Süden: Queenstown, Milford Sound und ein Flug ohne Landung

„Wenn du das Universum zum Lachen bringen willst, erzähl ihn von deinem Plänen.“ Wir haben heute (wieder einmal in diesem Urlaub…) gezeigt, dass dieses Sprichwort tatsächlich ein Witz ist. Aber starten wir von vorn.

Nachdem sich nach unsere Krankenhausrunde und der verspäteten Fähre Milford Sound nur mehr schwer ausgegangen wäre, haben wir uns unter dem Motto „Die Kreditkarte müss glühen“ (© Eli) einen Rundflug zum Fjord inklusive Landung und Bootstour gebucht. Nach einem kurzen Stopp beim Arrowtown am Morgen (alte Goldgräberstadt) sind wir dann auch schon am Weg zum Abholpunkt des Rundfluges. Als wir so dort warten kommt die Mail: Flug wegen Schlechtwetter abgesagt. Wtf. Bei uns ist strahlender Sonnenechein. Aber anscheinend ist es im Fjord ziemlich mies. Jedenfalls stehen wir erst einmal wie begossene Pudel da. Umbuchen / Verschieben ist wegen Ausbuchung der nächsten Tage nicht möglich. Tja. Dann haben wir für den nächsten Morgen Falschrimspringen geplant. Netterweise dürfen wir das vorziehen und so sind wir, nach einem Queenstow-Spaziergang, doch noch auf dem Weg in ein Flugzeug. So nach und nach, beim Anziehen der Spunganzüge, wird einem bewusst wie dumm die Idee eigentlich ist. Nach einiger zeit gehts dann leicht nervös in den Flieger und wir sitzen gleich direkt neben der Sprungtür. Schon der Start ist aufregend denn das Flugzeug liegt nicht wie ein Passagierjet, sondern mehr wie ein Drachen in der Luft und Sitze o.ä. gibt es nicht. Nach einigen holprigen aber dennoch spektakulären Kurven sinken wir wieder und zu aller Enttäuschung landen wir auch wieder. Ich bin ja kein Skydive-Experte, aber normal landet man dabei doch nicht. Am Boden dann gleich die Aufklärung: Zu viel Wind – keine Sprünge mehr an diesem Tag. So ein Mist. Sobald wir in diesem Urlaub einen Fuß in ein Flugzeug setzen, gibt es Probleme (Sarumans Flüche scheinen ganzschön gut zu funktionieren….). Tja, dann ändern wir unsere Pläne eben noch einmal. Sofern man zu diesem Zeitpunkt noch von einem Plan reden kann.

Roadtrip Mode: Ab gehts mit dem Auto zum Milford Sound, mit vorherigem Zwischenstopp zum Schlafen. Dort gibts, serviert von zwei Tirolern, die beste Pizza des Urlaubs.

Am nächsten Tag begrüßt uns der Tag erst einmal mit Regen. Der Vormittag fällt damit ins Wasser, denn das Ziel ist ohnehin Milford Sound. Und nach einem kleinen Schock entlang der Straße beginnt man die Ausmaße und Größe des Fijords zu begreifen. Wir haben auch schon Andeutungen gehört, dass heute ein guter Tag für Milford Sound ist, da es die Nacht regnet und dann aufreißen soll. Und schon beim Hineinfahren verstehen wir warum. Nach dem Tunnel (bisher einzigstem in NZ) taucht man so richtig in die Atmosphäre ein: Mehr als tausend Meter hoch aufragende Felswände, auf denen alle paar Meter kleinere und größere Bäche als weiße Fäden ins Tal stürzen. Atemberaubende Anblicke, mit die Besten des Urlaubs. Die unbedingt empfehlenswerte Bootstour nimmt einen mit, einmal bis ans offene Meer hinaus und wieder zurück. Dabei kann man den Fjord in seiner ganzen Bracht genießen. Die Szenerie ist einfach gewaltig. Mehr als 2000m hohe Berge (die Dimensionen muss man erst erfassen – wenn der Guide so nebenbei erzählt „… ja der Wasserfall ist 150m… “ kann man das anfangs garnicht glauben) und der dazwischenliegende, vom Gletscher herausgeschliffene, 300m tiefe Fjord offenbart den Blick auf steile Felswände überzogen mit sattgrünen Regenwälder (die eigentlich an so steilen Wänden garnicht wachsen sollten). Doch das eigentliche Highlight sind die unzähligen weiß bis silber in den Ozean fließenden Flüsse. 90% davon sind nur temporär, aber genau hier kam uns der Regen vom Morgen gelegen. Oft gibt es auch gleich „Windfälle“ wo das Wasser vor es den Boden erreicht vom Wind verblasen wird. Insgesamt einfach ein Anblick an dem man sich nicht sattsieht: Die wie ein Schleier ins Tal stürzenden Wasserfälle mit regenwaldgrünem und steinern schimmerndem Hintergrund. Damit auch die Tollerei nicht zu kurz kommt, warnt der Captain vom Schiff vor einem wasserreichen Wasserfall, wer nicht nass werden wolle, solle ins Innere gehen und wer wild ist, soll an den Bug gehen und sich nicht unter die Reilling ducken. Und das war wieder einer der Momente der verdeutlicht hat, das wir nicht in Grawa sind: Die hohe Fallhöhe und Menge in Kombination erzeugen einen derart starken Gischtwind, dass man auch in relativ großer Entfernung innerhalb kürzester Zeit komplett geduscht ist und dem Unterwasser-Luftanhalte-Drang widerstehen muss. War auf jeden Fall die zusätzliche Autofahrzeit wert und sollte sich jeder ansehen, der in diese Ecke der Welt kommt.

