag ging es dann weiter zu einem Reservoir und von dort an, begann auch das Radfahren an sich richtig Spaß zu machen. Die Straßen sind umgeben von subtropischem Wald, der angenehmen Schatten spendet, und man dennoch gute Aussichten auf die dunkelgrünen Hänge genießen kann. Es geht mit pass-ähnlichen Straßen jeweils immer ca. hundert Meter auf und ab, am Rand der Straße sind gepflegte Büsche und der Zustand des Asphalts ist bedenkenlos gut und Verkehr ist fast keiner. Zum Ende der Tour hin trennt sich dann die Gruppe noch auf um einen Pass zu fahren oder zu umfahren und mir fällt die Entscheidung nicht wirklich schwer. Ein sportlich guter Anstieg von ca 500 Metern wird mit einer tollen Aussicht und einem Sonnenuntergang. Beim Bergabfahren kommt es dann fast noch zu einem Auffahrunfall. Der Auslöser: Eine Bande Affen, die sich frisch fröhlich unterhalten, und zwar zögerlich, aber ohne Rücksicht auf die Straßenverkehrsordnung die Straße queren. Schon ein einmaliges Erlebnis. Beim BBQ am Abend bin ich der einzige International und englisch wird kaum gesprochen. Während der Fahrt oder den Pausen gab es noch direkte Gespäche und auch in kleinen Gruppen haben die Taiwanesen Englisch gesprochen, doch beim Grillen ist damit leider Schluss. Auch vom Ausdauertrainingsvortrag eines Taiwan-Top 10 Radfahrer konnte ich nicht so viel mitnehmen.
Am nächsten Morgen besuchen wir die im Ort gelegene Old Street für ein nettes Frühstück und brechen dann über weitere Reservoirs und den schon bekannten Hsinchu-Buddha-Tempel zurück nach Hause auf. Zu Mittag haben wir uns dann noch eine kleine Spezialität – einen Brown-Sugar-Bun (genau das, wonach es klingt) geholt und dann waren wir auch schon wieder zurück. Alles in allem ein toller Ausflug, mehr englische Kollegen wären aber echt cool gewesen.











































































































































































































































































































































































































































































































































































































































































































































































































