Wir reisen zurück zum 9.November 2024. Denn an diesem Zeitpunkt wird das heilige Plannungs-Onenote erstellt und die Idee des Asien-Auslandssemesters rückt das erste Mal in greifbare Nähe. Eva und Rene brainstormen sich durch die Auswahl an Unis und nach einigen harten Verhandlungsrunden entscheiden wir uns, an taiwanesischen Universitäten zu bewerben. Erstwunsch ist die NYCU, (National Yang Ming Chiao Tung University), die in Hsinchu, einer Kleinstadt in der Nähe von Taipei liegt. Bekannt ist Hsinchu hauptsächlich durch den dort angesiedelten Halbleiter-Weltmarktführer TSMC. Neben der Bewerbung an der TU geschieht jedoch zuerst einmal recht wenig, was sich aber dann schlagartig ändert, als es um die Bewerbung an der Gastuni selbst geht. Eva macht die ganze Situation nämlich spannend, indem sie in einer labilen Position zwischen Bachelor und Masterstudium steckt. Die NYCU möchte das aber genauer wissen und da die Kommunikation per Email dank Zeitverschiebung grundsätzlich auf einen Email-Austausch pro Tag beschränkt, bleibt Eva dann zum Ende der Deadline hin auch mal die ganze Nacht wach, um mit der freundlichen Frau Peng zu kommunizieren.
Mit allem unter Dach und Fach geht es dann mit den weiteren organisatorischen Schenanigans weiter:
- Impfen (die das Reisebudget schon vor der Reise grob dezimierten)
- Visa (wobei es hier einen offiziellen, komplizierten und einfachen, aber grundsätzlich illegalen Weg gab – wir sind ausnahmsweise auf der sicheren Seite)
- Flüge (wobei Rene Evas Nachnamen nicht ganz geläufig war und die Buchung dann über mehrere Vermittler hinweg korrigiert werden musste)
- Versicherungen (wobei wir uns hier den Spaß gemacht haben alle Angaben einer Versicherung durchzuklicken, nur um dann am Ende festzustellen, dass diese nur in Deutschland angeboten wird)
- chinesische Apps einrichten (man wird schneller gesperrt als die Seite lädt und darf dann mit den Chinesen per Telefon über die Entsperrung diskutieren)…
Doch bevor wir in Taiwan studieren, wollen wir unseren Flug noch nutzen und quasi „auf dem Weg“ noch zwei Wochen lang China unsicher machen. Dabei gibt es unzählige Reiseziele und Attraktionen, wir entscheiden uns für eine „klassische“ Tour mit Städten, Kultur und Nationalparks. Zuerst fliegen wir für drei Tage nach Beijing, um uns dort die Chinesische Mauer, verbotene Stadt und die Hutongs (alte Einkaufsstraßen) anzusehen. Danach geht es für den zweiten Stop in die alte Kaiserstadt Xi’an wo wir die weltbekannte Terrakotta-Armee besuchen wollen. Anschließend geht es raus aus den Millionenstädten zum Nationalpark Zhangjiajie, bekannt für seine Gesteinsformationen, die als Vorbild der „Hallelujah Mountains“ aus Avatar gelten. Am Ende sehen wir uns noch die Region um Guilin an, in der es sanfte Hügel, idyllische Flüsse und Reisterrassen zu sehen gibt. Was wir auch schon wissen: August ist in China Ferienzeit und daher sind auch viele inländische Touristen zu erwarten und die Temperaturen werden sehr heiß, bei gleichzeitig vielen Regenfällen. Da wir aber an die Unitermine gebunden sind, nehmen wir das in Kauf – schließlich wollen wir ja auch nicht erzählen, wir waren in China und haben keine Chinesen gesehen.

Anfang August geht es aber dann schlussendlich in die heiße Phase: Packen und Abschied nehmen (bzw. allen frohe Weihnachten und ein gutes neues Jahr wünschen), noch einmal einen kräftigen Zug Tiroler Höhenluft schnappen und schon geht es los.
Rene kommt schon solide spät am Sonntag Abend vor dem Abflug nach Graz, aber noch nicht zu spät um Eva noch beim letzten Siedeln zu helfen. Abgeschlossen wird das Siedeln mit einem Sekt und Chili. Aber da es doch am nächsten Tag früh losgeht, gehts dann auch früh ins Bett. Da Hermann quasi beliebig früh arbeiten kann, bringt er uns netterweise um fünf Uhr zum Zug am Hauptbahnhof. Vollgepackt auf beiden Seiten geht es los Richtung Wien.

Mit einem Kompromiss zwischen den Meinungen, wann man am Flughafen sein sollte, haben wir uns zwischen Evas zehn Stunden und Renes zehn Minuten, auf drei Stunden geeinigt.
Mit einem weinenden und einem lachenden Auge machen wir uns auf den Weg, um Europa für ein halbes Jahr zu verlassen. Nach sechs Stunden in einem Kühlschrank von Flieger haben wir unseren ersten Zwischenstopp in einem noch größeren Kühlschrank – dem Flughafen von Abu Dhabi. Aber auch von dort geht es ohne Probleme weiter und wir warten schon bald im zweiten Flug auf unser Abendessen, um im Anschluss doch noch etwas schlafen zu können. Eva’s taktischer Spielzug – vegetarisches Essen zu bestellen – geht voll auf und sie bekommt vor allen anderen ihr Abendessen. Aber Etihad hat auch Rene schnell sein Essen gebracht und wir landen mehr oder weniger ausgeruht in Beijing.