Die nächste Nacht ist kalt – findet zumindest Simon, der einen Radau veranstaltet und dann den Heizlüfter neben dem offenen Fenster aufstellt. Ich gehe eine kurze Runde laufen und anschließend wollen wir früh fahren. Aber das haut leider nicht ganz hin, den die Herren der Schöpfung haben weder Aufstehambitionen, noch lassen sie sich , ohneeine Diskussion zu starten, zum Beeilen animieren. Am Nachmittag schaffen wir es dann doch nach Queenstown und Lukas und ich (die einzigen die sich Gesund genug fühlen und/oder nicht herumsudern) Fahrräder auszuleihen und die Gegend um Queenstown unsicher zu machen. Hier gibt es, wovon die Stubaier träumen: Ein gut ausgebautes Mountainbikenetz getrennt vom Verkehr. Die Wege gehen von gut ausgebauten Forstwegen bis zu anspruchsvollen Downhill-Sektionen, wobei wir auf den normalen Trails bleiben. Also die Mountainbikes braucht man, aber schwierig ist es nicht. So radeln wir die Küste entlang, flussaufwärts, um einen See und dann das ganze wieder zurück. Ein neben bisschen blödeln am See setzen wir aber ein gutes Tempo an, da wir die Strecke auf der Karte geschätzt haben und Steigungen und schwierige Sektionen gekonnt ignoriert haben. Alles in allem aber eine coole Runde und das obligatorische Eis hat den Tag ganz gut abgerundet.

Am nächsten Tag in der Früh ist es wieder so weit. Mein Puls ist leicht erhöht und wir fahren in die Pampa vor Queenstown zur „Dropzone“. Diesmal schauts mit dem Wind besser aus, nur ein paar leichte Wolken, aber die scheinen kein Problem zu sein. Also gehts los. Wieder sitzen wir im Flugzeug ohne Gurt und Sitz. Diesmal geht der Flug auch konsequent nach oben. Auf 3.000m stabilisiert sich der Flieger, geht vom Gas und es wird ruhig (ich glaube das Flugzeug ist zu diesem Zeitpunkt nur noch geglitten). Der Wahnsinn, der sich die letzten paar Minuten angebahnt hat, und den ich mit schöner Aussicht und analytischen Sicherheitsgedanken unterdrücken konnte, kommt jetzt heraus. Der Magen ist so leicht, dass meinen könnte, er ist leer, und als Simon vor mir springt, denke ich kurz, ich werde bewusstlos. Aber ich komme nicht mehr aus. Ich setze mich mit meinem Tandemspringpartner an die Kante, gebe ganz ungezwungenes Daumen nach oben – einmal Schwung holen und alle Sicherungen sind raus. Die ersten Sekunden sind Wahnsinn. Dann kann man sich langsam mit der Situation anfreunden, die Arme ausstrecken und genießen. Nach ca. 25 Sekunden wird dann der Fallschirm gezogen und die Erleichterung ist schwer zu beschreiben. Dann gleitet man ruhig dahin und hat sogar die Zeit, die Aussicht zu genießen. Mein Tandemspringer zeigt mir einen 360° Regenbogen und wir steuern direkt darauf zu. Dabei sind wir gerade etwas über der Wolkendecke und unser Fallschirmspringerschatten ist genau in der Mitte des Kreises (physikalisches Phänomen- Schatten ist immer mittig). Ein faszinierender Anblick, der sich hoffentlich gut in meinem Gehirn eingebrannt hat. Die Gleitstrecke wird durch ein paar Akrobatik-Manöver abgekürzt und im Nu stehen wir wieder mit breitem Grinsen am Boden. Cooler Adrenalinrush – auf jeden Fall irgendwann noch einmal.